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ALKIS und ETRS 89/UTM Systemumstellung

Termin:  26.03.2013 15:30 Uhr
Ort: Technisches Rathaus, 16. Etage Raum 1601, Hans-Böckler-Platz 5, 45468 Mülheim

Bezirksvorsitzender Friedrich Koch hatte für eine Bezirksveranstaltung an einem frühen Nachmittag nicht mit so vielen Interessenten gerechnet. Um die Absagen wegen Überfüllung möglichst klein zu halten, hatte der stellvertretende Amtsleiter Klaus Jacobi deshalb kurzfristig für die zwanzig Angemeldeten den großen Besprechungsraum im Technischen Rathaus der Stadt Mülheim an der Ruhr und einen weiteren Expertenarbeitsplatz für die Besichtigung zur Verfügung gestellt. Das Thema war so spannend, dass abends daran erinnert werden musste, dass auch Rathausbeschäftigte irgendwann einmal Feierabend machen müssen. Eine kleinere Gruppe fand sich deshalb noch zu einer Abschlussdiskussion in einem urigen Altstadtrestaurant ein.

 

Dipl.-Ing. Klaus Jacobi ist im Amt für Geodatenmanagement, Vermessung, Kataster und Wohnbauförderung (Amt 62) Abteilungsleiter für Vermessung und Kataster und stellvertretender Amtsleiter. Sein erster Vortrag (die Vortragsfolien befinden sich im Internet unter <link landesverbaende nordrhein-westfalen essen.html>

www.vdv-online.de/landesverbaende/nordrhein-westfalen/essen.html

„Veranstaltungsrückblick“. Hier im Text hervorgehobene und unterstrichene Begriffe beschreiben jeweils eine Folienüberschrift.) behandelte einige Themen aus dem Masterplan für die Umstellung von ALB und ALK auf Gauß-Krüger-Basis auf ALKIS mit ETRS89/UTM.

 

Bereits nach der Ablösung der analogen Katasterkarte und Einführung der ALK musste man sich etwa ab dem Jahr 2002 mit der nächsten Änderung in Richtung ETRS89/UTM und ALKIS befassen. In der Willensbildung wurde im Amt 62 im Konsens mit der Datenzentrale im Jahr 2004 ALKIS als notwendiges System für die Führung des Liegenschaftskatasters und nicht als verwaltungsweites GIS definiert. Für letzteres benutzt die Stadtverwaltung seit den 1995er Jahren ein gut eingeführtes Geoinformationssystem (GIS MH) mit damaliger Integration von ALB- und ALK-Daten. Es wurde deshalb festgelegt, dass die ALKIS-Standardschnittstellen zum GIS MH genutzt werden sollen und ALKIS nicht mit katasterfremden Daten erweitert werden soll. In einer Teststudie wurden die ALKIS-Schnittstellen (NAS) der favorisierten Systeme der Firmen ibR und AED verglichen und als völlig gleichartig angesehen. Auf ein eigenes META-Daten-Informationssystem wurde zugunsten der INSPIRE-Entwicklung verzichtet. Im Jahr 2008 wurde das ALKIS Kompetenzzentrum Essen / Mülheim an der Ruhr als kommunale Arbeitsgemeinschaft gegründet. Nach den (damaligen) Vorstellungen der AdV und dem Ministerium für Inneres und Kommunales (MIK) des Landes NRW sollte die ALKIS-Umstellung in NRW und  bundesweit im Jahr 2012 abgeschlossen sein. Die Länder Hessen und Rheinland-Pfalz hatten übrigens schon 2010 umgestellt. Entsprechende Auswirkungen auf die Zusammenarbeit mit externen Stellen waren den VDV-Kollegen dadurch frühzeitig bekannt geworden. In der Zeitplanung musste aus haushaltsrechtlichen Gründen die ALKIS-Beschaffung in Mülheim im Jahr 2010 durchgeführt werden. Dabei gewann die Firma ibR die Ausschreibung. Die Stadt Essen hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Entscheidung herbeiführen können. Da sich die Stadt Essen erst im Jahr 2012 mit der Firma AED für ein anderes System entschied, wird leider die kommunale Zusammenarbeit an der Benutzerschnittstelle des Systems erschwert. Herr Jacobi erläuterte den langwierigen Weg in den Jahren 2005 bis 2007 durch den eigenen Verwaltungsvorstand. Nach der ersten Projektpräsentation, der Zustimmung der Baudezernentin und der Vorstellung im Verwaltungsvorstand gab es zunächst eine generelle Zustimmung. Allerdings hatte sich das Land NRW bereits aus der Kostenbeteiligung zurückgezogen und es musste unter Beteiligung verschiedener Ämter und des Städtetages entschieden werden, wie die hohen Kosten zu bewältigen sind und ob eine Gebührenerhöhung dazu beitragen kann. Schließlich erhielt man die Zustimmung, ab 2008 Gelder für ALKIS im Haushaltsplan vorzusehen. Voraussetzung war allerdings die Programmbeschaffung bereits im Jahr 2010 und die Bezahlung im Jahr 2011. Die Vormigration 1 befasste sich mit der Ableitung der Amtlichen Basiskarte (ABK) aus ALKIS und wurde in den Jahren 2008 bis 2010 durchgeführt. Ein Datenabgleich zwischen ALK-OBAK und der GeoInfoDok (ALKIS-Dokumentation) wurde notwendig. Dabei wurden Verkehrsbegleitflächen erfasst, Topografie überarbeitet und neu erfasst und der Nutzungsartennachweis vollkommen überarbeitet. Das Ziel, die Deutsche Grundkarte (DGK) mit der ABK im Jahr 2012 abzulösen, konnte wegen Mängeln in den Verwaltungsvorschriften bisher nicht realisiert werden. In den Jahren 2007 bis 2010 (Vormigration 2) musste vor der Testmigration der Katasternachweis angepasst werden um möglichst wenig Migrationsobjekte zu erhalten. Hierzu wurden verschiedene Publikationen berücksichtigt (ALKIS & ETRS89 Grobkonzept, Migrationskonzept NRW, ALK OBAK, Publikationen anderer Katasterämter und Detailkenntnisse des eigenen Katasternachweises). So entstanden im Jahr 2009 ein Mülheimer OBAK und ein ALB-Standard. Als Vormigrationsaufgaben wurden mit den Landesprogrammen ipl und Map die ALB- und ALK-Daten geprüft. In den Jahren 2009 und 2010 wurden als Vormigration 3 nach Umstellungstest weitere Daten bereinigt. Zwei Programmanbieter führten im Jahr 2009 eine Testmigration durch. Mit dem ALKIS-System der Firma ibR wurden 2010  weitere Testmigrationen durchgeführt, wonach jedes Mal Anpassungen im ALB und der ALK notwendig wurden. Schließlich wurden im Jahr 2010 gemarkungsweise Eintragungen in die ALKIS-Datenbank vorgenommen. Nach erfolgreicher Migration ergaben sich in der Regel noch Fehlermeldungen bei der Datenbankeintragung. Nach weiteren Anpassungen im ALB- und ALK-Datenbestand erfolgte in den Jahren 2010 bis 2011 schließlich die Migration.  Ende 2010 bis Mai 2011 ergab sich nach der Probemigration der ALKIS-Testbetrieb. Mit der Echtmigration wurde ALKIS schließlich im Juni 2011 verbindlich eingeführt. Der ALB- und ALK-Betrieb wurde abgeschaltet. Da bestimmte Daten nicht im ALKIS-Standard überführt wurden, wurde in den Jahren 2011 bis 2013 eine Nachmigration 1 durchgeführt. Auch werden noch etwa bis zum Jahr 2015 weitere Daten als Nachmigration 2 zu erfassen sein. Insbesondere sind dies Abmarkungsinformationen, Umlegungs- und Sanierungsgebiete, Objekte an der Stadtgrenze, Grundlagen für 3D-Modelle, überlagernde Nutzungsarten, Reliefdaten aus ATKIS, wirtschaftliche Einheiten, Gewässerflurstücke und die Festlegungen für Attribute und Attributwerte in Mülheim in der 1. und 2. Stufe. Bereits im Jahr 2005 wurde mit der Kundeninformation begonnen. Trotzdem wachten erst nach der Umstellung im Jahr 2011 einige Ämter auf und wollten ihr altes ALB wieder haben. Für eine erfolgreiche Systemumstellung mussten alle Mitarbeiter „mitgenommen“ werden. Die MA Qualifizierung wurde deshalb in den Jahren 2006 bis 2012 durch ein spezielles Mülheimer Schulungskonzept durchgeführt. Die Schulung wurde für zwanzig Mitarbeiter auf eine breite Basis gestellt und teamübergreifende Gruppenarbeit ermöglichte schließlich durchgängige Sachbearbeitung, was bei hoher Motivation auch bei einigen Mitarbeitern zu finanziellen Verbesserungen führte. Zusammenfassend konnte festgestellt werden, dass sich in Mülheim an der Ruhr seit etwa zwei Jahren ALKIS als selbstverständliche Anwendung bewährt hat mit dem kleinen Wermutstropfen, den wohl alle ALKIS-Anwender haben, dass regelmäßige Änderungen (Patches) im System zu ungewollten Wartezeiten führen. Weitere Herausforderungen werden sich wohl durch Ausweitung der Vorschriften im Erhebungserlass und eine Version 7.0 der GeoInfoDok ergeben.

 

Im zweiten Vortragsteil stellte Klaus Jacobi Die neue Datenstruktur im ALKIS anhand einiger Beispiele vor. Die im Internet (s.o.) veröffentlichten Vortragsfolien enthalten Auszüge aus der ALKIS-Dokumentation GeoInfoDok 6.1. Zunächst beschrieb er den Unterschied der Daten in der ALK / im ALB und in ALKIS. Es folgte eine Kurzbeschreibung der Objekte / Attribute / Relationen. Dass es unterschiedliche Objekttypen gibt, die in Objektbereiche wie zum Beispiel Präsentationsobjekte, Gebäude, Bauwerke, Nutzungen und Eigentümer eingeteilt werden. Im Beispiel Eigentümer wurde auf die Besonderheit hingewiesen, dass eine Person namentlich nur einmal ausgewiesen wird aber bei unterschiedlicher Schreibweise eine natürliche Person trotzdem zweimal gespeichert wird, weil das Grundbuchamt sich mit Namenskorrekturen schwertut. Im Beispiel Grenzpunkte & Themenbildung zeigte Klaus Jacobi, dass digitalisierte Grenzpunkte keine Nummern enthalten und die Punktnummer eines gerechneten Punktes im Gegensatz zur ALK nicht als Primärbegriff verwendet wird, da dies generell über Objektidentifikatoren geregelt wird. Besonderheiten im Beispiel Gebäudepunkte & Gebäudeherkunft wurden näher erläutert und wie diese in der Karte präsentiert werden. Gebäude auf der Grenze setzen eine Grenzniederschrift voraus und müssen über Linienteilung als besonderes Thema behandelt werden. Die Objekte eines Gebäudes werden durch unterschiedliche Geschäftsprozesse und Fortführungsanlässe gesteuert.

 

Nach der umfangreichen theoretischen Vorstellung, bei der bereits viele Fragen beantwortet wurden, fand eine Präsentation von beispielhaften Fortführungsbearbeitungen an DAVID-Expertenarbeitsplätzen statt. Die Herren Dipl.-Ing. Martin Kleibrink, Dipl.-Ing. Rüdiger Lohmar und Dipl.-Ing. Dirk Schröder erwiesen sich als Experten und führten den Teilnehmern in kleinen Gruppen  (Projektsteuerung) als Beispiel die Übernahme einer Gebäudeeinmessung vor. Jede Frage wurde mit viel Geduld und Sachverstand beantwortet und man konnte anhand der Menüsteuerung einen ersten Eindruck von der umfangreichen Software bekommen.

 

Friedrich Koch war wie die meisten Teilnehmer tief beeindruckt. Das Liegenschaftskataster ist nicht mehr das, was er in seiner Lehrzeit kennengelernt hatte. Herrn Klaus Jacobi und seinen Mitarbeitern  Martin Kleibrink, Rüdiger Lohmar und Dirk Schröder sei nochmals für diesen lehrreichen Nachmittag gedankt.