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Der Vermessungsingenieur 4/2005

* Einführung eines digitalen Photogrammetrie-Systems zur Qualitätskontrolle in der Achsfertigung bei der DaimlerChrysler AG im Werk Hamburg

* Sechs Gigabyte in Echtzeit?

* OKSTRA® Bauabrechnung

* KANALKATASTER - "UND JETZT" ?!

* Aufmaße für die Bauabrechnung

* Noch einmal: "Europos centras"

* Abenteuer und wissenschaftliche Leistung

* Der Pirat im geodätischen Kontext

 

Fachteil:

Ralf Jacob und Thomas Kersten

Einführung eines digitalen Photogrammetrie-Systems zur Qualitätskontrolle in der Achsfertigung bei der DaimlerChrysler AG im Werk Hamburg

In diesem Beitrag wird die Einführung eines digitalen Photogrammetrie-Systems zur Qualitätskontrolle in der Automobil-Achsfertigung vorgestellt. In den Untersuchungen, die im Rahmen einer Diplomarbeit in Zusammenarbeit zwischen der DaimlerChrysler AG im Werk Hamburg und dem Fachbereich Geomatik an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg durchgeführt wurden, zeigte es sich, dass das Photogrammetrie-System gegenüber den eingesetzten Koordinatenmessgeräten hinsichtlich Genauigkeit, Kosten und Zeitaufwand eine echte Alternative oder Ergänzung für Aufgaben in der Qualitätskontrolle darstellt. Zusätzlich bietet das Photogrammetrie-System eine höhere Mobilität und Flexibilität für weitere Messaufgaben und ein noch nicht ausgeschöpftes Optimierungspotenzial.
Jens Gerstmann und Claus Leitzke

Sechs Gigabyte in Echtzeit?
Der Einsatz der Software LISA im Vermessungswesen

Manchmal ist weniger mehr. Mit LISA werden digitale Orthofotos auf ein Zwanzigstel und mehr komprimiert. So lassen sich großräumige Projekte schnell und übersichtlich präsentieren. LISA erfüllt die Anforderung, vektorielle Daten aus CAD-Programmen und georeferenzierte Luftbilder zu überlagern und gemeinsam darzustellen - und das ohne aufwändige Ressourcen. LISA ist eine neue Komponente der Software CARD/1 eView, eines modernen Programmes zur Präsentation, Dokumentation und Archivierung umfangreicher heterogener Datenbestände. Bundesweit wird eView seit über vier Jahren erfolgreich eingesetzt. Viele Anwender erstellen mit eView digitale Planungsordner für Projekte im Verkehrswegebau. Mit der neuen integrierten Komponente LISA erweitern sich die Einsatzmöglichkeiten erheblich. Wie Vermessungsingenieure davon profitieren können, lesen Sie in diesem Beitrag.
Karla Hinzer und Bernard Feser

OKSTRA® Bauabrechnung

Im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) wurde zum Thema "Modellierung der OKSTRA®-Bauabrechnung" die Ergänzung des OKSTRA® um Objekte der Bauabarechnung durch die AKG Software Consulting GmbH vorgenommen. Sie wurde in Ihrer Arbeit durch ein Expertengremium unterstützt. Inhalt des Auftrages war u.a. die Durchführung einer Geschäftsprozessanalyse, auf deren Grundlage abrechnungsrelevante Daten identifiziert und Möglichkeiten zur Vermeidung von Medienbrüchen durch einen verstärkten Datenaustausch untersucht wurden. In einem zweiten Schritt wurde eine OKSTRA®-Modellierung der betreffenden Daten vorgenommen. In diesem Zusammenhang wurden auch die Ein- und Ausgabedaten der wichtigsten REB-Verfahrensbeschreibungen modelliert.
Thomas Gustafsson

KANALKATASTER - "UND JETZT" ?!
Eine Momentaufnahme aus Schleswig-Holstein

Nachdem ALK-Daten unentgeltlich vom Land den Kommunen zur Verfügung gestellt werden, entstehen nach und nach GIS-Auskunftsplätze, um sich ALK-Daten anzusehen. Doch wie sieht es hinter den Kulissen aus? Die eingesetzte Software reicht von Shareware bis zu teuren Server/Client-Lösungen. Alle Systeme haben aber eins gemein, sie dienen nur der ALK-/ALB-Auskunft. Eine zukunftsweisende Voraussicht für weitere GIS-Auskunftthemen hat meist nicht stattgefunden. Hinzu kommt die Aufforderung vom Land an die Kreise, dass sie jetzt Kopfstellenfunktion ausüben sollen. Der zuständige Kreis ist damit für die Verteilung der ALK-Daten an die Gemeinden verantwortlich. Auf diese Aufgabe sind/waren viele Kreise weder fachtechnisch noch finanziell vorbereitet. Die Folge sind Lösungskonzepte mit dem Hauptziel ALK-Daten als GIS-Auskunftsarbeitsplatz bei den Kommunen einzurichten.
Dieter Klemp

Aufmaße für die Bauabrechnung
- nur in Kenntnis des Bauvertrages -

Beim Aufmaß wird vor Ort die ausgeführte Bauleistung zahlenmäßig dokumentiert. Im Sonderfall wird bereits vor der Ausführung aufgemessen, z. B. beim Abbruch einer Brücke. Im Wort "Aufmaß" steckt zunächst der Begriff "Messen" bzw. "Vermessung". Auf den Baustellen wird ein großer Teil der Aufmaße durch die Mitarbeiter der Gruppe "Bauvermessung" vorgenommen. "Aufmaße" sind aber eindeutig auch ein Teil der "Bauabrechnung". Die Doppel-Bezeichnung "Aufmaß und Abrechnung" mit zwei nebeneinander stehenden gleichwertigen Begriffen ist also nicht korrekt. In der VOB/B fehlt in dem maßgebenden § 14 "Abrechnung" der direkte Begriff "Aufmaß". Dort ist lediglich "Feststellungen" aufgeführt. Auch die im Straßen- und Brückenbau vorrangigen Zusätzlichen Vertragsbedingungen (ZVB/E-StB 2002) kennen nur diesen Begriff. Aufmaße sind somit eine Teilmenge der Gesamtmenge "Feststellungen". Zu Feststellungen müssen mehr als nur Aufmaße gehören. Diese Annahme wird durch das HVA B-StB [1] bestätigt.
Willi Weih

Noch einmal: "Europos centras"
Der geografische Mittelpunkt von Europa

Bei meinem ersten Besuch des "Europos centras" fand ich diesen durch eine mit Inschrift versehene Steinplatte vermarkt vor (Anmerkung der Redaktion: in Heft 3/1999, Seite 159 dieser Zeitschrift berichtete der Autor bereits über diesen Mittelpunkt Europas). Bei meinen weiteren Besuchen, zuletzt 2003, war die Steinplatte inzwischen durch einen gewaltigen erratischen Block (Findling) mit eingravierter Windrose und entsprechender Beschriftung "Geografinis Europos centras" ersetzt worden. Auch wenn es immer noch einige andere Länder gibt, die der Meinung sind, der Mittelpunkt Europas befände sich auf ihrem Territorium. Fest steht inzwischen: Das tatsächliche und einzige geografische Zentrum Europas liegt in Litauen, endgültig und unwiderruflich. Diese Tatsache ist auch im Guinness-Buch der Rekorde registriert.
Helmut Minow

Abenteuer und wissenschaftliche Leistung
Die Meridiangradmessung 1792-1798 zwischen Dünkirchen und Barcelona

In seinem unterhaltsamen Roman "La Méridienne" erzählt der Mathematik-Professor Denis Guedj was zwei Astronomen inmitten der Wirren der französischen Revolution an Enttäuschungen und abenteuerlichen Überraschungen in sechs Jahren erlebt hatten: Die beiden Gelehrten waren von der damaligen Gesetzgebenden Versammlung in Paris beauftragt worden, die genaue Länge des Meridians zwischen Dünkirchen und Barcelona zu messen. Doch die tatsächlichen Begebenheiten bedürfen keiner ausschmückenden Anekdoten; die harte Wirklichkeit war spektakulär genug.
Matthias Fuhrland, Dresden

Der Pirat im geodätischen Kontext
Ein Vergleich der besonderen Art

Über die Anfänge und Historie des Vermessungswesens ist viel geredet und geschrieben worden. Man sonnt sich als Geodät gern in der Vorstellung, von berühmten geistigen Vorfahren wie Ptolemäus, Eratosthenes, Gauß oder Helmert abzustammen. Allenthalben wird gelehrt, die Ursprünge lägen im Bau- und Katasterwesen. Nun, das mag zwar in gewissem Maße stimmen, ist aber nur eine, nämlich die blank polierte und politisch korrekte Seite der Medaille. Gern außer Acht gelassen wird die dunkle, anrüchige Seite, die sich aber nicht verleugnen lässt, da sie sich tief ins Unterbewusstsein eingegraben hat und sich im Wesen des Vermessers, in seinem Tagewerk, in seinem Lebens- und Arbeitsumfeld widerspiegelt. Die Rede ist davon, dass tief im Inneren des Geodäten eine Piratenseele steckt. Dass diese Formulierung zunächst etwas abschreckend wirkt, liegt vor allem an dem sicherlich korrekturbedürftigen Bild, das der moderne Mensch mit dieser mittelalterlichen Berufsbezeichnung assoziiert. Im Folgenden soll anhand der Lebens- und Arbeitsweise beider Professionen aufgezeigt werden, dass sich nicht nur das Wesen und Denken des Piraten im Vermesseralltag wiederfindet, sondern auch, dass im Tagewerk eines Piraten viele angeblich moderne Arbeitsmethoden des neuzeitlichen Vermessers begründet sind.