Ein abwechslungsreiches Programm erlebten die Mitglieder und Gäste beim Landesverbandstag am 24. März 2012 im Bildungszentrum der Techniker Krankenkasse in Hayn nahe der Landeshauptstadt Erfurt.
Das Fachprogramm hielt zwei Vorträge von Thüringer Fachkollegen bereit.
Dipl.-Ing. Andreas Püls berichtete in seinem Vortrag „Bestandserfassung mittels Drohnen“ von den Erfahrungen über die Anwendung des ANDROMEDA-Projektes (Anwendung Drohnen-basierter Luftbilder - Mosaikierung, Entzerrung und Daten-Auswertung). Als bedeutendste Praxisanwendung präsentierte er die Auswertung von Sturmschäden und die darauf basierende Früherkennung des Borkenkäferbefalls in der Forstverwaltung Thüringens. Eine spezielle Anwendung war die Aufnahme des Leinakanals bei Gotha, einem Baudenkmal mit sehr geringem Gefälle aus der Entstehungszeit von 1396, welches seinerzeit der Wasserversorgung der Residenzstadt Gotha diente. Der Referent nannte weitere Projekte im In- und Ausland. Selbstverständlich wurden auch die photogrammetrischen Grundlagen ins Gedächtnis gerufen. Ein Fachbeitrag über dieses hochinteressante Thema war im VDVmagazin 6/2011 bereits zu lesen.
In dem Vortrag von Dipl.-Ing. Ottmar Weinrich, Öffentlich bestellter Vermessungsingenieur, „Die neue Ausbildung zum Vermessungstechniker und Geomatiker in Thüringen“ wurde auf die Ausbildungssituation eingegangen. Er machte deutlich, dass die Ausbildungszahlen in den letzten zehn Jahren stark rückläufig waren und die Attraktivität der Technikerausbildung, auch aus eigenem Erleben als Ausbilder, ebenso gelitten hat. Die abgeschlossene Berufsausbildung würde teilweise dazu genutzt, um in anderen technischen Richtungen, z. B. im Bauingenieurwesen, zu studieren. In der anschließenden Diskussion wurde darauf aufmerksam gemacht, dass die „Zuständige Stelle“ für die Ausbildung im freien Beruf bei der IHK und nicht wie für alle anderen Auszubildenden in Thüringen beim TLVermGeo angesiedelt ist. Diese politische Entscheidung sollte überdacht und künftig geändert werden.
Bei einer weiteren Verschlechterung der Rahmenbedingungen in der Ausbildung von Vermessungstechnikern – die Geomatiker-Ausbildung ist noch nicht in greifbarer Nähe - ist eine Schließung der Berufsschulklasse in Gotha zu befürchten. Für die traditionelle vermessungstechnische Ausbildung in Gotha, der Stadt, die für bekannte Namen wie Hansen, von Zach, Perthes und Haack steht, wäre dies ein Schlag ins Gesicht.
Am Nachmittag fand die Landesmitgliederversammlung im Beisein der bereits am Vorabend angereisten Gäste, dem VDV-Landesvorsitzenden von Sachsen-Anhalt Achim Dombert, dem VDV-Geschäftsführer Burkhard Kreuter und dem Vizepräsidenten Klaus Meyer-Dietrich statt. Der Landesvorsitzende des DVW Thüringen Michael Osterhold folgte der Einladung zu den Fachvorträgen.
Nach den Berichten des VDV-Landesvorsitzenden Gerald Heilwagen und der Schatzmeisterin Katrin Dünnebeil sowie der Kassenprüfung und Entlastung des Vorstandes entstand eine lebhafte Diskussion über die Ausbildungssituation und den drohenden Wegfall der Gebäudeeinmessungspflicht in Thüringen. Die BDVI-Landesgruppe hat inzwischen ein gemeinsames Positionspapier der Ingenieurverbände gegen die geplante Novellierung des Vermessungsgesetzes zur Streichung der Gebäudeeinmessungspflicht an die Abgeordneten des Thüringer Landtages gerichtet. Der VDV Thüringen hat die Initiative des BDVI unterstützt, um letztendlich Schaden von den Bürgern und dem Freistaat abzuwenden.
VDV-Mitglied Prof. Willfried Schwarz, nutzte die Gelegenheit, die Fortbildungsseminare an der Bauhaus-Universität Weimar über Interdisziplinäre Messaufgaben im Bauwesen und zu Faseroptischen Messverfahren in der Zeit vom 24.-27. September 2012 anzukündigen.
Der Landesvorsitzende gab bekannt, dass mit der Thüringer Sektion der Deutschen Gesellschaft für Kartographie (DGfK) ein gemeinsamer Besuch der Mercator-Ausstellung in Dortmund oder Duisburg geplant ist.
In den Pausen vor der Mitgliederversammlung nutzten die Mitglieder und Gäste die Gelegenheit zum fachlichen Gedankenaustausch und zum Kennenlernen.
Die Räumlichkeiten und das Umfeld des Bildungszentrums boten eine angenehme Atmosphäre und günstige Bedingungen für den Landesverbandstag.