ETRS 89 - Neue Koordinaten für Berlin
Unter diesem Titel lud der Bezirk Berlin am 25.3.2009 seine Mitglieder zu einem Fachvortrag über die Umstellung des amtlichen Koordinatensystems ein. 55 Teilnehmer, davon mehr als ein Drittel Gäste hauptsächlich aus den ÖbVI-Büros hörten angeregt den drei Referenten zu. Hierzu konnten Herr Gerd Rosenthal, in der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung Referatsleiter für die Grundlagenvermessung und den Geodätischen Raumbezug, Herr Gunthard Reinkensmeier vom Dezernat „Geodätischer Raumbezug" bei der Landesvermessung und Geobasisinformation Brandenburg sowie Peter Michael, als ÖBVI der Praktiker in der täglichen Anwendung gewonnen werden.
Die Vermessungs- und Katasterverwaltungen der Bundesländer haben die Aufgabe, raumbezogene Basisdaten (Geobasisdaten) für Verwaltung, Wirtschaft und private Nutzer zu liefern, und zwar zunehmend in digitaler Form. Das AAA®-Datenmodell soll dazu dienen, die Grunddatenbestände von ATKIS®, ALKIS® und AFIS® zu einem Grunddatenbestand der Geodaten des amtlichen Vermessungswesens zusammenzuführen.
Das Amtliche Topographisch-Kartographische Informationssystem ATKIS® beschreibt die Oberfläche der Erde mit Digitalen Landschafts- und Geländemodellen. Die Automatisierte Liegenschaftskarte ALK und das Automatisierte Liegenschaftsbuch ALB enthalten die Daten des Liegenschaftskatasters. Diese beiden Informationssysteme werden zukünftig integriert im Informationssystem ALKIS® (Amtliches Liegenschaftskatasterinformationssystem) geführt. Die Festpunkte werden in einem eigenen Informationssystem Amtliches Festpunktinformationssystem (AFIS®) beschrieben.
1991 beschlossen die Mitglieder des AdV, der Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Länder der Bundesrepublik Deutschland die Einführung eines einheitlichen Lagebezugssystems. Die Bundesländer haben diese Umstellung für die Bereiche Landesvermessung und Liegenschaftskataster sukzessive vorzunehmen. Berlin beabsichtigt die Einführung im kommenden Jahr.
Am 1.1.2005 wurde in Berlin die Pflege des bisherigen, örtlich vermarkten Lagefestpunktsystems eingestellt. Nach einer einjährigen Übergangszeit wurde 2006 die Verwendung von GPS-Stationen zur Nutzung des SAPOS-Dienstes für den Lageanschluss zwingend notwendig. Damit ist ETRS89 nicht wirklich neu, wird jedoch in der täglichen Anwendung nicht dezidiert wahrgenommen. Der SAPOS-Dienst liefert nämlich Lagekoordinaten grundsätzlich in ETRS89 und diese werden für die Verwendung im System Soldner, welches bisher Grundlage in Berlin war, transformiert.
Die Verwendung von Soldner erfordert im begrenzten Berliner Stadtgebiet keinerlei Korrekturen hinsichtlich einer Höhen- oder Streckenreduktion, so dass hier winkel- und längentreu mit den gemessenen Strecken gearbeitet werden konnte. Die Abbildung geht von einer verebneten Fläche aus, wobei theoretische Korrekturen innerhalb zulässiger Abweichungen liegen und vernachlässigbar sind.
Die maßgebliche Umstellung für die Berliner Vermessungsstellen liegt jetzt darin, dass ETRS89 die Erdoberfläche in größeren Abschnitten abbildet, die eine Verebnung nicht mehr zulassen und jetzt Streckenkorrekturen durchzuführen sind. Für das Berliner Gebiet ergeben sich auf 100 Meter zwischen 3 und 4 Zentimeter Korrekturen.
Die Referenten versuchten den Teilnehmern aufzuzeigen, bei welchen Aufgabenbereichen Korrekturen zu berücksichtigen sind, in wie weit davon Hard- und Software betroffen sind und wie man bei Ingenieurbauwerken größerer Ausdehnung damit umgehen sollte. Dabei sollte den Teilnehmer Furcht aus Unwissenheit genommen, aber auch ein sensibler Umgang im Austausch der Daten mit Dritten vermittelt werden. Die Diskussion war teils rege, aber die Nachbetrachtung in den folgenden Tagen zeigte, dass es in der Praxis noch viele zu klärende Fragen gibt. Eine Wiederholung der Veranstaltung zu einem späteren Zeitpunkt ist geplant.
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/geoinformation/landesvermessung/etrs89/