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VDVmagazin 4/2012

• Baustellengerechte Visualisierung von Versorgungsnetzen zur Vermeidung von Leitungsschäden

• Entwicklung von ArcGIS Server Diensten zur Konstruktion und Identifikation in Web CoDi

• Erfassung von Deformationen tektonischer Herkunft am kontinentalen Plattenrand Chiles Exkursion vom 6.-30. März 2011

• VG Koblenz: Geldbuße gegen einen ÖbVI, der im Widerspruchsverfahren fingierte Messwerte vorlegte, ist rechtmäßig

• „Wie weit ist es bis zur Schule?“ - GIS-basierte Analysen der Schulzuwegung mit PKW und ÖPNV

• Vermessungsarbeiten beim Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg

• Galileo kurz und bündig - Folge 8: Die Galileo-Konstellation

Fritz Schreiber und Michael Diegelmann

Baustellengerechte Visualisierung von Versorgungsnetzen zur Vermeidung von Leitungsschäden

Im Tiefbau langjährig tätige Ingenieure, Bauleiter und Poliere kennen dieses leidige Thema und die Folgen zur Genüge. Was läuft da falsch? Der Schutz von Leitungssystemen teilt sich in zwei Kategorien ein:

a) Schutz und Schutzmaßnahmen bei der Verlegung der neuen Leitungssysteme sowie

b) Schutz und Schutzmaßnahmen bei Arbeiten an oder in der Nähe von bestehenden Leitungssystemen.

 

Häufig wird der Schaden durch eine Verkettung von Unzulänglichkeiten, Organisationsmängel und zuweilen auch durch das Fehlverhallten einiger an der Tiefbaumaßnahme Beteiligten verursacht. Der Umfang der Leitungsschäden kann einem Maßnahmenbündel zur Schadensbekämpfung reduziert werden. Neueste Ortungsverfahren erbringen zwar eine Reduktion von Leitungsschäden, aber das Thema ist mit einer jährlichen Schadenssumme von ca. 250 Millionen Euro leider immer noch sehr aktuell. Die Beschädigung von Leitungen der Infrastruktur bewirken zudem Gefahren für Leib und Leben von Personen und Gefährdungen der Umwelt jeglicher Art. Die Folgeschäden, welche die Tiefbaufirmen durch den Baustellenstillstand nach einem Schadenfall zu tragen haben, sind hierbei noch nicht berücksichtigt.

 

Jan Tunger
Entwicklung von ArcGIS Server Diensten zur Konstruktion und Identifikation in Web CoDi

Das Internet als Medium zur Informationsbeschaffung und -verbreitung ist aus unserer Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Auch im Bereich der Geoinformation haben browserbasierte Systeme einen rasanten Einzug in das World Wide Web genommen. Raumbezogene Informationen in Form von Routenplanern, Verkehrsnetzen oder Visualisierungen in Kartendiensten, wie zum Beispiel Google Maps, sind mittlerweile fester Bestandteil unseres Alltags. In vielen Bereichen, wie beispielsweise der Leitungsdokumentation von Energieversorgungsunternehmen oder dem Liegenschaftskatastern von Vermessungsverwaltungen, haben WebGIS Anwendungen als Auskunftssysteme eine tragende Rolle eingenommen. Doch die Bereitstellung und Darstellung von raumbezogenen Daten in WebGIS Anwendungen reicht oftmals nicht aus. Stetig wachsende Anforderungen an die webbasierten Systeme und die Bedürfnisse nach immer mehr Funktionalitäten treiben die Entwicklungen in diesem Sektor rasch voran. Während vor einigen Jahren noch die Visualisierungen im Vordergrund standen und die WebGIS Anwendungen auf triviale GIS-Funktionen wie Zoom, Distanzmessung, Verschieben der Karte beschränkt waren, machen heutzutage moderne WebGIS sogar vor Objekterfassungen im Webbrowser keinen Halt mehr. Dabei stehen Webentwickler vor neuen Herausforderungen, den Bedürfnissen der Anwender mit Hilfe der neuesten Internettechnologien gerecht zu werden.

 

Carlos Acevedo Pardo
Erfassung von Deformationen tektonischer Herkunft am kontinentalen Plattenrand Chiles Exkursion vom 6.-30. März 2011

Am 27. Februar 2010 um 03.34 Uhr wurde Chile von einem Erdbeben der Stärke 8.8 auf der Richterskala, dessen Epizentrum im Pazifischen Ozean sehr nah an der Küste lag, erschüttert. Dabei  wurde die Infrastruktur des Landes stark beschädigt. Ein Erdbeben solchen Ausmaßes kommt sehr selten vor. Die Studie aller damit verbundenen Vor- und Nachbeben ist damit unentbehrlich, um solche Phänomene besser verstehen zu können. Aus diesem Grund nahm die HCU Kontakt mit dem Institut für Geophysik der „Universidad de Concepción“ auf. Die Hafenstadt Concepción liegt etwa 500 km südlich von Chiles Hauptstadt Santiago. Beide Universitäten vereinbarten die Durchführung einer Messkampagne, um die durch das Erdbeben verursachten Deformationen zu erfassen. Die HafenCity Universität, Studiengang Geomatik, möchte dadurch einen wissenschaftlichen Beitrag leisten und die Wissenschaftler in Chile mit technischen Equipment und durch den Einsatz von Studierenden und Lehrenden unterstützen.

Das Projekt wurde in der Region del Bio-Bio durchgeführt, welches am stärksten durch das Erdbeben betroffen wurde. Das Ziel der Kampagne war eine messtechnische Erfassung der Region, um die Auswirkungen des Erdbebens vom Februar 2010 zu dokumentieren. Dabei wurden GPS-Empfänger, ein Laser Scanner und elektronische Tachymeter eingesetzt. Seit März/April 2010 wird ein Netz von festen Stationen beobachtet. Diese erfassen nur einen Teil des zu untersuchenden Gebietes. Deswegen wurde ein umfangreiches Beobachtungsnetz während des Projektes neu vermessen.

 

 

Wilfried Krause

VG Koblenz: Geldbuße gegen einen ÖbVI, der im Widerspruchsverfahren fingierte Messwerte vorlegte, ist rechtmäßig

 

Hand aufs Herz, wer kann sich nicht an seine Studentenzeit erinnern, als bei der Auswertung einer Vermessungsübung die Ergebnisse nicht mit den Erwartungen übereinstimmten. Da es sich meist um fiktive Vermessungsaufträge im nahegelegenen Stadtpark handelte, war dann die gesamte Übung zu wiederholen, es sei denn, ein findiger Kommilitone wusste (mathematischen) Rat. Durfte man sich als Student bei derartigen Praktiken (Täuschungsversuch) schon nicht erwischen lassen, ist ein Festhalten hieran im Berufsleben fatal.

In seinem Urteil vom 14. November 2011 entschied das Verwaltungsgericht Koblenz, dass die Festsetzung einer Geldbuße in Höhe von 3.000 EUR zuzüglich der Verfahrenskosten in Höhe von rund 430 EUR durch die Aufsichtsbehörde gegen einen Öffentlich bestellten Vermessungsingenieur (ÖbVI) aus Rheinland-Pfalz, der im Widerspruchsverfahren fingierte Messwerte vorlegte, rechtmäßig ist. Dieses Urteil wurde bereits von der Presse „dankbar“ aufgenommen. Nachfolgend sollen die Hintergründe, die zur Festsetzung der Geldbuße führten und die Entscheidungsgründe des Gerichts, das sich auch allgemein mit der Anwendung mit Ahndungsmaßnahmen der Aufsichtsbehörde befasste, näher dargestellt werden.

 

 

Volker Höcht, Thomas Weichert und Ulrike Pickelmann
„Wie weit ist es bis zur Schule?“ - GIS-basierte Analysen der Schulzuwegung mit PKW und ÖPNV

Im Rahmen des Forschungsprojekts „Schulfahrt“, unter der Leitung von Prof. Dr.-Ing Lothar Koppers und Prof. Dr.-Ing. Holger Baumann, des Instituts für Geoinformation und Vermessung der Hochschule Anhalt, wird ein Verfahren zur computergestützten Optimierung von Schuleinzugsbereichen, sowie eine Verbesserung der Schulzuwegung für Schüler entwickelt. Dazu werden u.a. der Aufwand und die Kosten der individuellen Schulwege für jeden Schüler heute und in 20 Jahren errechnet. Zur Erreichung des Ziels werden in der Untersuchungsregion Anhalt-Bitterfeld-Wittenberg schulbezogene Untersuchungen des ÖPNV durchgeführt. Der Schulweg im ÖPNV, die Auslastung von Schulen und die demographische Entwicklung werden so in einen harmonischen Einklang gebracht.

 

 

Eckhard Weiß
Vermessungsarbeiten beim Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY in Hamburg

Beim DESY wird Grundlagenforschung u. a. auf dem Gebiet der Elementarteilchen-Physik betrieben, indem Verhalten und innere Struktur der Elementarteilchen (z. B. Protonen oder Elektronen) untersucht werden. Um die Forschungen durchführen zu können, wurden Teilchenbeschleuniger und große Messapparaturen (sogenannte Detektoren) installiert. Heute benutzt das für diese Forschungen zuständige Personal DESYs vorwiegend ähnliche, aber noch größere Anlagen am LHC-Beschleuniger beim CERN in Genf.

Über die Beschleunigervermessungen beim DESY wurde häufig berichtet. Für Veröffentlichungen, die andere Vermessungstätigkeiten – beispielsweise an den Detektoren – betrafen, fehlte oft die Zeit. Weil diese Arbeiten – nicht nur als sie vor mehreren Jahren ausgeführt wurden – sondern nach Ansicht des Autors – auch für heutige Verhältnisse sehr ungewöhnlich waren, soll in diesem Artikel ein Teil der Arbeiten am, inzwischen abgebauten ZEUS-Detektor, beschrieben werden. Für diese und viele andere Vermessungsaufgaben beim DESY gab es in dem etablierten Fachwissen keine Lösungsansätze, so dass diese erst erarbeitet werden mussten.

Außer den rein technisch-fachlichen sollen aber auch die sozialen Aspekte der Arbeiten dargestellt werden. Im DESY arbeiten Menschen aus vielen Nationen und unterschiedlichen Branchen mit großen Unterschieden in den Berufsabschlüssen. Die komplexen Aufgaben können nur dann effizient gelöst werden, wenn jeder sein Wissen einbringen kann und z. B. der Vermessungsingenieur mit der technischen Hilfskraft, die an den Kränen arbeitet oder der Physiker mit dem Schlossermeister auf gleicher Augenhöhe kooperieren.

Der Autor erinnert sich mit Anerkennung und Dankbarkeit daran, dass die Gründer DESYs schon vor fünfzig Jahren diesen sozialen Aspekten großes Augenmerk schenkten.

  

Galileo kurz und bündig

Folge 8: Die Galileo-Konstellation

 

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