Der Bergbau hat im Ruhrgebiet eine lange Tradition, vor ca. 200 Jahren wurde südlich der Ruhr mit dem Abbau von Steinkohle begonnen. Ende 2018 werden insgesamt knapp 10 Milliarden Tonnen des schwarzen Goldes gefördert worden sein. Die Kohle ermöglichte in Verbindung mit der Stahlerzeugung die Entwicklung des Ruhrgebietes zu einer der größten europäischen Schwerindustrie-Regionen.
Die Entwicklung der Weltmarktpreise, hohe Förderkosten, sowie Umwelt/Klimaprobleme führten zu dem Beschluss, trotz der auf mehr als 400 Milliarden Tonnen geschätzten Reserven, die Stein-Kohle-Förderung im Ruhrgebiet mit Ablauf des Jahres 2018 einzustellen.
Nicht zuletzt in diesem historischen Zusammenhang stieß der vom Dortmunder Bezirksvorsitzenden Guido Baumann organisierte Besuch des Trainings-Bergwerks in Recklinghausen auch bei Friedrich Koch, dem Essener Bezirksvorsitzenden, auf großes Interesse. So trafen sich Mitglieder beider Bezirke zu einer besonders gut besuchten Veranstaltung.
Das Trainingsbergwerk befindet sich unter der Bergehalde der Zeche Recklinghausen auf normalem Geländeniveau. Während des Zweiten Weltkrieges wurden dort Schutzbunker angelegt, später erweiterte man das Streckennetz bis auf 1200 m Länge und nutzte es zur Aus- und Weiterbildung aller im Bergbau vertretenen Berufsgruppen. Das vollstände Spektrum der in einem Bergwerk genutzten Technik kann hier, ohne lange Anfahrtswege und Schachtfahrten, im Zusammenspiel trainiert, geprüft und besichtigt werden.
Diese Möglichkeit wird gern auch von Zulieferern genutzt, die mit Kunden aus aller Welt diese Anlage besuchen. Anders als in einem echten Bergwerk gibt es keine Altersbeschränkung und Frauen sind ebenfalls willkommen. Dass diese Anlage auch bei Filmemachern als Kulisse sehr beliebt ist, kann man spätestens nach einem Besuch gut nachvollziehen.
Von den Anfängen des Bergbaus mit Hacke und Schaufel, über Presslufthammer wird der technische Fortschritt mit Walzenschrämladern, Kettenförderer, Schneckenförderer verdeutlicht.
Dieser Entwicklung zum Trotze wird der nahezu legendäre Zusammenhalt der Kumpel sorgsam bewahrt, gewürzt durch liebenswerte Rituale, wie das Schlagen zum Hauer mit Mottek (Hammer) und Weiberarsch (Pannschüppe deren Blatt eine Ähnlichkeit mit dem Abdruck des Pos der Frau des Schmiedes im Schnee haben soll) und die anschließende Runde für „Alle“,
Nach einer zünftigen Currywurst und der kompetenten, hochmotivierten Einführung durch zwei echte Kumpel, Andreas Penczek und Olli Strickmann, konnten die Teilnehmer, geschützt durch Helm und einen robusten Leinenstaubmantel, in zwei großen Gruppen an der heiligen Barbara vorbei, die toilettenfrei Zone unter der Halde betreten.
Hier vermittelten die Arbeitsgeräusche der schweren Maschinen einen Eindruck von der auch heute noch harten Arbeit unter Tage. Nach kurzer Einweisung konnten die Teilnehmer die an Deckenschienen aufgehängte Dieselkatze, das Grubenfahrrad, die Pressluft-Bohrmaschine oder den Elektroradlader ausprobieren.
Dank der modernen Technik ist für den Abbaubereich kein eigenes Wegenetz (Strecken) mehr erforderlich, es findet auch kein Versatz (Verfüllung) mehr statt. Die Kohle wird mit Walzenschrämladern abgebaut, hinter der Abbaufront bricht das Gebirge zusammen ("Bruchbau").
Das „Wetter“ genannte Klima ist im modernen Bergbau erheblich menschenfreundlicher geworden, gegen zu hohe Temperaturen kann eine Luftkühlung eingesetzt werden, die gefürchteten Grubengase und Stäube habe viel von ihrem Schrecken verloren.
Besonders hart ist auch heute noch die Arbeit der Streckenvortriebs-Mannschaft. Um auf Grundlage des mit dem Steiger ausgehandelten Gedinges (Vortriebsleistung) gutes Geld zu verdienen, arbeitet sie praktisch ohne Unterbrechung, bohrt, sprengt, räumt das Gestein, baut die schweren Ausbaubögen ein, füllt Beton in die Hohlräume zum Gebirge. Die Arbeiter tragen wegen der hohen Temperaturen häufig nur Unterhosen, nur einer der Gründe, dass Frauen dort keinen Zugang haben.
Der Druck des Gebirges ist so groß, dass die hochgepressten Streckensohlen immer mal wieder nachgearbeitet werden müssen, um die lichte Höhe zu bewahren.
Von großer Bedeutung ist die Grubenwehr, die für die Sicherheit der Bergleute zuständig ist. Zur Vermeidung von Unfällen wird Vorsorge getroffen wie z. B durch Material zum Errichten von Sperren an strategisch wichtigen Stellen und Wasserbehälter im oberen Streckenbereich, die im Falle von Explosionen zerbersten und Staub binden sollen.
Die Führung wurde immer wieder durch kleine Anekdoten aufgelockert, so das der Spaß bei der Führung nicht auf der Strecke blieb. Es wurde die Herkunft der Begriffe „Glückauf“ und „Pütt“ erklärt, aber das verraten wir nicht, da muss man schon selber einfahren.
Wir wünschen den hochmotivierten Kumpels des Trainingsbergwerkes, dass dieses interessante Denkmal einer prägenden Epoche des Ruhrgebietes auch nach dem Ende des Bergbaus in angemessener Weise erhalten bleibt, dem Kollegen Guido Baumann danken wir für die Möglichkeit, an dieser Veranstaltung teilzunehmen.
Im Schnitzelhaus, dass mit der Aufstockung auf 145 unterschiedliche Schnitzelgerichte seinen Platz im Guinnessbuch der Rekorde verteidigt hat, fand der Tag einen gelungenen Abschluss.
Wer Interesse an einer Führung hat, erhält von Guido Baumann gerne die Kontaktdaten.