Landesverbandstag in Stade am 3. und 4. November 2006
Veränderungen im Landesvorstand
Seinen diesjährigen Landesverbandstag richtete der LV Niedersachsen im Parkhotel Stader Hof, nahe der Innenstadt im idyllischen Stade aus. Zwar gestaltete sich die Anreise am Freitag Nachmittag durch den heftigen Verkehr im Großraum Hamburg etwas schwierig, aber letztendlich erreichten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer heil ihren Zielort.
Die Landesausschusssitzung wurde mit gewohnter Routine erledigt und anschließend freuten sich Alle auf den Mitgliedertreff mit Klönabend im Restaurant Theatro im Stader Hof. Neben den Offiziellen waren auch viele Mitglieder bereits am Freitag angereist und man speiste und trank in angenehmer Atmosphäre in einem gediegenen Ambiente, in dem sich alle wirklich wohlfühlten. Fachsimpeleien und private Gespräche lösten sich in lockerer Folge ab und so war Mitternacht bereits vorbei, als die ersten Kolleginnen und Kollegen sich verabschiedeten. Am nächsten Morgen öffnete das Tagungsbüro pünktlich um 9.30 und um 10.00 konnte die Tagung programmgemäß beginnen.
Zunächst gab es ein Grußwort des Vorsitzenden der Landesfachgruppe Vermessung des Bundes Technischer Beamter (BTB) Herrn Dipl..- Ing. Siegmar Liebig, der als Abteilungsleiter im MI die Belange des Vermessungswesens natürlich in besonderer Weise im Auge hat. Er war als Ehrengast geladen, um die Beziehungen zwischen BTB und VDV zu entwickeln und zu vertiefen, da man bei der Übereinstimmung zwischen der von den beiden Verbänden vertretenen Klientel nach Synergieeffekten nicht lange suchen muss. Sie liegen in der Tat, wie auch der Vortrag zeigte, förmlich auf der Hand. Der weitere Verlauf des Vormittages wurde durch vier hochkarätige Fachvorträge geprägt. Alle Vorträge wurden durch lebendige Power-Point-Präsentationen unterstützt, in denen die relevanten Sachverhalte in anschaulicher Weise dargestellt werden. Im ersten Block der Fachvorträge ging es um die neuen Studiengänge Bachelor und Master. Frau Dipl.-Ing. Stephanie Martin, von der Universität Hannover von der Fachhochschule Oldenburg Ostfriesland Wilhelmshaven, stellten vor, wie ihre Hochschulen die neuen Studiengänge für die Bereiche Vermessung und Geoinformatik entwickelt und strukturiert haben. Durch die Akkreditierung, die beide Hochschulen bereits hinter sich haben, konnten die ersten Studentinnen und Studenten bereits im WS 2005/2006 mit dem Bachelor Studium beginnen. Vor einigen Wochen sind demzufolge bereits die zweiten Jahrgänge gestartet, da ein Studienbeginn jetzt nur noch zum Wintersemester möglich ist. Die ersten Anfänger im Masterstudiengang werden dann in Hannover in 2008 bzw. in Oldenburg im Jahre 2009 erwartet. Das Diplomstudium alter Art ist damit an beiden Standorten nur noch ein Auslaufmodell, das natürlich für die Studierenden, die vor 2005 begonnen haben, zu Ende geführt wird. Nach einer wohlverdienten Kaffeepause referierte Herr Dipl.- Ing. Matthias Stronk, von der LGN aus Hannover über das Satellitennavigationssystem Galileo. Obwohl Galileo letztendlich auf den gleichen physikalisch-technischen Prinzipien beruht, mit denen auch die bereits vorhandenen Systeme GPS und GLONASS arbeiten, wurde sehr deutlich, dass durch die zivile Hoheit und die modernere Systemarchitektur eine Reihe von Vorteilen bezüglich Verfügbarkeit und Genauigkeit zu erzielen sind, die sich insbesondere die europäischen Staaten nicht entgehen lassen sollten. Macht man sich zudem klar, dass die geschätzten, bereits nach oben korrigierten Gesamtkosten für die Implementation des Systems ca. 3,6 Mrd. € betragen, so muss man dies vor dem Hintergrund des erzielbaren Nutzen als geradezu preiswert bezeichnen. Wenn man davon ausgeht, dass für diese Summe derzeit etwa 100km Autobahn in einem europäischen Ballungsraum gebaut werden können, so kann dieser Vergleich sicher auch eher skeptische Zeitgenossen vom Sinn des Gesamtprojektes überzeugen.
Auch nach diesem bemerkenswerten Vortrag ging es spannend und zukunftsorientiert weiter. Unter dem Titel „Kataster 2014 – Trends für die nächsten Jahre“, berichtete Herr Dr.- Ing. Winfried Hawerk, von der LGV Hamburg, über seine Erfahrungen und Ergebnisse aus der Arbeit der „FIG Commission 7 - Cadastre 2014“, die sich bereits 1994 als EU Kommission die Frage gestellt hatte, welche Merkmale ein zukünftiges Kataster in 20 Jahren auszeichnen sollten. Die Kommission hat ihre Ergebnisse in sechs Kernaussagen verdichtet. Diese Aussagen sind etwa von der Art: „Das Kataster 2014 beschreibt die vollständige rechtliche Situation des Bodens“ oder „Die Trennung zwischen Plan und Karte, zwischen Kataster und Grundbuch ist aufgehoben“ oder „Die katastertechnische Kartierung ist tot! Lang lebe die Modellierung!“ Mittlerweile sind diese Kernaussagen von Fachleuten in aller Welt ausgiebig diskutiert und in ihrem grundsätzlichen Gehalt weltweit anerkannt worden. Das wurde unter anderem dadurch möglich, dass sie insbesondere Prinzipien und Trends beschreiben, in denen sich auch Länder mit unterschiedlichsten finanziellen und technischen Möglichkeiten wiederfinden können.
Allen vier Vorträgen war gemein, dass sie jeweils eine angeregte Diskussion auslösten. Dies lies ein offensichtlich zufriedenes Publikum zurück, führte aber dazu, dass die Mittagspause erst mit ziemlicher Verspätung starten konnte. Die Mitgliederversammlung begann nach dem Essen mit einem Grußwort des Präsidenten des VDV, Herrn Dipl.- Ing. Wilfried Grunau. Nach den Fachvorträgen des Vormittages fielen seine Worte über die Modernität und die Bedeutung unseres Berufsstandes natürlich auf fruchtbaren Boden. Gleiches galt für seinen Aufruf, den aktuell beginnenden Wirtschaftsaufschwung zur Festigung und zum Ausbau des von uns Vermessungsleuten zu dominierenden Marktes für Geodaten zu nutzen.
Anschließend nutzte der Landesvorsitzende Herr Dipl.- Ing. Gerhard Kaupa die Gelegenheit, drei Mitglieder unseres Verbandes für ihre langjährige Mitgliedschaft auszuzeichnen. Die silberne Verbandsnadel für 25-jährige Mitgliedschaft nahm Werner Tecklenburg entgegen. Horst Briese und Dirk Jüchter wurden mit der silbernen Verbandsnadel mit Kranz ausgezeichnet, die sie ebenfalls persönlich entgegennahmen. In einer Schweigeminute wurde des kürzlich verstorbenen Kollegen Evert Broers aus Wiesmoor gedacht. Anschaulich und klar gab der Landesvorsitzende anschließend seinen Bericht über die Arbeit der letzten beiden Jahre ab. Deutlich und herzlich fiel sein Dank an seine Mitstreiter im Landesvorstand aus, die , das wurde für alle Anwesenden herausgestellt, in der tendenziell knapper werdenden Freizeit wichtige Arbeit für unseren Verband und damit für alle seine Mitglieder leisten.
Der Bericht des Landesschatzmeisters wurde von Hans-Joachim Krause mit vermessungstechnischer Präzision und Klarheit vorgetragen. Demzufolge stellte auch Peter Schönemeier nach Erläuterung der durchgeführten Kontrollen, namens der Kassenprüfer den Antrag auf Entlastung des Vorstandes, dem mit großer Mehrheit entsprochen wurde. Der anschließend vorgestellte Haushaltsplan für die nächsten beiden Jahre fand ebenfalls breite Zustimmung. So konnte es mit dem Tagesordnungspunkt Wahlen zügig weiter gehen. Unter Assistenz des Bundesgeschäftsführers und zweier Kollegen aus benachbarten Landesverbänden wurde das Wahlverfahren routiniert abgewickelt. Die Wahlvorschläge wurden vorbehaltlos akzeptiert und alle vorgeschlagenen Kandidaten und auch die einzige Kandidatin durften sich über klare Voten mit vertrauensvollen Mehrheiten freuen. Da der LV Niedersachsen stets im zweijährigen Rhythmus wählt, bleiben einige Landesvorstandsmitglieder stets für zwei weitere Jahre im Amt während die anderen Mitglieder entsprechend für eine volle Periode von vier Jahren gewählt werden.
So sieht nun unser neuer, wieder einmal verjüngter Landesvorstand aus:
Geschäftsführender Vorstand
Vorsitzender: Gerhard Kaupa
Stellvertrender Vorsitzender: Michael Tschöke
Landesschriftführerin: Yvonne Gröger
Landesschatzmeister: Hans-Joachim Krause
Referenten/Beisitzer
Referent für Ausbildung: Peter Lorkowski
Referent für Fort- u. Weiterbildung: Dennis Steininger
Referent für Kommunikation: Magnus Bröring
Referent für Freiberufler: Andreas Gollenstede
Referent für Nichtselbstständige: Stefan Hasse
Kassenprüfer
1. Kassenprüfer: Dirk Jüchter
2. Kassenprüfer: Peter Schönemeier
Da keine Anträge an die Mitgliederversammlung vorlagen und auch zum Tagesordnungspunkt Verschiedenes nicht das Wort gewünscht wurde, konnte der alte und neue Landesvorsitzende die Versammlung pünktlich schließen und allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine gute Heimfahrt wünschen.
Wieder einmal hat es der Landesvorstand geschafft, einen wirklich gelungenen Landesverbandstag zu organisieren, dem nur eines gefehlt hat: eine noch größere Resonanz bei den Mitgliedern.
Jochen Gies
Die Vorträge können per E-Mail beim Landesvorsitzenden angefordert werden