Der VDV-Bezirk Wuppertal hat zum Jahresauftakt zu dem technischen Denkmal „Gasbehälter Heckinghausen“ eingeladen. Erfreulicherweise wurde unsere Besuchergruppe von Essener VDV-Kollegen/innen verstärkt, so dass in angemessener Gruppenstärke eine Führung stattfinden konnte.
Wir haben schon mehrmals den Gasometer in Oberhausen besichtigt und waren gespannt auf unseren „eigenen“ Gasometer in Wuppertal, der 2019 für Besucher eröffnet wurde.
Die Führung unserer Gruppe wurde von einer ehemaligen Kollegin durchgeführt, die uns mit Ihrem Fachwissen in die Geschichte und den Umbau des Gaskessels entführte.
Der Scheibengasbehälter wurde in den Jahren 1950-1952 errichtet und fasste 60.000 m3 Gas, das über Fernleitungen aus dem nahen Ruhrgebiet bezogen wurde. Die neuere Pipeline-Technologie machte im Laufe der Zeit das Speichern von Gas überflüssig, deswegen wurde er auch im Jahr 1997 vom Netz genommen. Das Gebäude besitzt ein ringförmiges Fundament, auf dem ein polygonales Zwanzigeck mit einer Höhe von 68 Metern aufgebaut wurde.
Für den Stadtteil Wuppertal-Heckinghausen wurde der Gasometer zu einem festen Wahrzeichen und Bestandteil ihrer Silhouette. Durch die Stilllegung im Jahr 1997 wurde er zur Industriebrache. In den 80´er und 90´er Jahren konnten sich mehrere Initiativen und Parteien erfolgreich gegen Abrissgedanken stemmen. Überlegungen zum Umbau gab es viele, doch der Denkmalschutz und die Wirtschaftlichkeitsberechnungen sprachen immer wieder dagegen und schreckten die Investoren ab.
Die neuen Besitzer Thomas Drescher, Marcello Groß und Daniel Mai (letztere Architekten im Wuppertaler Architekturbüro GKM Architektur Studio) planten den Umbau und das Besondere: Ein von der Gaskesselhülle abgerücktes, eigenständiges Gebäude in den Kessel hinein zubauen.
Die Bilder und der Film zum Umbau (in der Ausstellung zu sehen) stellten die enormen Kraftanstrengungen dar. Der Baubeginn zur Umnutzung wurde im Jahr 2016 in Angriff genommen. Die erste Baustellenöffnung in der Stahlhülle mit den Maßen 2,85 x 3,20 waren auf den Kranwagen abgestimmt, der für die Arbeiten im Gasbehälter erforderlich war. Durch dieses „Nadelöhr“ mussten alle Materialien und Gerätschaften in das Denkmal geliefert werden. Es wurde hier ein vollwertiges Gebäude als „Haus im Haus“ implementiert und nimmt ca. ¾ der Grundfläche ein. Genutzt wird das 5-stöckige „Innenhaus“ durch eine Systemgastronomie, Fitnessstudio und Veranstaltungs- und Ausstellungsfläche. Aus dem Gaskessel ein Fitness-Studio mit Gastronomie und mehr zu machen und dabei ein Haus in der Hülle zu bauen sei schon „ein beklopptes Projekt“, sagte dessen Investor Thomas Drescher.
Wir wurden von unserer charmanten Führerin sowohl bei Tageslicht als auch in der Abenddämmerung auf das Dach des 68 m hohen Gasometers geführt und konnten den tollen Rundumblick auf Wuppertal während unseres 120 m langen Skywalk genießen. Highlight auf dem Dach ist eine Kapelle, die zu "Premium-Trauungen" in luftiger Höhe errichtet wurde.
Im Untergeschoss ist zurzeit eine Ausstellung (Phantasie und Illusion) mit optischen Täuschungen und Projektionen und einer interaktiven Mitmach-Ausstellung zu sehen.
In der ersten Etage ist die Geschichte des Gaskessels eindrucksvoll erläutert. Der Film über die Baugeschichte des Gaskessels fesselt vor dem Bildschirm und lässt über die Baukunst staunen.
Zum Ende der Führung nutzten wir die Gelegenheit, die momentane Ausstellung "Die Wundermaschine - Zauberhafte Welt der Phantasie" anzuschauen. In bequemen Sitzkissen verfolgten wir die 20-minütige Projektion auf Europas größter 360-Grad-Leinwand. Auf 6.000 m 2 Leinwand projizieren 26 Hochleistungsbeamer atemberaubende Illusionen.
Nach dieser Show und der tollen Führung ließen wir den Abend im angegliederten Italienischen Restaurant „Aposto“ bei guten Gesprächen unter Kollegen/innen und Freunden/innen ausklingen.