Unter dem Motto „Geodaten und Geodatendienste als Grundlage modernen Verwaltungshandelns“ fand am 30.06.2011 im Museum MARTa Herford die erste gemeinsame Veranstaltung von DVW NRW e. V, VDV e. V. und BDVI e. V. mit 162 Teilnehmern statt. Für den DVW NRW e. V. hat die Bezirksgruppe Detmold unter der Leitung von Herrn Dipl.-Ing. Rolf Grundmann die Federführung übernommen. Den Anlass für die Veranstaltung bildeten die immer wieder kritisch hinterfragten Mehrwerte von Geoinformationen und lokalen GDIInitiativen.
In den Eröffnungsreden gingen Herr Dipl.-Ing. Rolf Grundmann und Herr Dr.-Ing. Stefan Ostrau auf die derzeitige Situation ein. Angesichts der Google Street View-Diskussion und der Geodatenzugangsgesetze sei es zu einer verstärkten öffentlichen Wahrnehmung des Themas Geoinformationen gekommen – allerdings weniger unter Nutzenaspekten, sondern insbesondere unter Datenschutzgesichtspunkten.
Ein Blick in die eGovernment-Zeitschriften offenbare die derzeitige Situation: Zwischen Euphorie und kritischer Zurückhaltung. Von hohem Potential sowie verstreutem Wissen in der Gesellschaft sei die Rede. Die Geodatenthemen würden intensiv in der Fachwelt diskutiert, während die Öffentlichkeit davon bisher kaum Notiz nähme. Angesichts dieser Situation beabsichtigten Bund und Länder mit Maßnahmen wie GDI-DE, Bundesgeoreferenzdatengesetz, WebAtlasDE sowie die Einbindung der Themen in den IT-Planungsrat die Entwicklung voranzutreiben. Im Kommunalbereich stellten sich Fragen dahingehend, ob Verwaltung überhaupt Geoinformationen benötige, wie diese bedarfsorientiert bereitgestellt werden könnten und ob Politik und Wirtschaft den strategischen Nutzen von Geoinformationen mittlerweile erkannt hätten.
Im Rahmen der Veranstaltung ist der kommunale Geodateneinsatz in der Region Ostwestfalen–Lippe („Dachmarke GDI-OWL“) daher unter verschiedenen Aspekten analysiert worden.
In einem ersten Vortragsblock („Braucht Verwaltung Geoinformationen?“) wurde eine Zwischenbilanz aus Sicht zweier Kreisverwaltungen durch Herrn Dipl.-Ing. Markus Schräder (Kreis Lippe) und Herrn Dipl.-Ing. Carsten Tannhäuser (Kreis Gütersloh) gegeben. Berichtet wurde u.a. über ein Projekt der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, in dem der Geodateneinsatz beim Kreis Lippe analysiert worden sei. Demnach seien Potentiale und Anforderungen, Geodaten einzusetzen, fast überall zu erkennen; Mehrwerte entstünden in nahezu allen Bereichen. Längst nicht alle Geoinformationen seien aufbereitet. Folglich sei der weitere Ausbau von GeoGovernment anzustreben. Geodatenportale als zentrale Zugangsknoten seien auszubauen, Geokataloge und Geoviewer einzusetzen, was hinsichtlich der Zugangsoptimierung am Beispiel von Landschaftsplänen des Kreises Gütersloh verdeutlicht wurde. Insgesamt sei eine multivalente Nutzung von Geoinformationen anzustreben.
In einem zweiten Vortragsblock („Wie werden kommunale Geoinformationen bedarfsorientiert bereitgestellt?“) wurde eine Zwischenbilanz aus Sicht einer großen kreisangehörigen Stadt durch Herrn Dipl.-Ing. Ralf Piechottka und Herrn Roland Segsa (beide Stadt Detmold) gegeben. Voraussetzung für die bedarfsorientierte Bereitstellung sei eine zielgerichtete Koordinierung der GDI in Verbindung mit qualifiziertem Personal – eine Chance für angehende Geomatiker. Technisch sei der Zugang zu allen verfügbaren Geoinformationen über verschiedene Zugangswege (über spezielle Kartenthemen, allgemeine Fragstellungen oder über Fachanwendungen) zu gewährleisten. Mittels Workshops und INTRANET-Mitteilungen konnte der interne Bekanntheitsgrad maßgeblich gesteigert werden. Angesichts der verzeichneten 2-stelligen jährlichen Steigerungsraten (über 2000 Zugriffe/Tag; über 1 Mio/Jahr) hätten sich Geoplattformen im Behördenalltag bereits etabliert. Die Einbindung weiterer Geoinformationen sowie interkommunale Kooperationen könnten zu erheblichen Synergien beitragen.
In einem dritten Vortragsblock („Erkennen Politik und Wirtschaft den strategischen Nutzen von Geoinformationen?“) erläuterten Herr Dipl.-Geogr. Andreas Brodowski (Stadt Gütersloh) und Herr Dipl.-Ing. Elmar Schröder (Stadt Paderborn) den Geodateneinsatz aus Sicht zweier weiterer großer kreisangehöriger Städte. Wichtig sei die Nutzung von Geoinformationen auf Basis der Dienste-Architektur sowie die Einhaltung von Standards (z.B. OGC-Dienste, XPlanung, XErleben, CityGML). Wirtschaft, Politik, Verbände und Bürger sollten konsequent in die Nutzung von Standards sowie in vorhandene Lösungen eingebunden werden. In Form eines Perspektivwechsels wurde u.a. analysiert, welche Geoinformationen primär über Externe nachgefragt werden. Der demografische Wandel beinhalte die Chance, Geoinformationen verstärkt als interessenneutrale Entscheidungsgrundlagen heranzuziehen. Verdeutlicht wurde dieses anhand zahlreicher Anwendungsbeispiele (Leerstandsmanagement, Bevölkerungsanalysen, Schulentwicklungsplanung, Serviceoptimierung im Bereich Feuerwehr/Risikomanagement). Als Fazit wurde herausgestellt: Nur wenn die Politik und Wirtschaft wüssten, welche Analyse- und Präsentationsmöglichkeiten im Geodatenbereich bestünden, würde ihre enorme strategische Bedeutung erkannt und die Potenziale ausgeschöpft werden. Verstärkte Kommunikation sei folglich angesagt.
In der anschließenden Podiumsdiskussion mit weiteren Gästen (DDGIPräsident Herr ÖBVI Udo Stichling, Wuppertal, und Herr ÖBVI Thomas Hülsmann, Detmold) wurde über Maßnahmen zur Etablierung von Geoinformationen diskutiert.
Vier alternativ zu buchende Exkursionen am Nachmittag rundeten die Veranstaltung ab.
An dieser Stelle sei noch einmal ausdrücklich allen Akteuren für die rundum gelungene Veranstaltung gedankt. Die Vorträge sind auf der Internetseite des DVW NRW e.V. veröffentlicht.