Wieder einmal war es ein beeindruckender Diavortrag, zu dem Andrea Kleber, die Vorsitzende des Bezirks Dortmund nahezu 40 Kolleginnen und Kollegen am 07. Februar im Saal des LINUS-Restaurants begrüßen konnte. Und wieder einmal mehr war es "VDV-Globetrotter" Werner Göcke, der, gemeinsam mit seiner Frau Kornelia, über eine seiner vielen Weltreisen in Bild und in freiem Vortrag berichtete. "Afrika, auf der Suche nach den Quellen des Nils" war sein Thema, das er mit eindrucksvollen Bildern und abenteuerlichen Geschichten pointiert zu würzen vermochte (Bild 1).
Um es vorweg zu schicken: Mit den gängigen Vorstellungen über den aus Prospekten hinlänglich bekannten Pauschaltourismus hatte diese Reise nichts zu tun. Mit dem Start in Kairo und dem Besuch des Nil-Deltas, über Assuan, Abu Simbel, den Sudan, bis nach Uganda zum Nil-Quellgebiet waren es einschließlich der Um- und Nebenwege rund 8500 km, die das unternehmungslustige Ehepaar zurücklegen musste. Ab Kairo wurde die Fahrt ausschließlich in eigener Initiative mit dem Zug, Schiff, Bus oder auch teilweise mit dem Auto (Taxi) bewältigt. Und je weiter es in Richtung Süden voran ging - speziell im zweiten Abschnitt ab Abu Simbel bis zur Nilquelle, durch völlig unerschlossene auch sehr gefährliche Landschaften - waren Vergleiche zu den ursprünglichen Erforschungsreisen des Entdecker-Duos Joh. H. Speek und seines Begleiters Burton vor 150 Jahren durchaus als Vergleich angebracht. Da in diesem Teil der Erde der Tourismus absolut tabu ist, waren die Göckes zum größten Teil auf sich allein gestellt.
Hier einige Höhepunkte des Reiseabenteuers:
Bis Abu Simbel war alles noch relativ zivilisiert, doch schon die Zugstrecke, die normal für Touristen nach den Unruhen in der jüngsten Vergangenheit nicht mehr am Tage gebucht werden kann, wurde mit einigen Tricks zu einem brisanten Tageserlebnis. Die sich daran anschließende Nilkreuzfahrt bis Assuan und auch der Assuan-Staudamm ließen dann bei einigen Zuschauern, die schon einmal einen „normalen“ Ägypten-Urlaub verleben konnten, bekannte Bilder aufleben.
Auch die darauf folgende Busreise durch die heiße Wüste bis Abu Simbel zeigte unbeschreibliche Eindrücke. Die absolute Krönung war natürlich ein Besuch der gigantischen Tempelanlagen in Abu Simbel mit dem angrenzenden Nassersee. Wer einmal dort die nächtliche Lasershow erleben durfte, weiß, was hier für ein Wunder, dank auch der Firma HOCHTIEF, mitten in der Wüste entstanden ist.
Im weiteren Verlauf folgte die Reise durch den Sudan. Trotz anfänglich sehr schwieriger Visumbeschaffung verloren die beiden ihr Ziel nicht aus den Augen. Es ging durch das
Tor zu Afrika, der „Perle“ des Sudan, nach Wadi Halfa (Bild 2). An den Straßen- und Schiffszuständen konnte man keine Perlen erkennen und auch die Unterkünfte waren für unsere Verhältnisse sehr gewöhnungsbedürftig. Aber immer wieder gab es freundliche Menschen, die weiterhalfen.
So auch nach dem Erreichen des Nilbogens. In Karima, der ersten heiligen Stadt am Nil, wurden sie von Einheimischen immer wieder mit freundlicher Aufmerksamkeit beachtet und lernten deren „Küche“ kennen (vornehmlich Eintopf mit schwarzen Bohnen, Gemüse und Fladenbrot).
Im Königreich Kusch, der Ruinenstadt, trafen sie sogar auf einige wenige Touristen. Hier,
in dieser unwirtlichen Welt, konnten sie beobachten, wie durch heftige Sandstürme die Sahara ständig ihr Terrain erweitert.
Mit einer gefährlichen Aktion der besonderen Klasse wurden sie auf einer Bootstour durch das Papyrussumpfgebiet Sudd/Südsudan konfrontiert. Auf insgesamt 1000 km Länge war die Wahl der Bootsstrecke durch die vielen Flussarme ein absolutes Glücksspiel und auch mit großen Gefahren verbunden. So kamen sie gerade mit dem Schrecken davon, als ein riesiger Alligator, der sich am Flussufer aufhielt, fast dem allzu neugierigen Fotografen Göcke ins Boot sprang.
Beeindruckend auch ein weiteres Erlebnis: Auf einer Insel im Nil trafen sie Kinder, die ohne Erwachsene in enger Gemeinschaft mit den zu ihrem Stamm gehörenden Rindern leben. Sie erfuhren, dass die umliegenden dampfenden Dunghaufen dieser mit ihren riesigen Hörnern Angst einflößenden Tiere verbrannt werden und dann nach Abkühlung als Hautpflegemittel zum Schutz gegen die vielen, teils auch gefährlichen Insekten dienen (Bild 3).
In einer anderen Ansiedlung trafen sie Menschen mit auffälligen Gesichts-Schmucknarben, die auf die Stammeszugehörigkeit der Dinka hinweisen. Die Bevölkerung lebt hier in der Hauptsache von getrocknetem Fisch, den sie in den umliegenden Gewässern angeln.
Weiter ging es nach Norduganda zum Nationalpark. Hier ist der Nil über eine Strecke von 200 km nicht schiffbar. Das nächste Transportmittel war also ein Bus. Abenteuerliche Übernachtungsmöglichkeiten in einem Zeltlager der Hauptstadt Juba im neu gegründeten Staat Südsudan, zu Wucherpreisen und unmittelbarer Kontakt zu den hier lebenden wilden Tieren prägten den Aufenthalt in dieser Region. Aber auch als ein riesiges Flusspferd nächtlich vor dem Zelteingang auftauchte, vergaß Werner Göcke nicht, vor dem erfolgreichen Suchen eines geeigneten Verstecks ein Foto zu schießen.
Der erste Eindruck von Kampala, der Hauptstadt von Uganda, war ein spektakulärer Busparkplatz. Hier unter über 2000 teils schrottreifen Mini-Bussen den richtigen zu finden, war schon ein mittelgroßes Glücksspiel. Aber schließlich hatte es auch dort geklappt. Weiter ging es nach Norduganda zum Murchison-Falls-Nationalpark. Das Zielgebiet, die Quellregion des Nils, die ihr Wasser durch den 300 Tage im Jahr währenden Tropenregen erhält, wurde erreicht (Bilder 4 und 5).
Die interessanten Erzählungen und brillanten Fotos werden wir bestimmt nicht so schnell vergessen. Allein schon dem Unterfangen, sich als Europäer in dieser Einöde zu bewegen und uns durch diese fantastische Dokumentation einen Einblick zu gewähren, möchte ich an dieser Stelle mit ganz besonderem Dank honorieren.
Und noch ein Bonbon, überreicht vom Geodäten Werner Göcke: Welchen Beruf, fragte er zum Abschluss seines Vortrags, hatte wohl der Nilquellen-Entdecker Joh. H. Speek?
Die Antwort war konnte nicht anders lauten und tat allen Anwesenden unendlich gut: Natürlich war er ein Landvermesser.