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Besichtigung Krupp Gürtel Essen mit „ThyssenKrupp“

Termin:  14.10.2011 15:30 Uhr
Ort: Hauptverwaltung ThyssenKrupp, Essen

Bereits vor der Wahl zum neuen Vorsitzenden des Bezirks Essen konnte Friedrich Koch sein Organisationstalent unter Beweis stellen. Mit der Besichtigung des Krupp Gürtels plante er eine städtebaulich und architektonisch hochinteressante Veranstaltung, an die sich alle Teilnehmer gern erinnern werden.

Besonderer Dank gebührt an dieser Stelle auch dem Kollegen Klaus Luttkus, der auf der Konzernseite die Türen für den VDV öffnete.

 

Nur wenige 100m westlich der Essener Innenstadt hatte Friedrich Krupp vor 200 Jahren seine Eisengießerei begründetet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten wuchs das Unternehmen stark und städtebaulich unorganisiert, so dass es zu Zeiten des 2. Weltkrieges in zentraler Lage, fußläufig zur City insgesamt 2,3km² belegte. Die durch den Krieg weitgehend zerstörten Anlagen fristeten über mehrere Jahrzehnte ein Dasein als Industriebrache, im Volksmund Krupp Gürtel genannt. Ohne Zweifel war das eine Problemzone für alle Beteiligten. Sowohl der Konzern als die Stadt Essen konnten sich deshalb glücklich schätzen, als man gemeinsam einen Weg fand, aus diesem Problem eine Zukunfts-Chance zu generieren indem man dort ein modernes Gewerbegebiet entwickelte. Im Jahre 2006 erregte dann der ThyssenKrupp Konzern großes Aufsehen als er bekanntgab, dass er als Krönung des neuen Gewerbegebietes seine Konzernzentrale von Düsseldorf nach Essen verlegen werde. Die Umsetzung dieses Beschlusses, der für Essen und das Ruhrgebiet eine enorme Symbolkraft hat, erfolgte in rekordverdächtiger Zeit. Vom symbolischen ersten Spatenstich über einen Architektenwettbewerb, Grundsteinlegung, Richtfest und Einzug der Mitarbeiter vergingen lediglich 4 Jahre. Seit 2010 arbeiten über 2000 Menschen in der neuen Konzernzentrale.

 

Westlich der Verwaltungsgebäude wurde das Terrain durch eine attraktive Straße, dem Berthold-Beitz-Boulevard erschlossen. Mit dieser Namensgebung ehrt man den 98-jährigen Ehrenvorsitzenden des ThyssenKrupp Aufsichtsrates und Vorsitzenden der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach Stiftung, der sich wie kein Zweiter in der jüngeren Geschichte um Essen und das Ruhrgebiet verdient gemacht hat. An diesen Boulevard schließt sich weiter Richtung Westen ein neu geschaffener Park mit sanften Hügeln, Seen und Wasserläufen an. Dieser Krupp Park ist ein besonderes Highlight nicht nur für die dort lebenden Menschen. Von den geplanten 22 ha sind bereits 20 ha fertig gestellt.

 

 

Blickfang des ThyssenKrupp Haupt-Quartiers ist das 50m hohe, 14-geschossige Gebäude Q1 (der Buchstabe Q steht ganz bescheiden für Quartier). In diesem „Kubus“ arbeiten 500 Mitarbeiter der Konzernspitze.

Das Zentrum dieses gläsernen Kubus bildet ein elf Stockwerke hohes Foyer mit zwei großen Panoramafenstern, die den Blick in Nord-Süd Richtung durch das Gebäude freigeben.

Eine schwebende Brücke, ca. 30 m über der Eingangshalle, erlaubt nicht nur beeindruckende Fernblicke, die gen Norden bis über die Veltins Arena hinaus reichen, sie vermittelt bei etlichen Besuchern auch ein Gefühl zwischen Anspannung und Höhenangst.

Die tragende Konstruktion der 25,6 x 28,1 Meter messenden, rahmenlosen Fenster ist ein technisches Novum. Sie besteht aus Stahlseilen und funktioniert ähnlich der Bespannung eines Tennisschlägers. Die in dieses Netz eingebundenen, jeweils 500kg schweren Einzelscheiben können bei Windbelastung bis zu ½ m nachgeben.

Mit der praktisch ausschließlichen Verwendung von Materialien aus eigener Fertigung, demonstriert ThyssenKrupp Innovationskraft und technische Kompetenz.

So ist auch der Sonnenschutz ein weltweit einzigartiges System. Er besteht aus ca. 400.000 Edelstahl-Lamellen, die sich automatisch, unter Berücksichtigung jahreszeitlicher- und aktueller Wetterdaten, ausrichten. Auf diese Weise wird eine Überhitzung des Gebäudes verhindert sowie Tageslicht in die Büros gelenkt. Das System kann bei Sturm vollständig geschlossen, und bei Bedarf auch ganz geöffnet werden.

Trotz der großen Glasflächen liegt der Energiebedarf des Gebäudes unter 150 kWh pro m² und Jahr, das entspricht etwa der Hälfte des Durchschnitts anderer, moderner Bürogebäude. Damit hat es sich das Gütesiegel in Gold, der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, redlich verdient.

Keine Frage, dass auch die aus dem eigenen Haus stammenden Aufzüge innovativ sind. So wandeln regenerative Antriebe die Abbremsenergie der Kabinen in elektrische Energie, die ins Stromnetz eingespeist wird.

Zwei der sechs Aufzüge sind „TWINs“, d.h. jeweils zwei Kabinen fahren weitestgehend unabhängig voneinander, übereinander in demselben Schacht. Raum und Materialbedarf werden im Vergleich zu zwei Einzelanlagen, minimiert und damit die wertvolle Nutzfläche vergrößert. Statt permanent geölter Schienen hat man Rollenführungen eingebaut, das hält den Keller sauber und erspart die Entsorgung der Schmierstoffe. Dass man auch durch Einsatz von LED Beleuchtungen die Stromkosten reduziert, ist bei der bereits genannten Fülle energiesparender Technik nur eine Marginalie.

 

Eine 200 x 30 Meter große Wasserachse eröffnet den Blick auf das eindrucksvolle Hauptgebäude. Um die Sicht frei von störenden Objekten zu halten, erfolgt die gesamte Versorgung ausschließlich über die Tiefgarage.

In Anlehnung an eine Tradition der Villa Hügel findet man auf den ausgedehnten Grünflächen zahlreiche „fertige“ Bäume aus allen 5 Kontinenten.

Mit berechtigtem Stolz wird darauf verwiesen, dass diese gelungene Konzern-Zentrale Cash neutral errichtet wurde, d.h. die Baukosten in Höhe von ca. 300 Millionen Euro werden durch Grundstückserlöse kompensiert.

Zum abschließenden Gedankenaustausch folgten alle Teilnehmer gern der Einladung des Kollegen Klaus Luttkus in die Cafeteria. Bei Kaffee und Kuchen fand eine gelungene Veranstaltung ihren Abschluss.