Von der Matrize zum fertigen Druckerzeugnis
Der Blick hinter die Kulissen der Westdeutschen Zeitung (WZ)
Um diesen Einblick zu erlangen, trafen sich die Mitglieder des Bezirkes Bergisch-Land am 25.02.2011 am Pressehaus der Westdeutschen Zeitung in Wuppertal. Dort wurde die Gruppe von Paul Brall, einem ehemaligen Mitarbeiter der WZ, erwartet, der die Führung durchs Haus machte. Zu aller erst erwartete uns ein kurzer Film über die Geschichte des Verlagshauses W. Girardet, welcher die WZ herausgibt.
1887 wurde von Wilhelm Girardet der General-Anzeiger für Elberfeld-Barmen gegründet. 1903 übernimmt er den Düsseldorfer General-Anzeiger und bezieht 1908 das Verlagshaus an der Königsallee in Düsseldorf. Seither der Sitz der WZ. 1911 übernimmt er die Düsseldorfer Neuste Nachrichten und 1934 kommen der Krefelder General-Anzeiger und die Crefelder Zeitung hinzu die unter dem Titel Westdeutsche Zeitung verlegt werden. Nach dem zweiten Weltkrieg bedurften alle Zeitungen einer Lizenz der Besatzungsmächte. Erst 1949 nach Wiederherstellung der Pressefreiheit erschienen diese wieder. Seit 1973 erscheinen alle drei Zeitungen unter dem gemeinsamen Titel WESTDEUTSCHE ZEITUNG.
Das Verbreitungsgebiet reicht vom Niederrhein bis ins Bergische Land hinein mit einer täglichen Druckauflage von rund 140.000 Exemplaren, die sich auf 17 Lokalausgaben verteilen. Neben der Westdeutsche Zeitung hat der Verlag W. Girardet diverse Beteiligungen an Zeitungs- und Anzeigenblatt-Verlagen sowie an Hörfunksendern und Dienstleistungsunternehmen. Hierzu gehören u.a. der Düsseldorf Express, Prisma, Welle Niederrhein und Antenne Düsseldorf.
Zusammen mit dem Solinger Tageblatt und dem Remscheider General-Anzeiger werden der überregionale redaktionelle Teil gestaltet und ein gemeinsamer Anzeigenteil unter Westdeutsche Zeitung plus angeboten.
Die Westdeutsche Zeitung erscheint im sogenannten Berliner Format. Die Herstellungskosten hierfür betragen pro Monat etwa 65 Euro, die Verkaufskosten liegen nur bei etwa 23 Euro. Um die Differenz zu erwirtschaften müssen Anzeigen verkauft und Beileger eingefügt werden.
Der komplette Ablauf vom Schreiben der Artikel bis zum Verladen in die Lieferfahrzeuge geschieht weitestgehend vollautomatisch und computergesteuert. Dem Redakteur werden in der Radaktionskonferenz Seite und Spaltenzahl sowie Platzierung auf der Seite zugeteilt. Im Computer sieht er dann den entsprechenden Bereich. Er hat nun bspw. etwa 90 Zeilen Platz, die er füllen muss. Ist die dpa-Nachricht zu kurz, muss er diese ergänzen, ist sie zu lang muss er kürzen. Datenquelle für den internationalen Teil ist meist die dpa und Bilder kommen aus einer zentralen Bilddatenbank von WZ und Rheinischer Post oder von Bildredaktionen. Es gibt bei der WZ etwa 1000 Mitarbeiter, davon circa 100 Redakteure und zusätzlich noch freie Mitarbeiter.
Hat der Redakteur seinen Artikel verfasst, wird dieser freigegeben und zur sogenannten Belichtung geschickt, d.h. das Setzen der Seite ist fertig und wurde gespeichert. Nun wird mittels Laser die Seitenmatrize auf einer etwa 150 Gramm schweren Aluminiumplatte geschrieben - früher war eine Matrize aus Blei um die 8 kg schwer. Pro zu druckender Seite werden bis zu vier Matrizen benötigt. Auf jeder wird nur der Bereich gelasert, der in der entsprechenden Farbe gedruckt werden soll. Damit die Matrizen in die Druckmaschinen eingelegt und fixiert werden können, werden diese am Rand gelocht und gefalzt. Auf dem Falzrand befindet sich eine Codierung der sich darauf befindlichen Seite, so dass der Drucker weiß um welche Seite es sich handelt und an welche Stelle diese platziert werden soll. Hierzu gibt es entsprechende Druckseitenschemata, so dass immer die richtigen Seiten gepaart auf der Druckmaschine liegen, damit am Ende die Zeitung in der richtigen Reihenfolge gedruckt wird.
Gedruckt wird die Zeitung als 4 Farb-Offset-Druck. Die Matrizen werden mit einer wasserlöslichen und nicht wasserlöslichen Schicht belichtet. In der Druckmaschine wird nun die jeweilige Farbe auf die entsprechende Vorlage aufgesprüht und das überschüssige Material mit Wasser wieder abgespült. Dieses Positiv wird nun als Negativ auf eine Gummimatte übertragen, die per Andruckrolle das Abbild der Seite in der entsprechenden Farbe auf das Papier bringt. Jede Seite muss in der Druckmaschine über Umlenkrollen an allen Farbmatrizen vorbeigeführt werden, damit eine bunte Zeitungsseite entsteht. Die Reihenfolge der Farbe ist fest definiert und in folgender Reihenfolge angeordnet: Cyan, Magenta, Yellow, Black. Schwarz wird zuletzt aufgebracht, da dies in Bildern erst für Tiefenschärfe sorgt.
Das ganze Schauspiel findet in vier etwa 15 Meter hohen Druckmaschinen statt. Diese sind Maßanfertigungen für die jeweiligen Druckereien und kosten etwa je 11 Mio. Euro. Um eine solche Maschine anzufertigen braucht man 2 Jahre Zeit. Je nach Einsatz haben sie eine Lebensdauer von etwa 10 bis 15 Jahren und drucken circa 50-60 tausend Seiten pro Stunde. Die Papierrollen werden im laufenden Betrieb automatisiert gewechselt.
Das recyclebare Papier - 45 g/m² - für den Zeitungsdruck kommt überwiegend aus Skandinavien und wird in Rollen mit 20.000 Metern angeliefert. Eine Rolle ist etwa nach einer halben Stunde aufgebraucht und muss dann gewechselt werden. Es gibt diese in drei Breiten. Zum einen die 1/1-Rolle, hier passen vier Seiten nebeneinander, die 3/4-Rolle für drei Seiten und die 1/2-Rolle für zwei 2 Seiten. Je nach Seitenstärke der Zeitung werden die Rollen verschieden kombiniert damit der Papierverbrauch genau abgestimmt ist.
Der Druck erfolgt nachts. Da es mehrere
Ausgaben mit verschiedenen Lokalteilen
gibt und die Druckerei sich nur in Wuppertal
befindet, werden die Ausgaben in verschiedenen
Etappen gedruckt. Zuerst wird der am weitesten
entfernte Bezirk und dann immer näher nach
Wuppertal kommend gedruckt. Andruck ist
um 22:30 Uhr und Ende circa 4:30 Uhr. Ausgeliefert
wird dann von etwa 3.000 Austrägern im
Verbreitungsgebiet bis spätestens 6:30 Uhr.
Druckwalzen mit Matrizen der Farbe Gelb
(Bild: R. Wallbaum)
Nach dem Druck werden die Zeitungen geschnitten, gefaltet und zusammengelegt auf einem Laufband aufgehangen. Vor der Verpackung werden noch Sonderbeilagen und Reklameeinleger hinzugefügt. Diese werden meist woanders gedruckt oder teilweise auch schon mal vorgedruckt und zu großen Rollen abgelegt. In einer speziellen Maschine werden die Beilagen dann in Fächer umgefüllt und dann in die aufgeschlagene Zeitung voll automatisch eingefügt. Per Laufband geht es dann zur Endverpackung. Dort werden Packzettel für den Zusteller manuell hinzugefügt, ein Packen Zeitungen in Folie verpackt und mit Packband gesichert. Anschließend werden diese Pakete zur Abholung bereitgestellt.
An diesem Punkt endete auch die Führung durch die Druckerei der Westdeutschen Zeitung. Der immense Aufwand und die beeindruckende Logistik die hinter dem Erstellen einer Tageszeitung stehen wurden noch in einem Restaurant ausgiebig weiter diskutiert und der Tag zum Ausklang gebracht.