Alle 2 Jahre unternimmt der VDV Bezirk Wuppertal mit seinen Partnern/innen ein gemeinsames Wochenende, um die Gemeinschaft – unter fachlichen Aspekten – zu fördern. In diesem Jahr wurde Weilburg in Hessen als Exkursionsort angesteuert. Die Planungen vor Ort wurden vom VDV Kollegen Ingulf Thiemann durchgeführt, der vor 2 Jahren an unserer Exkursion zu den Oberharzer Wasserregalen mit seiner Ehefrau teilnahm und uns die Wochenendfahrt nach Weilburg angeboten hat.
Am Freitagvormittag war die Besichtigung mit einer Führung im „Hessischen Schloss Neuschwanstein“, dem Schloss Braunfels vorgesehen. Begrüßt wurden wir vor dem Schloss von den beiden VDV Kollegen Ingulf Thiemann und Dieter Schmidt, der von 1995 – 2007 Bürgermeister von Braunfels war. Dementsprechend aufschlussreich verlief die Führung durch das seit dem 13. Jahrhundert im Familienbesitz der Grafen von Oppersdorff-Solms-Braunfels befindliche Schloss. Es war schon eine besondere Führung durch Herrn Adam, einem pensionierten Geschichtslehrer, der in der Partnerstadt von Braunfels, in New Braunfels / Texas mit Dieter Schmidt als Trauzeuge, geheiratet hat. Wir fühlten uns bei der Führung so, als sei sie ein persönliches Geschenk von ihm an Dieter Schmidt gewesen.
Nach dieser kurzweiligen Führung – die eingeplante Zeit war schon lange überschritten – trafen wir uns mit dem Markscheider Uwe Mathes vor dem Büro seines Bruders, dem ÖbVI Jörg Mathes. Nach der Begrüßung und der neuen Zeitplanung haben wir das ÖbVI Büro besichtigen können. Jörg Mathes führte uns durch sein Büro, das mit zurzeit 35 Bediensteten zu einem der größeren Vermessungsbüros in Deutschland zählt. Er stellte uns seine aktuellen und bereits durchgeführten Aufträge vor und erklärte uns, mit welchem Aufwand er die Kundenakquise ausführt, um sein Büro wirtschaftlich führen zu können. Nach dem anschließenden Mittagessen besichtigten wir die Privathäuser der Brüder Mathes in Braunfels, die von dem Architekten Peter Gronych entworfen worden sind. Diese Häuser sind so außergewöhnlich geplant und gebaut, dass die Besichtigung schon als Highlight gelten darf.
Bei dem Markscheider Uwe Mathes hatten wir mehr Zeit zur Verfügung, so dass wir nicht nur sein Privathaus bis ins kleinste bei Kaffee und Kuchen besichtigen konnten, sondern auch das nebenan mit seinem Bruder Gerd geführte Ingenieurbüro für angewandte Geophysik. Auch hier wurden uns die Aufgaben des Ingenieurbüros sehr gut erläutert.
Der nächste Morgen begann mit der Besichtigung des Kubacher-Kalk-Stollens, der ansonsten nur zu besonderen Anlässen geöffnet wird. Der Stollen wurde 1917 begonnen, aber bereits 1919 wieder stillgelegt. Hier wurde früher Phosphorit abgebaut, was durch die Einbrüche Übertage heute noch deutlich zu erkennen ist. Heute ist der Stollen ein Forschungsprojekt des Höhlenvereins Kubach, dessen 1. Vorsitzender Uwe Mathes ist. Zu dieser Besichtigung konnten wir den Bezirksvorsitzenden Hessen-Mitte, Herrn Horst Gläsmann, recht herzlich begrüßen. Herr Gläsmann begleitete unser Fach- und Rahmenprogramm den ganzen Samstag hindurch.
Vor der Führung in der Kristallhöhle Kubach erläuterte uns Herr Mathes anhand des Grubenplans, welche Sondierungsbohrungen zur Erforschung des Höhlensystems bisher vorgenommen worden sind und welche in Planung stehen. Es wird vermutet, dass der Kalk-Stollen und die Kristallhöhle einen Zusammenschluss besitzen. Die Kristallhöhle wurde durch Zufall in den 70‘er Jahren entdeckt, weil man nach einer Tropfsteinhöhle suchte, die vorhanden ist, aber bis heute nicht neu entdeckt wurde, da keine Pläne vorhanden sind. Nach dieser Einweisung haben wir an einer Führung in der Kristallhöhle Kubach, der einzigen Kristallhöhle der Bundesrepublik teilgenommen. Die Kristallhöhle besitzt mit 30m Höhe auch die höchste Halle aller deutschen Schauhöhlen. Erstaunlich war das fast senkrecht verlaufende Einstiegsloch (ca. 60 cm Durchmesser) zu sehen, durch das der erste Mensch diese Höhle betrat. Wir hatten es etwas bequemer, wir mussten lediglich "nur" 456 Stufen bergab und auch wieder aufwärts steigen. Das anschließende Mittagessen auf der Terrasse des Höhlenhauses haben wir uns dadurch redlich verdient gehabt.
Der Nachmittag wurde gefüllt durch eine Bootsfahrt auf dem beliebtesten Kanu-Wanderfluss Deutschlands – der Lahn – mit der „Wilhelm von Nassau“. Wir fuhren stromaufwärts mit einer Schleusendurchfahrt bis Selters, drehten dort und fuhren stromabwärts, begleitet von vielen der über 3000 registrierten Kanus auf der Lahn. Höhepunkt der Schifffahrt war die millimetergenaue Einfahrt und das rückwärtige Ausfahren in den einzigen Schifffahrtstunnel Deutschlands, der von 1841 – 1847 erbaut wurde.
Nach Beendigung dieser Fahrt auf der Lahn sind wir zum einzigen Tunnel-Ensemble der Welt mit 3 Tunneln gefahren. Hier verläuft die Eisenbahn, die Schifffahrt und der Autoverkehr fast parallel durch den Mühlberg. Auch die Doppelschleuse am Ende des Schifffahrtstunnels ist sehenswert, da die Bedienung der Schleusen auf der Lahn von den Kanuten selbst durchgeführt werden muss.
Das Tagesprogramm wurde durch die Kaffeetafel im Garten der Eheleute Thiemann abgerundet. Von dort fuhren wir in ein Lokal zum Abendessen und gemütlichen Ausklang, bei dem Herr Ingulf Thiemann (der krankheitsbedingt nicht bei der Bundesmitgliederversammlung in Schwerin anwesend sein konnte) um für seine 50-jährige Mitgliedschaft im VDV vom Bundesgeschäftsführer Herrn Burkhard Kreuter und dem Bezirksvorsitzenden Hessen-Mitte, Herrn Horst Gläsmann, würdig geehrt wurde. Diese Ehrung war das i-Tüpfelchen der gemeinsamen Wochenendfahrt nach Weilburg.
Den Ausklang konnten wir am späten Abend bei bestem Wetter unter den Lichterketten des Schlossplatzes bei guter Livemusik begehen, da an diesem Abend die Weilburger Museumsnacht stattfand.
Für das Besichtigungsprogramm am Sonntag hatte Herr Ingulf Thiemann schon einen Tag vorher den Schlüssel für die Schlosskirche Weilburg im Rathaus abgeholt, so dass wir vor der Schlossführung - nach dem Gottesdienst - noch eine „Privatführung“ in der Schlosskirche erhielten. Die Besonderheit dieser Kirche ist, dass sich unterhalb des Altars die Fürstengruft der nassauischen Herrscher befindet und diese territorial nicht zur Bundesrepublik Deutschland gehört, sondern zum Großherzogtum Luxemburg. Die Gruft wird einmal jährlich zum Todestag (17.11.) des Großherzogs Adolf von Luxemburg – Herzog von Nassau – geöffnet. An diesem Tag kann man mit wenigen Schritten Luxemburgisches Terrain betreten. Neben der Kirche, am Eingang des alten Rathauses, befindet sich ein eisernes Muster der Nassauischen Elle, dem Längenmaß bis zum Jahr 1872. Es hat eine Länge von 60,3 cm.
Nach dieser Schlosskirchenbesichtigung am Sonntagvormittag stand noch die Schloss- und Gartenführung der barocken Vierflügelanlage des Hochschlosses Weilburg auf dem Programm. Das Schloss war lange Zeit Wohn- und Regierungssitz der Grafen und späteren Fürsten zu Nassau. Es wurde von 1545 bis 1572 im Renaissancestil erbaut und ist bis heute fast unverändert geblieben.
Der Einblick in das frühere herrschaftliche Leben und Wohnen war erstaunlich. Besichtigen konnten wir u. a. die Küchenräume, in denen fließendes Wasser vorhanden war, die Speisesäle, die übergroße Marmorbadewanne (XXL-Wanne) aus Lahnmarmor, die genauso über fließend kaltes und warmes Wasser verfügt, das Kurfürstliche Gemach, das Pariser Zimmer, der Oberen Orangerie mit 1548 Kachelimitaten nach der Manier von Delfter Kacheln.
Im Anschluss an die Schlossführung erhielten wir eine fachkundige Führung durch den 3-terrassigen Schlossgarten, der in den Jahren ab 1700 entstanden ist.
Nach dem sehr guten Wochenendprogramm haben wir bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen für die Rückfahrt Kraft getankt und sind am Nachmittag wieder zurück in das Bergische Land gefahren.
Durch die vielen Beziehungen des Herrn Ingulf Thiemann und den fachlichen Führungen in den Höhlen und der guten architektonischen Einblicke in die Privathäuser der Brüder Mathes haben wir ein absolut tolles Programm an diesem Wochenende verleben dürfen. An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich an die Organisatoren vor Ort – Herrn Thiemann und die Brüder Mathes – für die Programmgestaltung bedanken. Hier haben wir wieder gemerkt: Der VDV ist eine große Familie, die sich immer wieder gerne hilfreich zur Seite steht.