Als einer der größten und schönsten Märkte Deutschlands ist der Essener Weihnachtsmarkt seit vielen Jahren nicht nur Anziehungspunkt für eine Vielzahl von Touristen, auch der VDV-Bezirk traf sich im Zentrum der „grünen Hauptstadt Europas 2017“ zu einem Bummel durch die Budengassen.
Bei der Organisation verband Friedrich Koch geschickt Kultur mit Vergnügen und nutzte die räumliche Nähe des Essener Münsters zu einer Besichtigung der Domschatzkammer. Nachdem der Abbau des „Schwarzen Goldes“ mit Ablauf des Jahres 2018 der Vergangenheit angehört, ist jetzt ein guter Zeitpunkt für einen Rückblick auf die über 1000-jährigen, kulturellen Wurzeln Essens, in denen Bildung und sakrales Gold wichtiger waren als Kohle und Stahl. Unter Bischof Altfrid von Hildesheim (800 bis 874) wurde hier 845 ein freiweltliches Kanonissen Stift als exklusive Bildungseinrichtung für die „Töchter des sächsischen Hochadels“ gegründet.
Bis zu seiner Aufhebung im Jahre 1802 wurde das Stift von wohlhabenden Äbtissinnen mit engen Beziehungen zum Kaiserhof regiert. Aus der Zeit stammt eine der weltweit wertvollsten Sammlungen sakraler Kunst. Einen besonderen Platz nimmt in dieser exklusiven Sammlung die Goldene Madonna ein, eine 74 cm hohe, mit Gold überzogene Statue der Mutter Gottes mit dem Jesuskind.
Mit einer Entstehungszeit um 980 ist sie die älteste erhaltene vollplastische Marienfigur der abendländischen Kunst.
Gut eineinhalb Jahre nach Gründung des Ruhrbistums, am 8. Juli 1958, bestimmte Papst Johannes XXIII sie als „allerseligste Jungfrau Maria“ unter dem Titel „Mutter vom Guten Rat“, zur Patronin des Ruhrbistums. Die Goldene Madonna ist die einzige Statue weltweit, der dieser Status zuteil wurde. Im Volksmund wird sie im gepflegten Ruhrdeutsch auch „Essen sein Schatz“ genannt. Sie steht auf einem Ehrenplatz im Dom in einer eigenen Kapelle links vom Altar.
Ein weiteres, herausragendes Kunstwerk des frühen Mittelalters ist der „Siebenarmige Leuchter“ aus Bronze. Mit seinem Alter von über 1000 Jahren ist er ebenfalls ältester seiner Art und weltweit einzigartig. Vor einer Restaurierung 1987 wurde er deshalb photogrammetrisch in allen Details vermessen, um notfalls eine Kopie anfertigen zu können.
Die Erstellung einer digitalen Kopie der „Goldenen Madonna“ mittels Laser-Scanning wäre sicherlich auch ein interessantes Vermessungs-Projekt.
Verlässt man die Domschatzkammer, dann bemerkt der aufmerksame Besucher linker Hand den „Goldraum“ der Künstlerin Hildegard Stephan. Der unscheinbare, lediglich im oberen Bereich mit Fenstern ausgestattete Kubus, bildet einen merkwürdigen Kontrast zu den üppigen Kunstwerken der Schatzkammer. Er ist innen vollständig mit Blattgold ausgekleidet und soll zum Verweilen und zur Besinnung einladen. In einem Briefkasten können Besucher Notizen mit ihren Eindrücken und Gedanken hinterlassen.
Mit einsetzender Dämmerung begann dann im Schein der Adventsbeleuchtung der, von manchen Teilnehmern offenbar sehnsüchtig erwartete, Glühweinausschank. Da konnte auch der Preis von 15 € pro Kanne den einen oder anderen Kollegen nicht davon abhalten, eine Runde zu schmeißen, nochmals ganz herzlich Dank an alle. Im Pfefferkorn fand der Abend einen würdigen Abschluss.