Die Fachgruppe 1 „Ingenieurvermessung“ veranstaltete am 1. Dezember 2023 ein halbtägiges Seminar auf der Baustelle der Rheinbrücke in Duisburg-Neuenkamp.
Fachgruppenleiter Volker Schultheiß begrüßte im Projektbüro der Bauleitung „ARGE A 40 Rheinbrücke“ insgesamt 21 interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu diesem Seminar.
Nach einer Programmvorstellung wurden die Teilnehmer vom Terminplaner der Bauleitung der Hochtief AG, Dipl.-Ing. Frank Ludwig Schmidt, in einem kurzweiligen Vortrag in das Thema „Neubau der A 40 Rheinbrücke Duisburg-Neuenkamp“ eingeführt.
Die A 40-Autobrücke war in den 1970er Jahren ursprünglich für 30.000 Fahrzeuge ausgelegt. Mittlerweile rollen täglich mehr als 100.000 Fahrzeuge über die Brücke. Der Neubau einer leistungsfähigeren Brücke war also somit unumgänglich. Dabei wurde berücksichtigt, dass man bis zum Jahr 2030 mit einem Anstieg des Verkehrs auf 130.000 Fahrzeuge täglich rechnet. Ende 2019 fiel der Startschuss für den achtspurigen Neubau der Rheinbrücke. Mit einem Abstand von 380 Metern zwischen den Pylonen auf beiden Rheinseiten wird die neue Brücke Deutschlands am weitesten gespannte Schrägseilbrücke sein. Die neue Rheinbrücke wird höher, länger und breiter sein als die bisherige Brücke: 75 Meter hoch, 802 Meter lang und 68,25 Meter breit. In beiden Richtungen wird es neben der Fahrbahn neue Geh- und Radwege geben. Sie werden mit Abstand zu den Fahrbahnen gebaut und mit einer 6,5 Meter hohen Lärmschutzwand vom Autobahnverkehr abgeschirmt. Die neue Rheinbrücke wird aus zwei Brückenteilen bestehen, für jede Fahrtrichtung wird eine Brücke errichtet. Zunächst wurde südlich der alten Brücke das erste Teilbauwerk für die Fahrtrichtung nach Osten gebaut. Dieses wurde nach weniger als vier Jahren Bauzeit im November 2023 als erstes Brückenteil der neuen A 40-Autobahnbrücke über den Rhein freigegeben. Der Verkehr, der bis dahin auf der alten Brücke weiterlief, wurde nun auf den neuen Brückenteil verlegt, mit je drei Spuren pro Fahrtrichtung. Momentan beginnt der Abriss der alten Brücke. Voraussichtlich wird das nördliche zweite Brückenteil bis 2026 fertiggestellt. Anschließend wird das südliche Teilbauwerk über eine Distanz von rund 14 Metern in seine endgültige Position verschoben. Jedes Teilbauwerk wird dann über vier Fahrspuren verfügen. Dazu soll die A 40 auf 3,5 Kilometern Länge zwischen den Anschlussstellen Duisburg-Homberg und Duisburg-Häfen bei laufendem Verkehr auf acht Fahrspuren ausgebaut werden.
Bei schönstem Wetter begaben sich die Teilnehmer nach der Projektvorstellung auf eine 90-minütige Baustellen-Exkursion, um sich das eindrucksvolle neue Bauwerk mit seinen imposanten Pylonen, sowohl von unten als auch auf der Brücke anzuschauen.
Zurück im Baubüro wurde nach einer Stärkung mit weihnachtlichen Keksen, Stollen und Getränken der zweiten Teil des Seminars mit einer Vortragsreihe über die Ingenieurvermessung in diesem Projekt fortgeführt.
Dipl.-Ing. Andreas Hesterkamp von der Hochtief Infrastructure GmbH - Vermessungskoordinator in diesem Projekt - referierte in zwei Vorträgen über die Themen „Geodätische Herausforderungen beim Bau der Rheinbrücke“ und „Optimierung der Arbeitsabläufe von der Angebotsbearbeitung bis zur Ausführung“.
In seinem ersten Vortrag stellte Hesterkamp die verschiedenen vermessungstechnischen Aufgaben in diesem Bauprojekt mit seinen anspruchsvollen geodätischen Herausforderungen vor. Die Erstellung des geodätischen Netzes mit seinen Pfeilern und Bodenpunkten wurde anhand von Plänen und diversen Netzkonstellationen dargestellt. Die Beobachtungen während der Messungen in Lage und Höhe wurde in verschiedenen Verfahren ausgewertet. Hesterkamp stellte die verschiedenen Auswerteverfahren, Software und die Ergebnisse vor. Besonderheiten waren hier vor allem die Messungen über den Rhein. Ein Stromübergangs-Nivellement, sowohl geometrisch als auch trigonometrisch, wurde in unabhängigen Messungen ausgeführt. Hier mussten einige Fehlereinflüsse berücksichtigt werden. Messungen für den Überbau (Gradienten-Ausgleich) sind ein weiteres großes Thema bei den Herausforderungen des Brückenbaus. Hier stellte Hesterkamp die verschiedenen Messverfahren und die Ergebnisse bei unterschiedlichen Jahreszeiten, Tages- und Nachtzeiten, Temperaturen und zu den unterschiedlichen Bauphasen vor.
Während einer Pause zwischen den Vorträgen konnten sich die Teilnehmer verschiedene Pläne und Fotos im Vortragsraum anschauen und mit den Baustellenverantwortlichen diskutieren.
Im zweiten Vortrag nahm Hesterkamp die Teilnehmer mit auf „eine Reise“, in der die Arbeitsabläufe in diesem Projekt mit all seinen Vor- und Nachteile dargestellt und deren Optimierungen für zukünftige Projekte erläutert wurden. Hierbei waren die Angebotsbearbeitung, vom Auftraggeber übergebene Daten, BIM + GIS, Drohnenflüge und der Aufbau einer Informationsplattform das Thema. Mit beeindruckenden Bildern, die während der gesamten Bauphase entstanden sind, endete der Vortrag.
Nach einigen Fragen der Zuhörer zu den zuvor behandelten Themen des Seminars an die Vortragenden verabschiedete Volker Schultheiß die Teilnehmer und wies darauf hin, dass es voraussichtlich in den nächsten zwei Jahren noch ein weiteres Seminar zu dem Projekt geben wird, wenn sich die zweite Brücke im Bau befindet, um dann den genauen Ablauf in dieser Bauphase zu verfolgen.
Volker Schultheiß
Termin: Freitag, 01. Dezember 2023 - Seminarbeginn um 14 Uhr
Treffpunkt: Bau- u. Projektbüro Hochtief, Am Blumenkampshof 73, 47059 Duisburg
Brückenbau heißt: perfekte Planung, präzise und sichere Ausführung sowie schnelle Logistik. Am und über dem Wasser ist dies ein besonderes Abenteuer. Anfang 2020 fiel an der A 40 in Duisburg der Startschuss für den Bau der neuen Rheinbrücke. Mit einem Abstand von 380 Metern zwischen den Pylonen auf beiden Rheinseiten wird die neue Brücke Deutschlands am weitesten gespannte Schrägseilbrücke sein.
Die neue Rheinbrücke wird höher, länger und breiter sein als die bisherige Brücke: 75 Meter hoch, 802 Meter lang und 68,25 Meter breit. In beiden Richtungen wird es neben der Fahrbahn neue Geh- und Radwege geben. Sie werden mit Abstand zu den Fahrbahnen gebaut und mit einer 6,5 Meter hohen Lärmschutzwand vom Autobahn-Verkehr abgeschirmt. Die neue Rheinbrücke wird aus zwei Brückenteilen bestehen, für jede Fahrtrichtung wird also eine Brücke errichtet. Derzeit ist ein Brückenteil fertiggestellt.
Die Fachgruppe Ingenieurvermessung des Bildungswerk VDV veranstaltet am Freitag, den 1. Dezember 2023 ein halbtägiges Seminar am Nachmittag zum Bau dieser Brücke.
Das Seminarprogramm beinhaltet folgende Themen:
- Projektvorstellung
- Baustellenbegehung (witterungsabhängig)
- Geodätische Herausforderungen beim Bau der Rheinbrücke
- Optimierung der Arbeitsabläufe von der Planung bis zur Ausführung
- Diskussion
Dauer des Seminars ca. 4,5 Stunden.
Nach Ende der Veranstaltung besteht die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Abendessen in einem Restaurant (Selbstzahler). Eine Teilnahme bitte bei der Anmeldung angeben.
Für die Baustellenbegehung sollten die Teilnehmer - wenn möglich - eigene Sicherheitsschuhe, Helm und Warnweste mitbringen.
Anmeldeschluss ist der 28. November 2023.
Ihre Anmeldung führen Sie bitte hier online durch.
Teilnahmegebühr (begrenzte Teilnehmerzahl):
Mitglieder VDV, BW VDV, BDVI, DVW: 20,00 €
Nichtmitglieder: 30,00 €
Infos bei Volker Schultheiß und im nachstehenden Flyer.
Die Fortbildungsveranstaltung "Autobahnbrücke" wurde von Ingenieurkammer-Bau NRW unter der Nr. 66348 mit 6,00 Fortbildungspunkten anerkannt.