Eingebettet in die Fachvortragsreihe bei der Landesausschusssitzung des VDV-Landesverbandes in Altenberge präsentierte Bernd Bäumer von der ortsansässigen Firma Agrartechnik die neuesten New Holland – Innovationen 2017 in seinem Vortrag mit dem Titel Präzisionslandwirtschaft (PLM = Precision LandManagement). Eingeladen hatte hierzu die Bezirksvorsitzende Anke Thielisch den VDV-Bezirk Münsterland.
Aus einer Online-Befragung der Universität Göttingen unter Landwirten stellte sich heraus, so Bernd Bäumer als Einstieg in diesem Thema, dass die Landwirtschaft in zukunftsfähige Lenkassistenzsysteme investieren möchte, wenn auch praxistaugliche Lösungen angeboten werden. Hauptgrund ist hierbei die Einsparung bei der Bearbeitung der Ackerböden durch Überlappung der Fahrspurbreiten bei der Bewirtschaftung der Felder. Investiert wird nur, wenn auch bei den Landwirten etwas dabei heraus springt, so die vielfach vertretende Ansicht von den investierenden Agrarunternehmern. Anhand eines Beispiels berechnete und erläuterte B. Bäumer die möglichen Einsparpotenziale im Bereich der Arbeitszeit, Kraftstoffverbrauch und Verschleiß bei den Maschinen sowie beim Einsatz von Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel.
Bei der Vorstellung der verwendeten Satellitensysteme für den PLM-Einsatz auf den Maschinen waren alle Zuhörer überrascht, dass die Firma Agrartechnik fünf eigene RTK-Stationen im größeren Umkreis selber aufgebaut hat und diese unterhält. Hierdurch wird eine hohe Genauigkeit aber auch Einsatzstabilität bei der Anwendung gewährleistet. Die Stationen haben eine Reichweite von 30km und sind auf Gehöften von Kunden installiert.
Aus der Produktpalette von New Holland wurden die verschiedenen Lenksysteme vorgestellt. Angefangen von der parallelen Spurführung zur Lenkassistenz bis zum integrierten Lenksystem wurden mit Hilfe anschaulicher Darstellungen die High-Tech-Produkte im Einzelnen erläutert. Dabei stach das vollintegrierte Lenksystem mit Autopilot und höchster Genauigkeit und das bei allen Geschwindigkeiten von 0,35km/h bis 30km/h hervor. Anschaulich erläutertet wurden die dazugehörigen Systemkomponenten wie Auto-Sense-Lenkwinkelsensor, Hydraulikventil und NavigationController.
Zusätzlich wurde der Autopilot für die Anbaugeräte vorgestellt. Eine aktive Lenkung und Steuerung des Anbaugerätes ist hiermit möglich. Ermöglicht wird die Steuerung der Seitenschub- und Rückfahrsysteme erst durch die Installation des zweiten GPS-Empfängers.
In der Praxis haben sich hier vor allem der Einsatz bei den Sonderkulturen wie Spargel und Erdbeeren, aber auch bei der Gülleinjektion in den Boden sowie bei den Biobauern das StripTill (Bodenauflockerung in den Pflanzreihen) bewährt. Weitere Möglichkeiten bieten sich hier in der Pflugsteuerung, beim Einsatz von FieldLevel (Flächenplanierung) wegen Stauwasser und Teilbreitenabschaltung des Anbaugerätes beim Einbringen von Pflanzenschutzmitteln an.
Aus den Daten des Eintrags von Pflanzenschutzmittel und der Auswertung von Bodenflächenkarten und Ertragswertzahlen der Bodenschätzung werden digitale Düngekarten für die einzelnen Felder erstellt. Dieses vereinfacht die gesetzliche vorgeschriebene Dokumentation der Verwendung und Nachweis von Pflanzenschutzmitteln. Zugleich kann aber auch bei Berücksichtigung der genauen Kenntnis der Bodenbeschaffenheit die Quantität von Saatgut, Dünger und Pflanzenschutzmittel für die einzelnen Ackerschläge optimiert werden.
Zum Abschluss wurde das System PLM-Connect vorgestellt. Es verbindet alle eingesetzten Traktoren und Drescher mit einer Zentraleinheit. Zum einen kann immer der aktuelle Standort lokalisiert werden, zum anderen kann der Unternehmer durch die übermittelten Daten wie Kraftstoffverbrauch, Motorlast, Drehzahl und eingelegter Gang eine Analyse durchführen. Mit Hilfe dieser Auswertung ist eine Optimierung der Leistungssteigerung der Maschinen und eingesetzten Fahrer über die gesamte Saison hinweg möglich. Es sind noch viele Einsparpotenziale im Bereich der technischen Präzisionslandwirtschaft zu erwarten.
Die Ausführungen von Bernd Bäumer erschlossen den Zuhöreren ganz neue Einsatzmöglichkeiten der GPS-Technik in der Landwirtschaft und zeigten auf, welche wirtschaftlichen Möglichkeiten den Anwendern hiermit eröffnet wird.