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Wehrhahnlinie, Kö-Bogen, Hofgarten - ein neues Gesicht für die Innenstadt

Besuch der Stadtbahnbaustelle Wehrhahnlinie in Düsseldorf

Termin:  11.07.2012 16:00 - 19:00 Uhr
Ort: Wehrhahnlinie Düsseldorf, Baubüro Heinrich-Heine-Allee
Wehrhahnlinie, Kö-Bogen, Hofgarten
 

– ein neues Gesicht für die Innenstadt -

 

Die Idee, die Straßenbahn in den Untergrund zu verlegen gab es bereits in den 1960er-Jahren. 1968 fasste der Stadtrat den Beschluss den U-Bahnbau zu beginnen. Fünf Jahre später, 1973, ging es dann los. Seitdem wurden Tunnel von insgesamt rund 6,9 Kilometern Länge und zwölf unterirdische U-Bahnhöfe fertig gestellt. Seit 2008 wird am größten innerstädtischen Verkehrsprojekt des kommenden Jahrzehnts gebaut - der Wehrhahn-Linie, ein neuer Tunnel von 3,4 Kilometern Länge und fünf weiteren unterirdischen U-Bahnhöfen.

                                                      

Besuch im Informationszenrtum Wehrhahnlinie (Bild R. Wallbaum)

Am 11.07.2012 besuchten einige Mitglieder des Bezirks Bergisch-Land die Baustelle in Düsseldorf. Vor Ort wurden sie von Herrn Dipl.-Ing. Gerd Wittkötter, dem dortigen Bauleiter für die Stadt Düsseldorf, begrüßt und fachkundig in die Thematik Wehrhahnlinie eingeführt. Nach einem etwa 45 minütigen Vortrag über den Baufortschritt aus Vergangenheit und Gegenwart, gewährte er mittels Präsentationsfolien einen Ausblick in die Zukunft der einzelnen Bahnhöfe und dem Kö-Bogen, wie diese sich präsentieren sollen. Dies war ein rundum informativer und gelungener Vortrag, der seinen etwa 2-stündigen Abschluss mit einer Begehung der Baustelle fand. An dieser Stelle sei Herrn Dipl.-Ing. Gerd Wittkötter nochmals herzlich gedankt für die Zeit, die er sich für uns nahm.

 

Bereits Anfang der 1980er Jahre wurde schon ein Teilabschnitt der Wehrhahnlinie gebaut. Unterhalb des nunmehr bestehenden U-Bahnhofs wurde damals bereits vorausschauend eine weitere Ebene als Haltepunkt gebaut sowie zwei etwa 200 Meter lange Teilabschnitte in Richtung Benrather Straße. Damals zukunftsorientiert gedacht, da der Bau der Wehrhahnlinie schon geplant war, heute ein Problem, da mit der modernen Bautechnik nun der Bau in mehrere Abschnitte unterteilt werden musste.

 

Blick in den Süd-Ast Richtung Süden (Bild R. Wallbaum)

Somit besteht die Wehrhahnlinie aus einer südlichen Rampe am S-Bahnhof Bilk neben den Düsseldorf-Arkaden, einer Südröhre von etwa 1300 Metern Länge, dem vorhandenen Teilabschnitt an der Heinrich-Heine-Allee, der Anschluss des Ost-Astes unter dem Kaufhof an der Kö, der Ost-Ast selber als etwa 950 Meter lange Röhre und der Rampe am S-Bahnhof Wehrhahn. Eine Besonderheit des U-Bahnbaus ist der Abstand der Haltepunkte. Alle oberirdischen Straßenbahnhaltepunkte sollten lagegleich in der Untergrund verlegt werden, so dass ein Abstand von durchschnittlich 350 Meter entsteht als der sonst üblichen 500 Meter für eine U-Bahn.

 

Aber nicht nur dies ist eine Besonderheit der Maßnahme. Ohne den öffentlichen und den Individualverkehr zum Erliegen zu bringen und die Erreichbarkeit über jegliche Straße zu gewährleisten, mussten die Planer unglaubliche logistische Leistungen erbringen. Ebenso die Tatsache, dass die Haltestellen so dicht beieinander liegen. Vor dem eigentlichen U-Bahnbau mussten die ganzen Versorgungsleitungen aus dem Straßenbereich an den Rand verlegt werden, damit die Ausschachtungen für die Bahnhöfe gemacht werden konnten. Alleine diese Maßnahmen inklusive der Rückverlegung und die Veränderungen der Verkehrsführung der Straßenbahnen während der Bauphase verschlingen 40 % der Rohbaukosten von etwa 300 Mio. Euro. Die restlichen Baukosten der gesamten 750 Mio. Euro werden für den Ausbau benötigt. In etwa die gleiche Summe von 350 Mio. Euro werden auch bei der Tunnellösung der Straße unter dem Jan-Wellem-Platz verbaut, welches den Abriss des „Tausendfüßlers“ und den Rückbau im Hofgarten beinhaltet. Nochmals in etwa diese Summe verschlingen die Libeskind-Bauten im Kö-Bogen. Somit befindet sich gerade im Zentrum von Düsseldorf eine der größten Baustellen mit einem Investitionsvolumen von etwa 1,5 Mrd. Euro. Und das Ganze soll 2014 – 2015 vollendet sein.

 

Zum Zeitpunkt der Baustellenbesichtigung waren die Tunnelröhren bereits fertig. Der Schildvortrieb somit abgeschlossen und die Tunnelbohrmaschine „Tuborine“ bereits zerlegt und abtransportiert. Im Süd-Ast, den wir besichtigt haben ist der Rohbau der Bahnhöfe nahezu abgeschlossen und Ende des Jahres werden die ersten Schienen verlegt und die Gestaltung der Bahnhöfe schreitet voran. Für diese Maßnahme wurde ein Designkonzept entwickelt und von Anfang an durch Künstler begleitet. Somit bekommt jeder Bahnhof sein eigenes Gesicht aber auch ein wiederkehrendes Element.

 

Blick in den Startschacht des Ost-Astes vor dem Kaufhof an der Kö

(Bild R. Wallbaum)

Im Ost-Ast werden gerade die Bahnhöfe mittels des „Düsseldorfer Deckels“ gebaut und unter dem Kaufhof an der Kö werden die vorbereitenden Maßnahmen für die Vereisung des Baukörpers getroffen, so dass dort ein bergmännischer Vortrieb zum Verbinden des Bahnhofs Heinrich-Heine-Allee und dem Startschacht des Ost-Astes gemacht werden kann.

 

Damit sich die Berichte der einzelnen Bezirke nicht zu sehr wiederholen sei hier auf die Artikel zum Besuch der Baustelle Wehrhahnlinie der Kollegen der Bezirke Düsseldorf und Duisburg verwiesen. Weitere Informationen bietet aber auch die Internetpräsenz der Stadt Düsseldorf zur Wehrhahnlinie. Diese Seite ist sehr umfangreich und informativ und bestens zu empfehlen.

 www.duesseldorf.de/wehrhahnlinie

Ein Lob an die Öffentlichkeitsarbeit für dieses Bauprojekt sei hier angebracht.

 

Während der ganzen Projektphase sind Archäologen vor Ort, die den Boden auf historische Artefakte hin untersuchen. Schließlich liegt die Maßnahme im denkmalgeschützten Bereich und Düsseldorf blickt auf eine 600-jährige Befestigungsgeschichte zurück. Dementsprechend fallen auch die Funde aus. Aber nicht nur im Bereich der Wehrhahnlinie, sondern auch beim Bau des Kö-Bogens.

 

Die Umgestaltung des Jan-Wellem-Platzes zum Kö-Bogen ergab sich unwillkürlich mit der Bauausführung der Wehrhahnlinie. Der Straßenbahnknotenpunkt fällt oberirdisch weg und macht Platz für neue Räume. Diese Baumaßnahme unterteilt sich in drei wesentliche Abschnitte.

 

Es wird ein Boulevard der Begegnung entstehen. Durch den Abriss des von Friedrich Thamm entworfenen „Tausendfüßlers“  und einer Tunnellösung für den Straßenverkehr entsteht von der Berliner Allee an der neu gestalteten Tuchtinsel vorbei bis zum Drei-Scheiben-Hochhaus entsteht ein neuer Grüngürtel, der auch den Hofgarten zusammenwachsen lässt. Ein Wermutstropfen ist die Straßenbahnstrecke über dieser Trasse. Das Herzstück wird allerdings der Hofgarten sein. Er wird nun wieder über die Landskrone hinweg, wie von Maximilian Friedrich Weyhe erdacht, mit der Kö als grüne Lunge verbunden. Als architektonische Glanzstücke gelten die sich in die Umgebung organisch eingebetteten Bauten des Stararchitekten Daniel Libeskind. In die Fassade soll der Hofgarten hineinwachsen und sich im Wasser der Landskrone spiegeln. Ebenso werden der Schadowplatz, der Gustaf-Gründgens-Platz und der Martin-Luther-Platz in diesem Zuge neu gestaltet.

 

Es wird also somit mit der Wehrhahnlinie und dem Kö-Bogen eine völlig neue Düsseldorfer Innenstadt entstehen.