Panoramabilder von ganz Berlin
Auf Einladung des Landesvorstands sprach am 4. Juni 2014 in der Beuth Hochschule für Technik Berlin Reinhold Tritschler über das Geschäftsmodell der niederländischen Firma CycloMedia. Die deutsche Niederlassung in Weingarten/Baden hat mit ihrer präzisen Aufnahmetechnologie nach Mannheim, Villingen-Schwennigen, Konstanz und Kempten im Jahr 2013 auch ganz Berlin befahren.
Hinter dem Stichwort „Cyclorama“ verbergen sich hochauflösende 360-Grad Panoramen ganzer Städte. Die Technologieentwicklung begann in den 1980er Jahren an der Technischen Universität von Delft aus der später die ausgegründete Firma CycloMedia hervorging. Die Cycloramas geben neben einem sphärischen Rundum-Blick der Umgebung auch die Möglichkeit der Verortung des gesamten kommunalen Inventars und der Zuordnung von bereits bestehenden GIS-Daten.
Die Bilddaten werden während der Fahrt bei einer Geschwindigkeit von bis zu 80 Stundenkilometern aufgenommen wobei alle fünf Meter ein Rundumbild gemacht wird. Grundlage des Aufnahmeprinzips sind zwei auf dem Dach eines Fahrzeugs montierte Kameras mit Fisheye-Optiken, die jeweils einen Aufnahmewinkel von 185 Grad abdecken. Da diese Kameras um 17,5 cm voneinander getrennt sind, ist das Gesamtsystem so konfiguriert, dass zunächst die nach vorn gerichtete Kamera und dann nach weiteren 17,5 cm Fahrstrecke die Kamera mit Blick nach hinten auslöst, sodass beide Bilder einen gemeinsamen Mittelpunkt bekommen. Außerdem umfasst das System Trägheitsnavigation und GPS-RTK sowie zwei Wegaufnehmer, die sogenannten Distance Measurement Indicators (DMI) zur Positionsermittlung und Orientierung. Damit wird eine Georeferenzierung auf den Dezimeter genau und 0,1 Grad in der Orientierung erreicht. Jedes Bild erhält zur lückenlosen Dokumentation eine Identifikationsnummer, das Aufnahmedatum sowie die genaue Uhrzeit. Die georeferenzierten Bilder werden in einer Datenbank gespeichert.
Über den interaktiven Web-Viewer GlobeSpotter können die Nutzer in den Cycloramas navigieren und auf die Suchfunktion zugreifen, aber auch Messungen von Höhen und Strecken erledigen sowie Flächen und Volumen in den Bildern berechnen. Über die GlobeSpotter sind die Bildinformationen auch in GIS integrierbar, unter anderem in Produkte von ESRI, Bentley, Autodesk oder Intergraph. Kommunen können auf diese Weise in ihrer gewohnten GIS-Umgebung die Cycloramas und eigene Fachdaten – in Form von WFS, WMS, SHAPE- oder auch GML-Daten – zusammenführen.
Werden die Fahrten regelmäßig wiederholt, entstehen für die städtischen Anwender eine konsistente Datenführung sowie Vergleichsmöglichkeiten über die Jahre hinweg.
Über das Bildmodell lassen sich alle Verortungen direkt am PC-Arbeitsplatz nachvollziehen. Die tatsächlichen Ausmaße von Bäumen, Laternen oder Werbetafeln können bestimmt und in die digitale Flurkarte übernehmen werden, sodass viele Außendienst-Einsätze unnötig werden. Ebenso ersparen sich die Mitarbeiter durch den Abruf via GlobeSpotter Recherchen, um terrestrische Messungen zu kontrollieren.
Da Bilddatenerfassungen im kommunalen Raum in der Bevölkerung ein sensibles Thema geworden sind, unterzeichnete CycloMedia Deutschland daher den Datenschutz-Kodex für Geodatendienste und gehört damit zu neun Unternehmen (darunter Deutsche Post, Microsoft und Nokia), die die Rechte der Bürger stärken wollen. Danach sind die Befahrungen vorab zu publizieren, sodass Anwohner einen Widerspruch gegen die Abbildung ihrer Hausfassade einlegen können. Gesichter von Passanten und Autokennzeichen werden generell verpixelt, auch bei verwaltungsinterner Verwendung der Bilddaten.