Am Karsamstag besuchten Teilnehmer des VDV und interessierte Gäste in der ausgebuchten Veranstaltung die Henrichshütte in Hattingen und erlebten den Luftsschutzstollen mit fachkundiger Führung.
In der Henrichshütte wurde seit 1854 Stahl produziert. In der Zeit wurde das Werk immer weiter ausgebaut und vergrößert, zuletzt 1940, als der Hochhofen Nr. 3 die Produktion aufnahm. In diesem Hochofen konnte mit einer Tagesleistung von 800 t Rohstahl täglich mehr erzeugt werden, als mit den beiden anderen Hochöfen zusammen. Nach 1987 wurde die Stahlproduktion eingestellt, der Schmiedebetrieb wurde noch bis 2004 fortgesetzt. Dabei war diese mit einer Produktion von 8500 t die größte Schmiede Europas.
Nach Abriß verschiedener Anlage auf dem Gelände ist die Henrichshütte mittlerweile eines von acht LWL-Industriemuseen und Teil der Route der Industriekultur.
Aufgrund der hohen Stahlproduktion war die Henrichshütte im Zweiten Weltkrieg als kriegswichtig eingestuft und dementsprechend Ziel von alliierten Luftangriffen. Deshalb wurden schon vor Kriegsbeginn einige Bunkeranlagen sowie auch ein Luftschutzstollen auf dem Hüttengelände errichtet. Unter fachkundiger Führung von Herrn Dipl.-Ing. Michael Ide vom Studienkreis Bochumer Bunker e.V. konnte dieser Bunker mit Schutzkleidung begangen werden. Dabei zeigte sich die Anlage teils direkt als Gänge in den Fels, während die eigentlichen Schutzräume mit gemauerten Stützgewölbe versehen waren. Diese Anlage war für 250 Menschen vorgesehen, letztlich wurde sie aber von 500 Personen genutzt. Während der Eingang nach den Bauvorschriften von 1941 für den Bunkerbau, Eingangsbereich mit Schutzbauwerk ähnlich dem Westwall, gestaltet war, ist der heutige Museumseingang der damalige Notausgang mit entsprechend weniger aufwendigen Schutzvorrichtungen. In der gesamten Anlage ist der bergmännische Ausbau erkennbar, es konnten aus der gesamten Umgebung entsprechende Fachleute für diesen Ausbau herangezogen werden.
In seinen Ausführungen berichtet Herr Ide lebhaft und interessant über den Ausbau und die diversen Schutz- und Versorgungseinrichtungen der heute als Museumsstollen bezeichneten Anlage. Ergänzend führte er weitere Anlagen im Ruhrgebiet und speziell in Bochum auf, die alle dem Luftschutz gedient haben. Wir danken an dieser Stelle Herrn Ide für eine kurzweilige, fast zweistündig dauernde Exkursion in den für Viele unbekannten Untergrund und empfehlen diese Veranstaltung weiter.
Die Veranstaltung endete mit der weiteren Besichtigung der Anlagen auf dem Museumsgelände.