Dank der guten Verbindungen zu seiner ehemaligen Wirkungsstätte, gelang es Friedrich Koch, die Kollegen Klaus Cichon und Wolfgang Hicking zu einem Vortrag über die
"Vermessung bei der Errichtung von Windparks in Nord- und Ostsee",
einzuladen.
Die Vortragenden hatten das Thema mit dem Untertitel: "Tunnel und Ingenieurvermessung meets Nautik / Navigation" erläutert. Das sagt einiges über die Anforderungen, die sich für die Ingenieure der HOCHTIEF Solutions AG, Civil Engineering and Tunneling, ergeben haben.
Festpunkte, Höhenbolzen, orthogonale Koordinaten, Handyempfang, darauf muss man auf See erst einmal verzichten. Dafür gibt es an Bord der Arbeitsplattform, einem Hubschiff, Vollpension, die "Musik" der Rammpfähle, und wenn man kann, auch etwas Schlaf in der kleinen, mit SAT TV ausgestatteten, Privat-Kajüte.
Turnusmäßig wird die Crew gewechselt, wobei auch die Heimfahrt per Boot, bei Wind und Wetter, im wahrsten Sinne des Wortes ihre Reize haben kann (man denke an die drei Bogengänge). Das ist kein Job für Warmduscher und man spürte bei den Vortragenden einen gewissen Stolz, dass sie unter diesen erschwerten Bedingungen erfolgreich ihren Mann gestanden haben.
Grob unterteilt bestehen Windkraftanlagen oder Windmühlen aus folgenden Komponenten:
· Rotorblätter
· Nabe
· Gondel
· Turm
· Gründung (je nach Untergrund unterschiedliche Systeme z.B. Triponder oder Monopile).
Die Komponenten bringen insgesamt mehr als 650t auf die Waage und ragen bis zu 200m aus dem Wasser, was sicher noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Von besonderer Bedeutung ist die Schnittstelle zwischen Gründung und Turm. Der an der Gründung befindliche Anschlussflansch darf max. um 0,5 Grad von der Waagerechten abweichen.
Vor Beginn der Arbeiten galt es einige grundsätzliche Dinge zu klären, wie Ingenieuervermessung mit geografischen Koordinaten und Festlegung von Höhen im LAT System "Lowest astronomical tide". Wikipedia: Da das Seekartennull als tiefstes Gezeitenniveau (Lowest Astronomical Tide LAT, s. u.) vom Tidenhub bestimmt wird, ist seine Differenz zum Normalnull von Ort zu Ort verschieden. Diese Differenz beträgt etwa die Hälfte der jeweiligen maximalen Gezeitenamplitude.
Die Gründung, in diesem Fall ein sogenannter Triponder, steht auf 3 Rammpfählen. Im Zentrum des, wie der Name sagt, dreiecksförmigen Triponders, befindet sich der Anschlussflansch.
Eines von vielen Problemen, die es zu lösen galt, bestand darin, dass praktisch alle Komponenten im entscheidenden Moment unzugänglich sind. Für das Einfädeln der Rammpfähle in die "Tripod Sleeves" (das sind kreisrunde Öffnungen an den Ecken des Triponders) und für die weitere Montage wurden deshalb von hauseigenen Spezialisten mit großem Aufwand Kalibrier- und Messprogramme entwickelt. Diese Software hat sich im Verlaufe der Arbeiten hervorragend bewährt und erheblich dazu beigetragen, dass die am Anschlussflansch geforderte Genauigkeit von < 0.5 Grad eingehalten werden konnte.
Die diesmal besonders zahlreichen Teilnehmer dankten den Kollegen Klaus Cichon und Wolfgang Hicking für die engagierte, sehr gut verständliche Aufbereitung des interessanten Themas mit einem kräftigen Trommeln auf den Tischen und hoffen, den Vortrag demnächst ausführlich im VDVmagazin nachlesen zu können.