Der Bezirksvorstand hatte die Düsseldorfer und Wuppertaler Kolleginnen und Kollegen eingeladen, die Reihe gemeinsamer und genussvoller Rad- oder Wandertouren fortzuführen. Dazu plante VDV-Kollege Joachim Bothe aus unserer Wander-Agenda ‚Von der Düssel-Quelle bis zur Mündung in den Rhein‘ den zweiten Abschnitt vor: von Wuppertal-Schöller etwa 12 Kilometer bis zum Beginn des Naturschutzgebiets ‚Neandertal‘. Mit einem großen Sohn des beschaulichen Dorfes Schöller, dem Naturforscher Johann-Friedrich Benzenberg, wollten wir uns wegen seines Beitrags zur Landesvermessung hier im ehemaligen Herzogtum Berg näher befassen.
Ausgangs- und Endpunkt unserer Wanderung bei hochsommerlichen Temperaturen war die S-Bahnstation Haan-Gruiten. Das Navi als ‚virtueller Fluchtstab‘ führte aus der Siedlung heraus talwärts über die ‚Kleine Düssel‘ dann ansteigend auf dem Wirtschaftsweg zum heute der Natur überlassenen Kalksteinbruch ‚Grube 7‘. Weiter ging’s über ein Stück der ‚Kaiser-Route‘, auf der im Jahre 775 Karl der Große hoch zu Ross von der Krönungsstadt Aachen bis zur Kaiserpfalz nach Paderborn ritt. Bald erblickten wir im Tal der Düssel den aus dem 12. Jahrhundert stammenden romanischen Turm der Kirche in Schöller.
Einige im Internet recherchierte Texte und Fotos halfen unsere Neugier zu entfachen: Das ehemalige evangelische Pfarrhaus mit Gedenktafel, wo Johann Friedrich Benzenberg am 05.05.1777 als einziger Sohn eines Landpredigers geboren wurde, fanden wir etwas abseits der Kirche. Benzenberg studierte von 1795 bis 1797 in Marburg Theologie, widmete sich aber dann in Göttingen der Astronomie und Mathematik. Zu dieser Zeit traf er auch Johann Carl Friedrich Gauss. Er promovierte im Jahr 1800 in Duisburg und wurde 1805 im Auftrag des Kurfürsten von Bayern zum Professor der Physik und Astronomie am Lyzeum zu Düsseldorf ernannt, wo er Mathematik lehrte und die auf dem Dach des alten Jesuitenkollegs befindliche kleine Sternwarte bezog. Er gilt als erster rheinischer Liberaler, machte sich durch antipreußische Publikationen (Wünsche und Hoffnungen eines Rheinländers) ebenso einen Namen wie als Landvermesser, Astronom und Meteorologe.
Der Historiker Heinz Gollwitzer schreibt in Neue Deutsche Biographie Band 2 (1955, S. 60): ‚Benzenberg leitete 1805 bis 1810 die Landesvermessung des ehemaligen Herzogtums Berg und erwarb sich durch die geschickte Anlage der Triangulation, vor allem aber durch die Organisation der bergischen Katastervermessung, sowie durch seine Vorschläge für die Einrichtung des geometrischen Unterrichts für das Personal der Landesvermessung anerkannte Verdienste‘. Benzenberg verfasste das grundlegende Werk ‚Handbuch der angewandten Geometrie‘(3 Bände, Düsseldorf 1815). Hervorzuheben ist sein Eintreten für die Messung der Winkel im Dreiecksnetz 1. Ordnung mit dem Spiegelsextanten, sparte es doch aufwändige Signalbauten, aber der Umbruch zu der genaueren Theodolitvermessung fand schon statt.
Vom alten Schloßturm zu Schöller wanderten wir auf kleinen Pfaden vorbei an einer Wassermühle in Richtung Gruiten, das in seinem schmucken Dorfkern mit etwa 40 denkmalgeschützten Fachwerkhäusern aufwartete. Weiter der Düssel folgend wiesen Informationstafeln auf den Beginn des Naturschutzgebietes ‚Neandertal‘ hin. Ein Schild ‚Gaststätte‘ führte uns ‚Zum Kühlen Grunde’, dessen Wirtsleute eine bodenständige Küche anbieten. Bei Tisch gab es Gelegenheit, über das ‚Draußen sein‘ in einer üppigen Natur zu resümieren und Benzenberg, besonders seine Leistungen als Geodät, zu würdigen. Der verbleibende Weg zum Startpunkt S-Bahnhof Gruiten betrug noch gut einen Kilometer. Es war zu schaffen, bilanzierte die Wandergruppe nach insgesamt 17 Kilometern glücklich.