Auf dem Gelände eines ehemaligen Güterbahnhofs entsteht in Frankfurt am Main zwischen den Stadtteilen Bockenheim und Gallus ein neues Stadtviertel, das "Europaviertel". Es werden 3.800 Wohnungen errichtet und Raum für 30.000 Arbeitsplätze geschaffen.
Um das Gebiet an das öffentliche Nahverkehrsnetz anzuschließen, wird die U-Bahnlinie U5 verlängert. Die neue Trasse verläuft von der Station Hauptbahnhof auf einer Länge von 2,7 Kilometern, davon 1,2 Kilometer unterirdisch, zur neuen Endstation "Wohnpark". Insgesamt werden vier neue Stationen errichtet, wobei drei Stationen oberirdisch und eine Station unterirdisch angelegt werden.
Aufgrund der örtlichen Gegebenheiten wird der zu erstellende Tunnel zum Teil in offener Bauweise, als auch in geschlossener Bauweise errichtet. Hierfür kommt auch aufgrund der Bodenverhältnisse eine Tunnelvortriebsmaschine zum Einsatz. Die Maschine, eine Anfertigung der Herrenknecht AG, hat eine Länge von über 80 Metern, wiegt 580 Tonnen und hat eine Antriebsleistung von 1305 PS. Das speziell für den Frankfurter Untergrund angefertigte Schneidrad wiegt 72 Tonnen und hat einen Durchmesser von 7,1 Metern. Der Innendurchmesser beträgt nach Tübbing Ausbau 5,9 Meter. Es werden zwei Tunnelröhren von je etwa 850 Metern Länge aufgefahren, wobei die Maschine im Schnitt fünf Meter am Tag bei 24 Stunden im Schichtbetrieb bewältigen kann. Pro Schicht wird die Maschine von acht Personen bedient.
Bei unserem Besuch wurden wir zunächst von Mitarbeitern der ausführenden Baufirmen herzlich empfangen. Im Baubüro wurde uns zunächst das Bauprojekt im Allgemeinen vorgestellt und dann über den aktuellen Baufortschritt informiert. Danach ging es mit entsprechender Schutzkleidung ausgestattet über die Baustelle mit all ihren Einrichtungen und Gerätschaften (unter anderem eine Rettungskammer) zur 18 Meter tiefen Startbaugrube, in der die Tunnelvortriebsmaschine montiert wird. Zum Zeitpunkt unseres Besuches war die Endmontage fast abgeschlossen, so dass wir die Maschine nahezu komplett ausgiebig in Augenschein nehmen konnten. In diesem Zusammenhang war interessant zu erfahren, dass zwei Mitarbeiter der Herstellerfirma die Maschine ohne Montageplan also sozusagen "aus dem Kopf heraus" zusammenbauen.
Nachdem alle Fragen beantwortet und alle Unklarheiten beseitigt waren, verbunden mit einem Dank in die Mitarbeiter, die viel Zeit für uns gefunden haben, konnten wir anschließend in der Nachschau in einem nahegelegenen Lokal die neu gewonnenen Informationen nochmals aufarbeiten.