Unsere diesjährige Mehrtagestour führte uns an den Bodensee, dem Schwäbischen Meer. Nach einer individuellen Anreise trafen wir uns am späten Nachmittag des 2. Mai im Parkhotel Lindau in Bad Schachen (Bild 1), einem Vorort von Lindau. Da unser Hotel nur ein garni-Hotel war, sind wir zum Abendessen in das in der Nähe gelegene Hotel/Restaurant „Lindenallee“ spaziert (Bild 2).
Der Mittwoch stand ganz im Zeichen der Geodäsie. Nach dem Frühstück fuhren wir nach Heerbrugg in die Schweiz zu Leica Geosystems (Bild 3). Dort wurde nach einer Begrüßung (Bild 4) uns zunächst das Unternehmen Hexagon/Leica Geosystems von Dr. Eugen Voit, Executive Vice President vorgestellt (Bild 5). Wir bekamen einen Überblick über die Historie des Unternehmens von den Anfängen im Alpenrheintal, wo 1921 Heinrich Wild mit 15 Thüringer Spezialfachkräften von Zeiss die Firma Wild Heerbrugg AG gründete (Bild 6), über Wild/Leitz zur Entstehung der Leica-Gruppe bis zur heutigen Leica Geosystems AG unter dem Dach von Hexagon (Bild 7).
Danach erfolgte die fast 2-stündige Betriebsbesichtigung. Die Herren Anton Schneider und Roman Nachbauer führten uns in zwei Gruppen durch die verschiedenen Unternehmen/Fachbereiche. Ein Teilbereich ist z.B. Polymeca AG: diese umfasst die Schleiferei, Fräserei und Dreherei. Bei der SwissOptic AG erfuhren wir, dass optisches Glas über einen Zeitraum von 10 Monaten heruntergekühlt wird; einfaches Fensterglas benötigt da nur 1 Minute. Faszinierend war, wie man zwei Gläser ohne Hilfsmittel miteinander verbinden kann; dieser Vorgang wird „Ansprengen“ genannt.
Nach dem Mittagessen konnten wir einer MS60-Demonstration beiwohnen. Das Instrument wurde uns von Gian-Philipp Patri, Produktingenieur TPS vorgeführt (Bild 8). Bei diesem Präzisionsinstrument handelt es sich um eine sog. MultiStation; (Bild 9) der Begriff „TotalStation“ ist hier nicht mehr zutreffend (Bild 10). Das System verfügt über zwei Kamerasysteme, GNNS und Scanning, außerdem über Direktantrieb mit Picco-Drive (Bild 11).
Von der Präzision im Instrument ging es am Nachmittag zur Präzision im Glas. Wir fuhren zur Fein-Brennerei PRINZ nach Hörbranz, Vorarlberg/Österreich. Dieses 1886 gegründete Unternehmen besteht heute in der 4. Generation und beschäftigt 100 Mitarbeiter. Das Hauptmerkmal einer Fein-Brennerei ist der Doppel-Brand: nach dem ersten Rohbrand von 4-6 Stunden erfolgt der zweite 10-14-stündige Brand, der zum reinen Destillat führt. Zu den Spezialitäten gehören die 7 Alten Sorten: Apfel, Kirsch, Zwetschke, Marille, Himbeere, Haselnuss und Birne. Die Destillate lagern 18-36 Monate in traditionellen Steingutgefäßen. Danach werden sie in Holzfässern gelagert und reifen weitere 6-24 Monate, wodurch sie die feine Holznote sowie die Bernstein-Farbe bekommen. Abgefüllt wird das fertige Produkt in 0,1 – 1-Liter-Flaschen, wobei 5 % Altglas verwendet wird. Der Zuckerzusatz erfolgt durch Dörrobst. Insgesamt werden 190 Sorten Obst verarbeitet; ca. 8.000 t Obst/Jahr.
Nach diesem hochprozentigen Genuss galt es, im angegliederten Shop das passende „Mitbringsel“ zu finden (Bild 12).
Zurück in Lindau musste natürlich bei einem Rundgang durch die Stadt vor dem verdienten Abendessen noch der „Referenz-Punkt“ der Bayerischen Vermessungsverwaltung besichtigt werden (Bilder 13 – 19). Im Restaurant „Zur Alten Werft“ fand dieser Tag bei Italienischer Küche seinen Abschluss.
Am Donnerstag widmeten wir uns dem Luftfahrtwesen. Wir fuhren zur Zeppelinwerft nach Friedrichshafen. Bei einer Werftführung konnten wir in die faszinierende Welt des Zeppelins NT eintauchen. In einer der größten freitragenden Hallen Süddeutschlands konnten wir gleich zwei Zeppeline aus nächster Nähe bestaunen (Bild 20).
1997, knapp 100 Jahre nach dem Erstaufstieg von LZ1 von Ferdinand Graf von Zeppelin, startet in Friedrichshafen der Zeppelin NT (Neue Technologie) zu seinem Jungfernflug. Mit einer Länge von 75 m und einem Volumen von 8.425 m³ ist der Zeppelin NT das zurzeit größte halbstarre Luftschiff der Welt. Dieses Luftschiff neuer Bauart hat eine starre Innenstruktur aus Aluminium- und Karbonfachwerkträgern; daran werden alle wichtigen Komponenten befestigt (Bild 21). Es hat zwei Antriebe: beim Frontantrieb verbindet ein Querträger die zwei schwenkbaren Schubvektoreinheiten, der auch die dazugehörenden Kraftstofftanks enthält. Eine weitere schwenkbare Schubvektoreinheit mit seitlichem Steuerpropeller befindet sich im Heckantrieb (Bild 22). Der Seitenpropeller ist mit dem Seitenruder gekoppelt (Bild 23).
Der Zeppelin NT hat ein Gesamtvolumen von 8.425 m³ und ist gefüllt mit unbrennbarem Helium. Das Treibgas steht unter einem leichten Überdruck von 5 mbar. Die Hülle wiegt ca. 1 t und besteht aus einem reißfesten 3-Schicht-Laminat. Der Druckausgleich erfolgt über interne Luftkammern (Ballonetts). Die Kabine bietet Platz für 12-14 Passagiere (Bilder 24 und 25). Der Zeppelin NT ist mit drei schwenkbaren Antriebseinheiten mit jeweils 200 PS ausgestattet. Zusammen mit dem Steuerpropeller am Heckmotor erhält das Luftschiff ein Höchstmaß an Manövrierfähigkeit, sogar eine Wende um die Hochachse im Schwebeflug ist möglich. Der Zeppelin NT kann vertikal starten und landen und benötigt nur drei Mann Bodenpersonal.
Der Zeppelin NT hat sich sehr erfolgreich als fliegendes Labor und als effiziente Arbeitsplattform für Wissenschaft und Forschung etabliert. Seine besonderen Flugeigenschaften, die hohe Nutzlast, das flexible Kabinen-Layout und die umfangreiche Sonderausstattung ermöglichen Flugprofile, die weder mit Flugzeugen noch mit Hubschraubern möglich sind.
Einsatzgebiete der Missionsplattform sind:
- Fernerkundung und Geophysik: hier wurde zum Beispiel festgestellt, dass das Pfändermassiv die Wasseroberfläche des
Bodensees beeinflusst. Es wurde eine Art „Ebbe und Flut“ festgestellt; der Tidenhub beträgt allerdings nur wenige
Zentimeter. Außerdem zeigt die Seeoberfläche dadurch eine leichte „Delle“.
- Luftraumüberwachung und Multimediaplattform
- Klima- und Atmosphärenforschung
In den mehrjährigen Messkampagnen, durchgeführt vom Forschungszentrum Jülich im Rahmen des EU-Forschungsprogramms PEGASOS konnten revolutionäre Erkenntnisse für die Klimaforschung gewonnen werden.
Nach dieser sehr beeindruckenden Führung wünschte man sich nur noch, sofort einsteigen zu können, dem Himmel entgegen zu schweben und bei einem Flug im Zeppelin NT neue Perspektiven zu erleben (Bild 26).
Am Nachmittag – nachdem wir uns im DO-X Restaurant gestärkt hatten – haben wir uns noch das Dornier Museum angesehen (Bilder 27 und 28). „Jeder Mensch kann ein Pionier sein“ – so lautet die Kernbotschaft des Dornier Museum Friedrichshafen. Auf einer Reise durch 100 Jahre Geschichte der Luft- und Raumfahrt lassen riesige Flugboote, nostalgische Passagiermaschinen (Bilder 29 und 30) und spannende Exponate aus der Raumfahrt den Besuch zu einem einmaligen Erlebnis für jeden werden. Der gut illustrierte Rundgang machte manche interessanten Fakten der Luftfahrtgeschichte und die Pionierleistungen des Ingenieurs Claude Dornier erlebbar (Bild 31). Wer wollte, konnte im Flugsimulator, einem Originalcockpit einer Dornier Do27 einen virtuellen Rundflug über den Bodensee starten.
Den Abschluss dieses ereignisreichen Tages fanden wir beim Abendessen im Restaurant „Fischerstube“, fußläufig von unserem Hotel, und in der „Bodolzer Dorfhütte“.
Der letzte Tag unserer Bodensee-Exkursion diente der Erholung. Zu Fuß ging es zunächst vom Hotel zum Schiffsanleger nach Lindau. Ganz Eifrige waren schon vorgelaufen, doch deren Tatendrang wurde am Bahnübergang durch eine geschlossene Schranke zunächst ausgebremst. Das hatte zum Vorteil, dass sich die ganze Gruppe wieder sammeln konnte. Nachdem wir mehrere Züge passieren lassen mussten und die Schranke sich wieder öffnete, ging es dann gemeinsam zum Schiffsanleger (Bild 32). Bei schönem Wetter fuhren wir mit dem Schiff von Lindau nach Bregenz (Bilder 33 bis 35).
Die Pfänderbahn (Bild 36), die dieses Jahr ihren 90. Geburtstag feiert, führte uns auf den 1064 m hohen Pfänder. Der einzigartige Ausblick auf den Bodensee (Bild 37) , Österreich, Deutschland, die Schweiz (Bild 38) und 240 Alpengipfel (Bild 39) macht den Pfänder zum berühmtesten Aussichtspunkt der Region. Hier oben löste sich unsere Gruppe auf: Bis zum Abendessen in einem bereits am Vortag gebuchten Restaurant konnte jeder machen, was er wollte und die Gegend auf eigene Faust erkunden (Bild 40).
Eine besondere Attraktion ist der weitläufige Alpenwildpark neben der Bergstation, wo die prächtigsten Exemplare der hier heimischen Tierwelt zu Hause sind. Auf einem Rundwanderweg kann man Rotwild, Damwild, Alpensteinböcke (Bild 41), Mufflons, Wildschweine und Murmeltiere (Bild 42) beobachten.
Selbst dieser Tag bekam noch seinen „vermessungstechnischen Anstrich“, denn hier oben gibt es einen Punkt höherer Ordnung der Österreichischen Landesvermessung von 1933 zur Dreiecksvermessung (Bild 43).
Das Berghaus Pfänder, ein rustikales SB-Restaurant mit Aussichtsterrasse lud zu einer zünftigen Jause ein. Für die angekündigte Talwanderung konnten sich allerdings nur drei Teilnehmer begeistern (Bilder 44 bis 47).
Nach einem Bummel durch die Altstadt von Bregenz (Bilder 48 bis 50) haben sich einige noch die Seebühne angesehen. Hier wurde gerade das Bühnenbild (Bild 51) für die diesjährige Saison fertiggestellt, der Eingangsbereich wurde mit künstlichen, langstieligen Rosen geschmückt: jede Rose wurde einzeln an einem Faden an die Decke (Durchgang unter den Tribünen) geheftet. Dieses Jahr steht CARMEN auf dem Programm.
Bei Cappuccino und Grünem Veltliner in einem kleinen Café am Hafen wartete man dann auf die Abfahrt des nächsten Schiffes (Bild 52) zurück nach Lindau. Zum Abendessen dieses gelungenen Tages traf man sich im „Terra Rossa“.
Am Samstagmorgen hieß es dann, Abschied nehmen und die Heimreise antreten. Die einhellige Meinung lautete: Es war wieder eine gelungene Reise. Mal sehen, wo uns die nächste Tour in zwei Jahren hinführt.