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Fachtagung und Landesmitgliederversammlung 2016

Termin:  05.11.2016 09:00 - 17:30 Uhr
Ort: Chemnitz

Am Sonnabend, den 05.11.2016, fand unser 13. VDV Landesverbandstag im Freistaat Sachsen mit der traditionellen Fachtagung und Mitgliederversammlung des VDV Landesverbandes Sachsen im „Industriemuseum Chemnitz“ unter dem Motto „Sachsen = Wiege & Motor der deutschen Industrialisierung“ statt.

Der Veranstaltungsort in den Räumen und Ausstellungshallen des Industriemuseums war perfekt passend zu den Themen der Fachvorträge gewählt worden.

Der Landesvorsitzende Matthias Kaden eröffnete die Landesfachtagung und begrüßte die VDV-Mitglieder des Landesverbandes Sachsen sowie unsere Gäste, den Vertreter des VDV Bundesvorstandes, Geschäftsführer Herrn Burkhard Kreuter, den Vertreter des DVW Sachsen e. V., Herrn Andreas Reinhold, den Vertreter des BDVI, Landesgruppe Sachsen, Herrn ÖbVI Mattias Wende, die Vertreter der benachbarten VDV Landesverbände Herrn Achim Dombert (Sachsen-Anhalt) und Herrn Frank Pöhlmann (Vize-Präsident und Vorsitzender im Freistaat Bayern), die drei Referenten-Professoren der Fachvorträge sowie die Vertreter der namhaften Vermessungsgerätehersteller Leica Geosystems und AllTerra Deutschland.

Sein besonderer Dank galt dabei den Referenten der Fachvorträge, die gleichzeitig als Vertreter der drei sächsischen Hochschulen mit geodätischen Profilen, die Förderung und Ausbildung unseres Berufsnachwuchses repräsentieren. Letzteres war auch das zentrale Thema in allen Grußworten, die uns von den unseren zahlreichen Gästen überbracht wurden.

Die Vertreter der befreundeten Berufsverbände DVW und BDVI sowie der benachbarten VDV Landesverbände und des Bundesvorstandes betonten einhellig, wie wichtig es ist, Berufsnachwuchs frühzeitig zu gewinnen. Das Interesse für die Ausbildung zum Vermessungstechniker oder Vermessungsingenieur sollte schon in den Schulen geweckt werden. Dabei ist es von besonderer Priorität, auch die entsprechenden Fachlehrer für diese Themen zu sensibilisieren. Nur dann kann dem drohenden zukünftigen Fachkräftemangel in unserem Berufsstand entgegen gewirkt werden.Mit einer verbandsübergreifenden Zusammenarbeit so bei gemeinsamen Veranstaltungen, Seminaren, Exkursionen und Messeauftritten beispielsweise unter dem Motto „Die Geodäten – in Sachsen“ oder „KarriereStart“ kann das gelingen.

Mit zunehmender Technisierung und Digitalisierung des täglichen Lebens werden nicht nur zum Beispiel für das autonome Fahren Daten, somit Grundlagen erforderlich sein, die nur durch Vermessungsingenieure in ausreichender Qualität geliefert werden können! Die vielfachen Forderungen nach „Open Data“ – nach kostenfrei zugängigen, stets verfügbaren und nutzbaren Geo-Daten steht dabei nicht im Widerspruch zu den, eben auch unseren enormen Anstrengungen zur Erfassung und Veredelung dieser Daten.

 

Die Reihe der Fachvorträge wurde von Prof. Dr.-Ing. Jörg Zimmermann, dem Dekan der Fakultät Geoinformation an der HTW Dresden mit dem Thema „Eisenbahnvermessung“ eröffnet. Prof. Zimmermann lehrt Ingenieurvermessung, Vermessungstechnik und Eisenbahnvermessung an der HTW Dresden. Sein interessanter Vortrag begann mit einem Blick zurück auf die Anfänge der Eisenbahn und der damit verbundenen Eisenbahnvermessung. Die ersten Bahnen existierten bereits im 16. Jahrhundert und waren im Bergbau notwendig geworden. Mit dem Einsatz von Lokomotiven und höheren Geschwindigkeiten wurden wesentlich höhere Genauigkeiten im Streckennetz erforderlich. Damals wie heute sind genaue Kartengrundlagen für die Planung und Trassenfestlegung nötig. Während des Vortrages wurden die verschiedenen Begriffe des Eisenbahnbaus definiert und veranschaulicht. Prof. Zimmermann gab darüber hinaus einen Überblick über die verschiedenen Geoinformationssysteme, welche sich bei der Deutschen Bahn im Einsatz befinden. Diese sollen zukünftig von einem übergreifenden GIS abgelöst werden. Die sich aus dieser Entwicklung auftretenden Herausforderungen verdeutlichten das zukünftige Aufgabengebiet der Geodäten.

Zum Abschluss wurden moderne Mess-Technik, -Verfahren und -Fahrzeuge in der Eisenbahnvermessung vorgestellt.

Im Anschluss an diesen interessanten Vortrag gab es eine angeregte Diskussion zu dem Thema, welche Chancen momentan für Absolventen bestehen, sofort den Berufseinstieg zu schaffen – gerade bei so speziellen Vertiefungen wie der Eisenbahnvermessung.

Vorschläge, wie man Schüler für Vermessung interessieren kann, zum Beispiel mit einem Strategiespiel „Vermessungsbüro“ kamen aus dem Publikum. Auch Prof. Dr.-Ing. Wolffried Wehmann von der HTW Dresden betonte erneut, dass das Interesse am Beruf bereits in den Schulen geweckt werden muss.

Damit ging es in eine kurze Kaffee-Pause, die neben interessanten Gesprächen auch für die Besichtigung der neuesten Technik von Vermessungsgeräten an den Firmen-Ständen der Vertreter von Leica Geosystems und AllTerra Deutschland genutzt werden konnte.

 

Der zweite Fachvortrag mit dem Thema „Das Erzgebirge auf dem Weg zum Kulturerbe“ wurde von Prof. Dr. phil. habil. Helmuth Albrecht von der TU Bergakademie Freiberg gehalten. Er ist Lehrstuhlinhaber für Technikgeschichte und Industriearchäologie sowie Direktor des Instituts für Industriearchäologie, Wissenschafts- und Technikgeschichte (IWTG) der TU Bergakademie Freiberg. Am IWTG ist er Leiter der Welterbe-Projektgruppe. Prof. Albrecht gab einen umfassenden Überblick über UNESCO Welterbestätten. Dies sind „… Stätten, die aufgrund ihrer Einzigartigkeit, Authentizität und Integrität weltbedeutend sind …“. Die Welterbekonvention ist „das Übereinkommen zum Schutz des Kultur- und Naturerbes der Welt“, wurde im November 1972 auf der 17. Generalkonferenz der UNESCO in Paris verabschiedet und trat am 17. Dezember 1975 in Kraft. Damit sollen Teile des Kultur- oder Naturerbes von außergewöhnlicher Bedeutung als Bestandteil des Welterbes der ganzen Menschheit erhalten bleiben. Es gibt 1.052 Welterbestätten in 165 Staaten. Darunter befinden sich 814 Kultur- und Industriestätten, 203 Naturerbestätten und 35 gemischten Charakters.

Allein in Deutschland sind es 41 und das ist eine beträchtliche, ja überdurchschnittliche Zahl für so ein relativ kleines Land. In den letzten Jahren ist es immer schwieriger geworden, Objekte in die Liste der Welterbestätten aufnehmen zu lassen. Viele Kriterien müssen dafür erfüllt sein. Verpflichtungen wie der besondere Schutz, der Erhalt und die Pflege müssen eingegangen werden.

Ein interessanter Film zeigte, welche vielfältigen Gründe es gibt, dass das Erzgebirge zum Weltkulturerbe erklärt werden sollte. Angefangen bei der Rohstoffvielfalt über die 800 Jahre andauernde Nutzung durch den Bergbau bis hin zu der großen Bandbreite an montanen, industriellen und kulturellen Sachzeugen. Einzigartig dabei ist, dass diese Stätte grenzübergreifend mit deren traditionellen Bräuchen und historischen Kulturen der Bevölkerung betrachtet werden muss und soll.

Leider wurde der Antrag auf Aufnahme in die Liste der Welterbestätten mit entsprechenden Hinweisen zu bestimmten Kriterien, die noch nicht zur vollsten Zufriedenheit der Kommission erfüllt waren, zurück gewiesen. Es erfolgt nun eine Überarbeitung des Konzeptes und es wird alles dafür getan, dass ein neuer Antrag im Januar 2017 oder 2018 gestellt werden kann. Dann könnte 2018 oder 2019 die Einschreibung in die Welterbeliste erfolgen. Die positiven Auswirkungen auf das Erzgebirge wären grandios und vielfältig. Es würde ein Qualitätstourismus einsetzen, es könnten nationale Förderungen für die Region erfolgen, Natur und Kultur werden nachhaltig geschützt und erhalten.

 

Im dritten Fachvortrag begaben wir uns mit Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Möser auf eine Zeitreise von 1730 bis 2027 durch die „Industrievermessung“. Dabei wurde für den Eisenbahnbau, den Automobilbau und die Vermessung ein Blick in die Vergangenheit, die Gegenwart und in die Zukunft geworfen.

Es wurde der Begriff „Industrie 4.0“ analysiert und an Beispielen aus verschiedenen Industrie-Bereichen im Kontext zur Vermessung, aber auch zur Kartografie und Geoinformation erläutert.

Im Anschluss verdeutlichte Prof. Möser die unterschiedlichen zu erreichenden Genauigkeiten in der Industrie und der Geodäsie. Dabei zeigten viele Beispiele die Entwicklung verschiedenster Messmethoden in beiden Bereichen entsprechend der Forderungen aus der sich rasant weiter entwickelnden Wirtschaft.

 

Nach der anschließenden Mittagspause als kulinarischer Höhepunkt erfolgte eine hochinteressante Führung durch das „Industriemuseum Chemnitz“. In den Hallen gab es um 1900 eine Gießerei verschiedener Maschinenbaufirmen, die bis 1982 in Betrieb war. Einige Jahre waren diese Gebäude ungenutzt bis man sich entschlossen hatte, ein Industriemuseum einzurichten. Bei der Restauration kamen interessante Holzdecken und Wandmalereien zum Vorschein. Seit 2003 gibt es im Industriemuseum verschiedenste Dauer- und Sonderausstellungen. Die Inhalte unserer Fachvorträge spiegelten sich in zahlreichen Beispielen wieder, ob es sich nun um die Werkzeugherstellung für den Bergbau handelte oder die Gegenüberstellung von alten und neuen, numerisch gesteuerten Maschinen.

Nach der Führung konnten einzelne Bereiche des Museum nach eigenen Interessen erkundet werden.

Pünktlich konnte die Landesmitgliederversammlung gegen 15:15 Uhr begonnen werden. Die Tagesordnung war den VDV-Mitgliedern mit der persönlichen Einladung und der Veröffentlichung im VDVmagazin sowie unter www.VDV-online.de rechtzeitig zugesendet bzw. mitgeteilt worden.

Nach der Eröffnung und Begrüßung, Wahl des Tagungsleiters, Genehmigung der Tagesordnung und Feststellung der Stimmenzahl durch das Tagungsbüro begann der Landesvorsitzende Matthias Kaden seinen Bericht zur Landesverbandsarbeit der vergangenen zwei Jahre. Dabei würdigte er auch das aktive Verbandsleben in den 3 sächsischen Regionen, den VDV Bezirken von Chemnitz, Leipzig und Dresden. Mit treffenden Zitaten von Robert Bosch wie z. B. „Lieber Geld verlieren als Vertrauen“ ging er auf die Hauptaufgaben, Ziele und Visionen im VDV-Landesverband Sachsen ein. Im Anschluss gab Schatzmeisterin Astrid Spranger ihren Bericht zur Kasse für die Jahre 2014 bis 2016 ab. Die beiden Kassenprüfer Marko Zaplatilek und Jürgen Rantzsch hatten die Kasse anhand der Belege und Kontoauszüge geprüft und konnten keine Unstimmigkeiten oder Fehler feststellen.

Nach einer kurzen Diskussion zur weiteren Verfahrensweise der Zahlungen zwischen Bezirksverbänden und dem Landesverband, erfolgte die Entlastung des Vorstandes einstimmig durch die Mitglieder.

Die anschließende Wahl wurde von unserem Bundesgeschäftsführer Burkhard Kreuter geleitet. In ihrem Amt bestätigt bzw. neu gewählt wurden jeweils einstimmig:

Position

Vorname Nachname

gewählt für

Landesvorsitzender

Matthias Kaden

4 Jahre

Schatzmeister

Michael Gust

4 Jahre

Referent für ÖBVI

Mattias Wende

4 Jahre

Referent für Öffentlichen Dienst

Jirka Zimmermann

4 Jahre

Referent für TU Dresden

Prof. Dr.-Ing. habil. Michael Möser

2 Jahre

Referent für HTW Dresden

Dr. Robert Kaden

4 Jahre

Referent für TU Bergakademie Freiberg

Dr. Thomas Martienßen

4 Jahre

Kassenprüfer

Chris Sylvia Petz

4 Jahre

 

Da keine Anträge zur Mitgliederversammlung oder weitere Wortmeldungen vorlagen, bedankte sich unser Landesvorsitzender Matthias Kaden direkt im Anschluss beim Organisator der Veranstaltung, unserem stellv. Landesvorsitzenden Roland Irmscher und für die Unterstützung aus dem Vorstand des Bezirkes Süd-West Sachsen (Chemnitz). Allen neu gewählten Vorstandsmitglieder und jene, die den Vorstand nach jahrelanger ehrenamtlicher Tätigkeit verlassen haben, wurde je ein repräsentativer Blumenstrauß überreicht. Ein besonderer Dank ging an unsere langjährige Schatzmeisterin Astrid Spranger als Vorstandsmitglied der ersten Stunde, die nun auch in Bezug auf die VDV-Vorstandsarbeit ihren wohlverdienten Ruhestand genießt.

Es folgten im Weiteren zahlreiche Auszeichnungen zur 25-jährigen Mitgliedschaft im VDV mit der Silbernen Verbandsnadel und einer Urkunde unterzeichnet von unserem Präsidenten Wilfried Grunau. Nach unserem Jubiläum des vergangenen Jahres: „25 Jahre VDV Landesverband im Freistaat Sachsen“ eine logische Folge der grandiosen Gründungsaktivitäten nach den politischen Veränderungen 1989 bis 1990, zur Wiedervereinigung der bis dahin beiden deutschen Staaten.

Nach dem Ende der Veranstaltung bestand das Angebot, den Abend im historischen Gasthof Miramar auf dem Schlossberg Chemnitz bei einem gemütlichen Beisammensein im kleineren Kreis ausklingen zu lassen.