In den Baumbergen fand dazu eine Fortbildungsveranstaltung statt. Was sich da auf dem Golfgelände des Hotel-Restaurants Marienhof in den Baumbergen abspielte, glich auf den ersten Blick einer Demonstration technischer Spielzeuge. Standen doch auf dem Boden ein Styropor-Flieger und mehrere Modelle von Quadrocoptern, kleine, via Funk ferngesteuerte Drohnen mit vier Rotoren, im Mittelpunkt des Interesses einer Gruppe von Erwachsenen.
Doch es ging nicht um Spielzeug. Die umstehenden Damen und Herren waren durchweg Vermessungsingenieure, die an einer Fortbildungsveranstaltung des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure, Bezirk Münsterland, teilnahmen. Hier in den Baumbergen informierte der Berufsverband für Geodäsie und Geoinformatik über den Einsatz von „UAV“ im Vermessungswesen. UAV ist dabei die Abkürzung für den englischen Begriff „unmanned aerial vehicle“ – unbemannte Luftfahrzeuge.
Gespannt lauschten die Ingenieure den Schilderungen und Demonstrationen von Alexander Zurhorst aus Werne, dessen Firma „aerometrics“ auf Luftbild-Vermessung und Städteplanung spezialisiert ist. Und der hatte sein ganzes technisches Luftfahrzeug-Equipment mitgebracht. Wert rund 100 000 Euro. Dann ging alles ganz flott. Zuerst startete per Funksteuerung der mit einer Kamera ausgestattete Styroporflieger zu einem Rundflug über den Golfplatz. Zog mit Tempo 50 km/h in 70 Metern Höhe Bahn um Bahn über das Gelände und lieferte die dabei geschossenen Fotos in Sekundenschnell an die Bodenstation. Aus diesen Bildern konnte Alexander Zurhorst auf seinem Laptop sämtliche Daten zu Höhen und Umfängen von Masten und Gebäuden schon wenig später auf sogenannten „Ortho-Fotos“ zentimetergenau ablesen.
Später schraubte sich einer der Quadrocopter in den Himmel. Ebenfalls mit einer Kamera ausgerüstet, die in wenigen Minuten ein Gebiet aufnahm und vermaß, für das die Geodäten mit den ansonst üblichen Werkzeugen wie Tachymeter, Reflektor und Nivellierlatte wohl viele Stunden, wenn nicht gar Tage benötigt hätten. „Diese neue Art der Vermessung aus der Luft wird besonders uns Straßen- und Brückenbauern zugutekommen“, prognostizierte Hubert Bröker vom Landesbetrieb Straßen.NRW. Zum Beispiel beim Vermessen der neuen Ortsumgehung Nottuln. „Mit der Vermessung aus der Luft können wir uns das sonst übliche Absperren von Straßen oder Brückenbauten ersparen.“
Nach der gleichen Methode kontrollieren übrigens Experten schon seit geraumer Zeit den Zustand der 15-kV-Stromleitungen, die durch das Kreisgebiet führen. Dipl.-Ing. Zurhorst: „Aber auch Schwarzbauten einsam gelegener Höfe lassen sich nach dieser Art von Vermessung nicht mehr verstecken.“