zum Content

„Führung über das Welterbe Zollverein“

Termin:  09.05.2009 15:30 Uhr
Ort: Essen

 

 

 

 

 

 

 

 

Über Kohle und Kumpel

Führung über das Welterbe Zeche Zollverein Essen

 

Zeche Zollverein - UNESCO Weltkulturerbe seit 2001. Was ist Zeche Zollverein? Um dieser Frage ein wenig auf den Grund zu gehen, sind wir am Samstag den 09. Mai 2009 nach Essen gefahren, um eine kulturhistorische Führung durch die alte Kohlewäsche zu machen.

 

Herr Karlheinz Silfang von der Stiftung Zollverein, unser versierter Führer über das Gelände der Kohlewäsche und Sortieranlage, machte mit uns einen kurzweiligen Ausflug in die Zeit der harten Arbeit „auf Zeche“. Fundiert mit viel Wissen über die damalige Zeit und die geschichtlichen Hintergründe vergingen die zwei Stunden fast wie im Fluge. Jeder würde denken, dass er sein Leben lang ein „Zollvereiner“ gewesen sei, aber falsch gedacht, er hatte beruflich nichts mit Kohle, Koks und Stahl zu tun, er war Kaufmann in der IT-Branche.

 

Über die längste freistehende Rolltreppe Deutschlands, natürlich gebaut von Thyssen-Krupp, das Ruhrgebiet verpflichtet, gelangt man nach 68 m und einer 90 Sekunden dauernden Fahrt in die in 24 Metern Höhe befindliche Lobby der Kohlewäsche, wo unsere Führung ihren Anfang nehmen sollte.

 

Über ein nachträglich angebautes Treppenhaus ging es hinauf auf das Dach in Ebene 47 des Gebäudes. Von hier eröffnete sich ein phänomenaler Blick über das Umland bis tief hinein ins Ruhrgebiet. Am Horizont sind der Horizontbogen in Recklinghausen, der Tetraeder in Bottrop, die Arena „Auf Schalke“ in Gelsenkirchen, der Gasometer in Oberhausen, die Innenstadt von Essen mit dem RWE-Tower, das Knappschaftshaus in Bochum, das viele Grüne des Ruhrgebiets und noch einiges mehr zu sehen.

 

Auf dem Dach der Kohlewäsche befindet man sich fast am höchsten Punkt der Zeche Zollverein, die mit ihren erhaltenen vier von ehemals fünf Schachtanlagen, den Anlagen unter Tage, der zentralen Kokerei, den Halden, seinen Verkehrsanlagen und seinen Arbeitersiedlungen, kurz: die „Industrielle Kulturlandschaft Zollverein“ bildet. Nur der Doppelbock-Förderturm Schacht XII, das Wahrzeichen der Zeche, ja fast des gesamten Ruhrgebietes, ist mit etwa 55 m höher.

 

1847 kaufte der Duisburger Industrielle Franz Haniel das Gelände und teufte den ersten Schacht ab. Er nannte die entstehende Zeche „Zollverein“ nach der 1834 in Kraft getretenen Freihandelszone aus 14 deutschen Staaten. Der Name war Programm, stand der Deutsche Zollverein doch für wirtschaftlichen Aufschwung. Auf der Zeche wurden 1851 im ersten Jahr der Förderung mit 256 Bergleuten 13.000 t Kohle gefördert, bis 1890 hatte sich die Belegschaft verzehnfacht, und die Fördermenge war mit 1 Mio. Tonnen auf das 75-fache nahezu explodiert.

 

Die Zeche Zollverein war nicht nur die größte ihrer Art, sondern sie prägte durch ihre Architektur auch den Stil der „Neuen Sachlichkeit“. Es dominieren Geometrie und strenge Symmetrie. Auf unserer Führung durch das Gelände wurde dies sehr anschaulich dargestellt.

 

Trotz aller Rationalisierungsbemühungen musste die Zeche Zollverein am 23. Dezember 1986 nach 135 Jahren den Bergbaubetrieb einstellen. Damit schloss die letzte der Essener Zechen ihre Tore. Am 30.Juni 1993 folgte die Kokerei. Eine Ära ging zu Ende.

 

Was sollte nun mit dem Gelände geschehen? Die Gebäude und Anlagen stehen seit 2000 offiziell unter Denkmalschutz. Ein Jahr später folgte die Aufnahme in die Welterbeliste der UNESCO. Erhalt durch Umnutzung sollte die Lösung sein. Seither bestimmt Vielfalt das Angebot; Geschichte, Kultur, Kreativität, Veranstaltungen, Gastronomie, Freizeit, all dies bietet das ehemalige Zechengelände heutzutage.

 

Zum Ende unseres Aufenthaltes hin kehrten wir im Café Kohlewäsche ein. Dort, inmitten restaurierter Originalmaschinen, saßen wir und ließen unseren Besuch bei Kuchen, Snacks und Kaffeespezialitäten, bereitet im ehemaligen Labor der Kohlewäsche, ausklingen.