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Museumsbesuch und Jubiläumsfeier

Termin:  08.11.2008 15:00 Uhr
Ort: Antoniestr. 32-34, Oberhausen

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Feier des 50. Geburtstages mit Mitgliederehrung und Museumsbesuch

Zu seinem 50-jährigen Bestehen lud der Bezirksvorstand des VDV-Bezirkes Duisburg seine Mitglieder am 08. November 2008 ein. Am frühen Nachmittag trafen sich ca. 15 Interessierte zu einem Besuch im Museum St. Antony-Hütte des Rhein. Industriemuseums am Schauplatz Oberhausen ein. Noch von der Fülle an Informationen über die frühe Eisenindustrie stark beeindruckt, trafen sich die Kollegen anschließend zu der Jubiläumsfeier im angemessenen Rahmen im Rittersaal der Schloßgastronomie „Kaisergarten“ des Schlosses zu Oberhausen. Eine Ehrung der 25-, 40- und 50-jährigen Mitglieder stand weiterhin auf dem Plan.

 

Museumsbesuch

 

Die Gruppe traf sich gegen 14 Uhr bei herrlichem Sonnenwetter an dem idyllisch gelegenen, aus Fachwerk gebauten Museum St. Antony-Hütte, eine Einrichtung des Landschaftsverbandes Rheinland, an der Antoniestr. Das Museum liegt nahe der AS OB-Sterkrade der BAB 516. Durch das Museum, das dem Publikum seit Mai 2008 die Entstehung und Entwicklung der Eisenindustrie im Ruhrgebiet darlegt, führte der Museumsleiter Herr Dr. Zeppenfeld.

 

So ist die St. Antony-Hütte die älteste Hütte im Ruhrgebiet. Man schrieb das Jahr 1740, als ein gewisser Franz Friedrich von Wenge, Geistlicher aus dem Domkapitel von Münster, auf Vorkommen von Eisenstein im Bereich Osterfeld aufmerksam machte. Die „Kurkölnische Hofkammer in Bonn“ übermittelte ihm alsbald (1741) einen „Mutschein“ (Grabungserlaubnisschein). Der erlaubte ihm nach „Raseneisenstein“ graben zu dürfen. 1753 dann, nach dem im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal die oberirdischen Steine (Grundstücksprobleme) aus dem Weg geräumt waren, begann von Wenge mit seinen Mannen mit dem Bau der St. Antony-Hütte. 5 Jahre später fließt „rotglühendheißes Eisen“ aus dem ersten Hochofen im Ruhrgebiet. Anfänglich produzierte man Kochge- schirr. Die Eisengewinnung war allerdings sehr mühsam und kaum profitabel, so daß die Hütte 1771 verpachtet wurde. Gut 10 Jahre später wurde bei Sterkrade eine zweite Eisenerzhütte errichtet, die Hütte „Gute Hoffnung“. 1791 folgte trotz zahlreicher Intrigen die „Hütte Neu-Essen“ an der Emscher. Gottlob Julius Jacobi wurde ab 1790 mit 22 Jahren Hüttendirektor. Ein knochenharter Bursche. Nun wurde die Eisengewinnung und Produktion der Erzeugnisse profitabler.

 

Herr Dr. Zeppenfeld berichtete ausführlich über die Machenschaften der Hüttenbetreiber. Geld, Gewalt und Kirche spielten beim Verkauf der St. Antony-Hütte keine unwesentliche Rolle. Die Pistole war ein probates Verhandlungsmittel. Die Gebrüder Franz und Gerhard Haniel, seit 1802 selbständige Unternehmer, kamen mit ins Spiel. Durch geschickte Heirat versteht sich. 1810 dann der Zusammenschluß der Hütten St. Antony, Gute Hoffnung und Neu-Essen zur Hüttengewerkschaft. Die Familien Haniel, Jacobi und Huyssen teilten sich den neuen Besitz (Firmierung unter JHH). 1820 werden die Hochofenarbeiten auf St. Antony vorübergehend eingestellt. Ein weiterer neu erstellter Ofen wird nicht mehr angeblasen.Dieser müsste etwa im Bereich der an das Museum vorbeiführenden Antoniestr. gestanden haben. 1827 - 1843 wird der Hüttenbetrieb in gedrosselter Produktion noch einmal aufgenommen. Nach Umfirmierung 1873 in Gutehoffnungshütte (GHH) wurde im Jahre 1877 die Antony-Hütte als Eisengießerei endgültig stillgelegt und teilabgerissen. Das jetzige Museumsgebäude (Fachwerk) wurde zum Wohngebäude des nicht gerade zart beseiteten Hüttendirektors Jacobi.

 

Herr Dr. Zeppenfeld hatte sein fundiertes Wissen spannend herübergebracht. Am Ende des Rundganges kündigte er ein weiteres Highlight an. Dazu müssten wir uns aber nach draußen bewegen. Und da uns, wie in der Einleitung bemerkt, der Tag ein herrliches Wetter beschert hatte, waren wir nach ein paar Schritten gleich am Ausgrabungsgelände.

 

Ausgrabungen

 

Die ersten Ausgrabungen begannen im Frühjahr 2006 durch Archäologen des Rhein. Amtes für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbandes Rheinland (LVR). Ermöglicht hatten dies eine großzügige Spende der MAN Turbo  AG Oberhausen (baut Turbokompressoren, Dampf- und Gasturbinen), Mittel aus dem Ministerium für Bauen und Wohnen, sowie Zuschüsse des Fördervereins Industriemuseum. Parallel zu den wissenschaftlichen Ausgrabungen soll bis 2010 (Kulturhauptstadtjahr) gemeinsam mit der Stadt Oberhausen im idyllisch gelegenen Außengelände  der St. Antony-Hütte ein industrie-archäologischer Park entstehen. Herr Dr. Zeppenfeld erläuterte am Rande des  eingezäunten Ausgrabungsgeländes die Bedeutung der Fundamentreste, so auch höher gelegene Bauabschnitte, die Jahre später auf alte Mauerreste aufgesetzt wurden. In der Mitte der Ausgrabungsfläche befindet sich zur Schonung des Gemäuers und zur Sicherheit des Ausgrabungspersonals ein hölzerner Steg. Die Seiten der Schachtung sind vorübergehend vor Regenerosionen mittels Planen abgedeckt. Natürlich soll auch bis 2010 die Ausgrabungsfläche mit einem architektonisch anspruchsvollen Stahldach überdacht werden.

  

Jubiläumsfeier und Mitgliederehrung

  

Pünktlich um 16.30 Uhr trafen wir wieder an der nicht weit vom Museum entfernten Schloßgastronomie „Kaisergarten“ zusammen. Das Thema „Abbau von Raseneisenerz“ war bei dem einen oder anderen Kollegen noch nicht ganz aus dem Kopf. Man begrüßte uns freundlich an einem festlich gedeckten Tisch. Der Bezirksvorsitzende  Adalbert Nagel begrüßte die 12 Anwesenden noch einmal offiziell, insbesondere die Kollegen des Landesvorstandes: VDV-Landesvorsitzender Karsten Muth, VDV-Bundesgeschäftsführer Burkhard Kreuter und VDV-Landesschriftführer Jörg Berchter, sowie den Jubilar Dipl.-Ing. Jürgen Reck. Leider konnte der VDV-Vizepräsident und Landesehrenvorsitzende Klaus Meyer-Dietrich nicht teilnehmen, da er bereits einen anderen Termin vorgemerkt hatte. Seine Grüße übermittelte natürlich der Bezirksvorsitzende an die „Geburtstagsgäste“.

 

Gleich nach der Begrüßung gedachten wir unserem verdienten stellvertretenden Bezirksvorsitzenden Herrn Dipl.-Ing. Klaus Geuer. Klaus Geuer (68) verstarb am 13.08.2008. Wir werden Klaus Geuer gut in Erinnerung behalten.

 

Um dem einzigen anwesenden Jubilar Jürgen Reck gleich zu Beginn der Feier die Anspannung zu nehmen, überreichte Adalbert Nagel Urkunde und Nadel verbunden mit einem Danke für 40 Jahre treue Verbundenheit zum VDV. Karsten Muth schloss sich den herzlichen Glückwünschen selbstverständlich an. Die nicht anwesenden Jubilare erhielten Urkunde, Nadel und Glückwunsch auf dem Postwege zugeschickt: Franz van Lith (50), Friedhelm Barth (40), Roland Brockers (40), Michael Stahl (25), Thomas Reinders (25) und Monika Neuhaus (25).

 

Im Vorfeld zum gemeinsamen Abendessen ließ der Vorsitzende “Festgeschriebenes“ aus der Chronik „50 Jahre VDV-Bezirk Duisburg“ Revue passieren, in einer Kurzfassung versteht sich. Es war der 22.07.1958 als unter der Anwesenheit des damaligen Vorsitzenden des VDV, Herrn Hermann Nedorn und des damaligen Vorsitzenden der Landesgruppe, Herrn Wolfgang Beicken die Bezirksgruppe Duisburg gegründet wurde. Den ersten Vorstand bildeten die Herren Eichholz, Rosmej und Wolff bei 26 Bezirksmitgliedern. Als Namen wie Hans Raschke, Paul Herwig und Horst Berger in der Laudatio nicht auszulassen waren, fielen den „Altgedienten“ so manche kämpferische Zusammenarbeit ein und die Diskussionen waren wieder voll entfacht. Nur eines sei noch gesagt: Ein besonderes Highlight (früher sagte man Großereignis) hat auch der Bezirk Duisburg. Es war im Jahre 1963 als die „Berliner Brücke“ in Duisburg (heute A 59) mit einer Länge von 1.824 m von keinem Geringeren als dem Reg. Bürgermeister von Berlin Willi Brandt eröffnet wurde. - Im November 2008 hat der Bez. Duisburg einen Mitgliederstand von 176.

 

Bleibt zu wünschen, dass sich neben den eingeschriebenen Mitgliedern auch der „Nachwuchs“ aus dem aktiven Berufsleben im Großraum Duisburg zum Stammtisch aufrappelt. Hier erfährt man bei einem geringen Mitgliedsbeitrag Interessantes aus der Vermessung und ihrem Umfeld und die Geselligkeit kommt auch nicht zu kurz.

 

Albert Nagel