Auch in diesem Jahr fand an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, das Geodätische Kolloquium, eine gemeinschaftliche Veranstaltung des Studiengangs Vermessung und Geoinformatik und der Berufsverbände VDV, DVW und IGVB satt. Ziel dieser Veranstaltung ist es, die in der Praxis stehenden Berufskollegen wie auch den Studierenden des Studiengangs über Entwicklungen und Trends aus dem Berufsfeld zu informieren.
Nach Begrüßung und Einleitung durch Herrn Prof. Dr. Hollmann wurde zu nächst Inhalt und Zielsetzung des neuen Studiengangs „Geovisualisierung“ im Studienbereich „GEO“ an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt durch Frau Prof. Dr. Wenzel vorgestellt. Neben grundlegenden vermessungstechnischen Inhalten ist hier der Schwerpunkt auf die Visulisierung und Präsentation von Geodaten gelegt. Mit einer Erstsemesterzahl von 45 Studierenden zeigte sich der Studienbereich hochzufrieden.
Das diesjährige Thema der Veranstaltung „Trog, Tunnel oder Brücke – kein Problem für Geodäten“ stellte einen Exkurs in eines der klassischen Aufgabenfelder des Geodäten, die Ingenieurvermessung, dar.
Einleitend wurden von Herrn Dipl.-Ing. Andreas Hecke (Autobahndirektion Nordbayern) in seinem Vortrag „Ausbau der BAB A3 bei Würzburg – eine Kapazitätserweiterung im städtischen Umfeld“ die Bedeutung und der Umfang der laufenden Baumaßnahmen zum sechsstreifigen Ausbau der BAB A3 zwischen Würzburg-Heidingsfeld und der Mainbrücke Randersacker präsentiert. Insbesondere durch die Erstellung des Tunnelbauwerks „Katzenbergtunnel“, den Neubau der Talbrücke Heidingsfeld und die Neugestaltung der Anschlussstelle Heidingsfeld beinhaltet diese Baustelle mit insgesamt ca. 220 Mio. Euro Baukosten eine große Bandbreite bautechnischer Herausforderungen.
Wie sich der Geodät diesen Herausforderungen stellen kann wurde durch den anschließenden Vortrag „Vermessungsstrategien zur Bauausführung und Bauüberwachung von Brücken und Tunnel“ beleuchtet. Dieser gemeinsame Vortrag von Herrn Dipl.-Ing. Michael Amrhein (ANGERMEIER INGENIEURE GmbH), Herrn Dipl.-Ing. German Hüfner (A.I.T GmbH) und Herrn Dipl.-Ing. Stefan Stahl (Leonhard Weiss GmbH & Co. KG-Vermessungsabteilung) gab interessante Einblicke sowohl in allgemeine Fragestellungen als auch spezielle Herausforderungen mit denen sich ein Geodät im Zuge der Bauausführung von Ingenieurbauwerken auseinandersetzen und entsprechende Lösungen bieten können muss. Insbesondere die Abstimmung aller Baubeteiligten hinsichtlich eines einheitlichen Grundlagennetzes und Bezugsystems macht die Beteiligung von Spezialisten wie dem Geodäten von Anfang an unerlässlich.
Als Mitveranstalter übergab auch in diesem Jahr der VDV den Preis für eine herausragende Bachelorarbeit. Prämiert wurden Herr Philipp Grümpel und Herr Stanislav Baum. Das Thema der Bachelorarbeit war „Untersuchung von 3D-Lasercannern zur Abmessung begehbarer Deckflächen auf Megayachten in Kombination mit einem Lasertracker“. In der Arbeit wurde der Einsatz eines Laserscanners für die Abmessung begehbarer Deckflächen von Megayachten getestet. Die präzise Vermessung ist ein wichtiger vorbereitender Arbeitsschritt bei der Herstellung von passgenauen Teakholzböden und liefert die Grundlage für alle folgenden Schritte in der Kette des Fertigungsprozesses. Als Grenzwert wurde für die Einmessung eine Genauigkeit von 1 mm vorgegeben. Das Fazit der Arbeit ergibt, dass ein Einsatz des Laserscanners bei der Schiffsvermessung denkbar ist. Im Zuge der Untersuchung wurde aber nachgewiesen, dass die Genauigkeit abhängig von der Farbe der Oberfläche ist. Auch die exakte Vermessung von Kanten stellte sich als problematisch heraus, da die Anzahl der Messpunkte abhängig von der Erhebung der zu erfassenden Kante ist. Wegen dieser Faktoren wird die Durchführung der Messungen in Kombination mit Lasertracker empfohlen, um die Genauigkeitsanforderungen sicher zu erfüllen.
Insgesamt blicken die veranstaltenden Verbände und der Studienbereich „GEO“ der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt auf eine gelungene Veranstaltung zurück und hoffen auch im nächsten Jahr hieran anknüpfen zu können.