Stadtbahnbau in Düsseldorf- vermessungstechnische Unterstützung der Bauoberleitung
Der Stadtbahnbau (Wehrhahn-Linie) brachte den Stein ins Rollen: Am nördlichen Ende der Königsallee kann das Herz der Landeshauptstadt durch den wegfallenden oberirdischen Verkehrsknotenpunkt mit dem ‚Kö-Bogen’ neu gestaltet werden. Stararchitekt Daniel Libeskind schafft mit seiner begrünten und geschwungenen Fassade aus Glas und weißem Naturstein, quasi als ‚Spiegel des Hofgartens’, einen organischen Übergang zwischen Boulevard und Natur. In dem für viele Jahre größten städtebaulichen Projekt kreuzen sich jetzt im Juni die Tunnelvortriebsmaschine (TVM) beim Auffahren der U-Bahn-Röhre und ein Autotunnel des ‚Kö-Bogens’ auf engsten Raum.
Der Bezirksvorstand hatte die Kolleginnen und Kollegen des Bezirks herzlich eingeladen, sich bei dem Projektleiter der ‚Wehrhahn-Linie’, Herrn Diplomingenieur Gerd Wittkötter, Amt für Verkehrsmanagement der Landeshauptstadt Düsseldorf und unserem VDV-Kollegen Diplomingenieur Joachim Nitsche, Vermessungs- und Liegenschaftsamt, über die ingenieurtechnischen Herausforderungen für alle Beteiligten auf dieser Großbaustelle zu informieren. Im gut ausgestatteten Sitzungsbüro des Projektteams ‚Wehrhahn-Linie’ begrüßte der Bezirksvorsitzende Diplomingenieur Gerhard Vaupel zu dieser Exkursion 35 Kolleginnen und Kollegen.
Projektleiter Gerd Wittkötter gab in lebhafter Sprache und mit eindrucksvollen Bildern einen Überblick über die bisher erfolgten Bauabschnitte. Er führte seine Zuhörer schnell mitten hinein in die komplizierte Baustellensituation, die insbesondere durch die im Laufe des U-Bahn-Projektes hinzu gekommene Baustelle für das Projekt ‚Kö-Bogen’ entstanden ist. Hierdurch musste die baubegleitende Planung zwingend geändert werden. Der begonnene Vortrieb des Stadtbahntunnels mit dem gleichzeitigen Bau des darüberliegenden Autotunnels bedarf einer punktgenauen zeitlichen und räumlichen Abstimmung. Deshalb sind alle Arbeiten, die Ausschreibungen, Prüfungen der Angebote, Vergaben, Bauüberwachungen (bau- und vermessungstechnisch) und Bauabrechnungen betreffen, dem straff organisierten Projektteam der ‚Wehrhahn-Linie’ (im Kern aus Mitarbeitern der Landeshauptstadt Düsseldorf bestehend) verantwortlich unterstellt.
Joachim Nitsche stellte seiner Präsentation die gedankliche Klammer voran, wonach ‚der Auftraggeber (hier die Landeshauptstadt Düsseldorf) nach der Verdingungsordnung für Bauleistungen (VOB) das Recht hat, das Bauwerk auch vermessungstechnisch zu überwachen’. Die Abteilung ‚Kommunale Dienstleistungen und Referenzsysteme‘ des Vermessungs- und Liegenschaftsamtes hat im Zuge der Netzerneuerung (System Netz77) entlang der geplanten Stadtbahn-Trasse frühzeitig ein hochgenaues Grundlagennetz (Punktgenauigkeit <1cm) gemessen und an die ausführenden Firmen übergeben. Die vermessungstechnische Bauüberwachung beinhaltet die stichpunktartige Prüfung der vorgenommen Vermessungen.
Neben der vermessungstechnischen Bauüberwachung werden die Bauoberleitung und die Bauüberwachung in allen vermessungstechnischen Fragestellungen unterstützt. Alle vom Auftragnehmer zu erledigenden geodätischen Aufgaben bedürfen zuvor eines vom Vermessungs- und Liegenschaftsamt zu genehmigenden Messprogramms. In diesem Messprogramm stellt der Auftragnehmer dem Auftraggeber beispielsweise die Qualifikation des einzusetzenden Personals, das Instrumentarium und die Software vor. Des Weiteren werden Angaben zur Durchführung von Eigenüberwachungsvermessungen, Messverfahren und die beabsichtigte Genauigkeiten gemacht.
In der jetzigen Bauphase steht die vermessungstechnische Bauüberwachung im Vordergrund. Die Zusammenarbeit beschränkt sich zurzeit im Wesentlichen auf die wenigen Baufirmen in den Arbeitsgemeinschaften der ‚Wehrhahn-Linie’. Ist der Rohausbau abgeschlossen und geht die Bauarbeit in den Innenausbau über, verlagert sich das Tätigkeitsfeld stärker in Richtung vermessungstechnische Koordination der einzelnen Gewerke. Viele unterschiedliche mittelständische Betriebe benötigen dann Höhen- und Lagebezugspunkte sowie Bauachsen, die kleinmaschig in den verschiedenen Ebenen der Bauwerke vorgehalten werden müssen.
Nach den beiden rundum gelungen und mit viel Zustimmung bedachten Vorträgen wurden die Teilnehmer für die Besichtigung der Tunnelvortriebsmaschine im Betrieb ausgelost. Aus Sicherheitsgründen (Notfallbox) war die Begehung an diesem Tag nur für fünf Glückliche möglich. Alle anderen Kolleginnen und Kollegen haben sich der Übertageführung von Herrn Wittkötter angeschlossen, der die im Vortrag genannten Verfahren und technischen Lösungen in der zum Teil spektakulären Örtlichkeit ausführlich erläuterte.
Um die Eindrücke von diesen starken Ingenieurleistungen bei einem Feierabendbier in geselliger Runde fachtechnisch auszutauschen, wurden die Außentische des Brauhauses ‚Im Schlüssel’ in der Bolkerstraße als geeignet empfunden.