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Führung durch das Schwebodrom

Termin:  18.01.2025 16:40 Uhr
Ort: Wuppertal

Die diesjährige Jahresauftaktveranstaltung fand am 18.01.2025 in dem recht neuen Schwebodrom in Wuppertal-Barmen statt. Zum Schwebodrom muss man sagen: Endlich hat Wuppertal ein modernes kleines Museum für sein einzigartiges Verkehrsmittel geschaffen. Trotz der erst relativ kurzen Öffnungsphase und dem mittlerweile großen Bekanntheitsgrad wurde das Angebot zur Jahresauftaktveranstaltung leider nur sehr dürftig angenommen.

Das Schwebodrom eröffnete nach einer fast 3-jährigen Planungsphase am 21.10.2023 und hat nach einem Jahr schon etwas mehr als 60.000 Besucher empfangen. Sie sind aus mehr als über 30 Ländern gemeldet gewesen und durch Einträge im Gästebuch verewigt.

Das einzigartige Erlebnis der Schwebebahn lädt die Besucher in drei Stationen ein, um mit allen Sinnen in die faszinierende Geschichte der Schwebebahn einzutauchen.

Im Schwebodrom treffen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unmittelbar aufeinander. Dies geschieht in einer ca. 400 Quadratmeter großen Erlebniswelt, in der die „Hauptdarstellerin“ ganz klar die Schwebebahn ist, das Wahrzeichen Wuppertals und eines der sichersten Verkehrsmittel weltweit. Im Schwebodrom werden sämtliche Aspekte der Hochbahn anschaulich vereint.

Die Unterteilung der 3 Stationen mit vorgegebener Besichtigungszeit beginnt mit der Station 1 in einem vom Wuppertaler Lichtkünstler Gregor Eisenmann gestalteten Raum: „Projektionswelt“ Das 19. Jahrhundert: Städte im Wachstum – Mobilität im Wandel!

Die wachsenden Städte erlebten im 19. Jahrhundert eine Mobilitätstransformation. Passend dazu findet hier eine Show aus Video-Installation, Lichteffekten und eigens dafür komponierter Musik statt. Die Show erzählt, wie die Gegend im Mittelalter besiedelt wurde, wie Verkehrsverbindungen entstanden, sich erste Fabriken und Industriebetriebe in Wuppertal ansiedelten und wie sich analog dazu die Mobilität entwickelte, bis zum Bau der bis heute einzigartigen Schwebebahn im Jahr 1901.

In der Station 2 „Ausstellung“ Mit der Schwebebahn durch die Zeit – Exponate und Geschichten - erzählen viele Ausstellungsstücke von der einzigartigen Innovationskraft der Schwebebahn, begonnen von den ersten Planungen bis heute. Sie machen ihre Geschichte begreifbar und erlebbar, von kleinen Geheimnissen wie der Verbindung zwischen Eugen Langen und der Erfindung des Würfelzuckers bis hin zu großen Erkenntnissen über fliegende Nieten und spannenden Fakten zum legendären Tuffi-Sprung.

Den meisten Besuchern ist der Name des „Erfinders“ Eugen Langen wahrscheinlich ein Begriff. Dass die Schwebahn aber im Jahr 1896 ausschließlich auf dem Schwebebahn-Testgelände der Waggonfabrik „Van der Typen & Charlier“ in Köln-Deutz fuhr und dort nie in den Echtbetrieb ging, wissen die wenigsten. Die Schwebahn sollte sogar in Dresden und in Wien fahren, das Konzept und die Durchführung fand aber ausschließlich in Wuppertal statt. Im Sommer 1898 wurde in Wuppertal mit dem Bau der Schwebebahnanlage begonnen. Die 1. Probefahrt fand am 05.12.1898, die 2. am 04.03.1899 statt. Am 24.10.1900 fuhr Kaiser Wilhelm II mit seiner Gemahlin Auguste Viktoria und seinem Gefolge von Döppersberg (Elberfeld-Mitte) bis Vohwinkel. Die Freigabe für den öffentlichen Fahrgastverkehr mit dem Abschnitt Station „Kluse“ zur Station „Zoo“ am 01.03.1901 gilt als offizielle Betriebseröffnung. Die Nennung der Ereignisse in den folgenden Jahrzehnten würde hier den Rahmen sprengen, aber erwähnenswert ist aus jüngster Zeit der Neubau (Austausch der Brücken und Stützen und Neubau fast aller Bahnhöfe) des gesamten 13,3 km langen Fahrweges in dem Zeitraum April 1995 bis April 2014. Für das neue Gerüst und die Bahnhöfe wurden im Laufe der Jahre rund 40 000 Tonnen Stahl verbaut.

Da das ursprüngliche Erscheinungsbild der Konstruktion erhalten werden sollte, nutzten die WSW (Wuppertaler Stadtwerke) die alte Niettechnik, um die Bauteile am Gerüst zu verbinden. Über 2,5 Millionen Nieten geben der Schwebebahn auch heute noch Stabilität. Mit dem Schwebebahnausbau ist leider auch das schlimmste Unglück in der über 100-Jährigen Schwebebahngeschichte verknüpft. Nach Beendigung von nächtlichen Arbeiten am Gerüst war ein Metallstück am Fahrschienenträger von der Baufirma nicht entfernt worden. Der erste Zug in Richtung Oberbarmen fuhr am Morgen des 12. April 1999 auf die „Kralle“ auf und stürzte in die Wupper. Bei dem Unglück verloren 5 Fahrgäste ihr Leben, 47 wurden verletzt. Erst am 9. Juni 1999 wurde der Fahrbetrieb wieder aufgenommen. Heute fahren täglich über 80.000 Fahrgäste mit der Schwebebahn. Von 11/2015 an wurde die „alte“ Flotte der Baureihe 1972 sukzessive durch Züge der neuen Generation 15 ausgetauscht.

Die Station 3 findet als Virtual-Reality-Erlebnis mit dem Namen: „Durch das Wupper-Tal im Original-Wagen 11- Eine virtuelle Zeitreise ins Jahr 1929“ statt.

Der 5 t schwere "Kaiserwagen“ (Nr. 11 der Baureihe 1900) passte zentimetergenau in die neuen Ausstellungsräume und stellt den Kinoraum dar. Wir konnten nach dem Aufsetzen der VR-Brille und einer kurzen Einweisung eine virtuelle Fahrt mit der Schwebebahn über die 13,3 Kilometer lange Strecke erleben, wie sie vor fast hundert Jahren, zur Gründung der Großstadt Wuppertal am 01.08.1929 stattfand. Wuppertal war hier schon eine pulsierende Großstadt mit imposanten Gebäuden. Die Fahrt ging über trubelige Wochenmärkte, historische Fahrzeuge und vorbei an rauchenden Schornsteinen. Wir konnten in jede Richtung schauen, überall gab es etwas zu entdecken. Das damalige Wuppertal wurde komplett in 3D-Visualisierung nachgebaut - von den Gebäuden über die Menschen und Fahrzeuge bis hin zu den authentischen Laternen. Viele alte Bilder der Stadt Wuppertal wurden zur Weiterverarbeitung dem Archiv des Ressort 102 (Vermessung, Kataster und Geodaten) zur Weiterverarbeitung entnommen.

Nach unserem Besuch können wir die Worte von Martin Bang, Geschäftsführer von Wuppertal Marketing, nur bejahen. Das Museum ist zu einer Attraktion für Touristen aus aller Welt geworden und wirbt so gemeinsam mit Visiodrom, Grünem Zoo und Von-der-Heydt-Museum oder auch den neu entstandenen Murals für einen Besuch in Wuppertal.

Nach unserer Zeitreise haben wir den Abend in einem nahegelegenen griechischen Lokal bei guten Getränken und leckerem Essen ausklingen lassen. Alle Teilnehmer dieser Jahresauftaktveranstaltung waren sich einig: Wieder einmal eine gut organisierte und interessante VDV-Veranstaltung vom VDV-Bezirk Wuppertal.