Am 03.06.2008 hatten Kollegen und Kolleginnen des VDV-Bezirkes Bielefeld die Gelegenheit an einer Stadtführung in Werther/Westf. teilzunehmen.
Das westfälische Werther liegt an der Nordseite des Teutoburger Waldes in der Hügellandschaft des Ravensburger Landes. Mit seinen rund 12.000 Einwohnern zählt Werther zu den kleineren Städten und Gemeinden im Kreis Gütersloh. Unter fachkundiger Führung von Wilhelm Redecker erfuhren die Teilnehmer viele Details zu der wechselvollen Geschichte des Ortes. Erstmals schriftlich erwähnt wird „wartera“ im Jahr 1009. Danach erfolgte durch die Verleihung von Handelsrechten im 17. Jahrhundert die Abkehr von der reinen Landwirtschaft. Das Ortsbild änderte sich von Einzelhöfen zu einer geschlossenen Bebauung. Im 18. Jahrhundert bildeten Flachsanbau und Leinengarngewinnung und im 19. Jahrhundert das Handwerk der Zigarrenmacher die wirtschaftliche Grundlage für das städtische Leben. Heute haben diese Produktbereiche in der Stadt Werther jedoch keine Bedeutung mehr.
Bekannt ist die Stadt auch durch „Werthers Original“, früher „Werthers Echte“. Dieses Sahnebonbon wurde im Jahre 1909 durch einen Angestellten der Firma Stock in Werther erfunden. Das ehemalige Stammhaus ist auch heute noch vorhanden, wird jedoch von der Firma nicht mehr genutzt. In den Jahren 1945-1949 wollte die Firma Storck in Werther expandieren und ein neues Werk aufbauen. Da jedoch keine Flächen zur Verfügung standen, die Landwirte wollten ihren fruchtbaren Lössboden nicht für eine Gewerbeansiedlung zur Verfügung stellen, siedelte die Firma schließlich im benachbarten Halle/Westf. an. An der Südseite des Teutoburger Waldes herrschen Sandböden vor, die zur damaligen Zeit bei weitem nicht so ertragreich waren. Auch heute noch erzielt die Stadt Werther im Kreis Gütersloh die geringsten Gewerbesteuereinnahmen je Einwohner.
Die Stadt selbst bezeichnet sich auch als „Böckstiegel-Stadt“. Peter-August Böckstiegel wurde 1889 in Werther geboren, lebte und arbeitete lange Jahre in Dresden an der Kunstakademie und gilt als bekannter Expressionist des 20. Jahrhundert. Durch einen Luftangriff 1944 in Dresden gingen leider viele seiner Werke verloren. Das Geburtshaus und das künstlerische Werk hat der Kreis Gütersloh übernommen und zukünftig ist im Rahmen einer Stiftung geplant, in Werther einen Museumsbau zu errichten, damit die Werke auch zukünftig der interessierten Öffentlichkeit zugänglich sind.
Der Rundgang endete am „Haus Werther“, einem ehemaligen Rittergut der Herren von Werther. Die Ursprünge dieser Anlage reichen bis in das 14. Jahrhundert zurück. Heute wird der Gebäudekomplex von der Stadt Werther als Begegnungsstätte genutzt.
Einen herzlichen Dank an Wilhelm Redecker, der durch amüsante Anekdoten zu Persönlichkeiten des Ortsgeschehens, diese Stadtführung zu einem interessanten und kurzweiligen Erlebnis werden ließ.
Stefan Reinsch