55 Jahre nach Baubeginn der ersten Autobahnbrücke über den Rhein zwischen Leverkusen-Wiesdorf und Köln-Merkenich soll nun Baubeginn für die neuen Brückenbauwerke an gleicher Stelle sein. Die Brücke der A1 gilt als nördlichste der acht Kölner Rheinbrücken.
Das zwischen 1962 und 1965 errichtete Bauwerk umfasst eine gut 688 Meter lange stählerne Schrägseilbrücke in Hohlkastenbauweise und eine 372 lange, sechsfeldrige Vorlandbrücke aus Spannbeton und hat somit eine Gesamtlänge von rund 1061 Metern.
Damals für rund 40.000 Kfz pro Tag geplant, genügt das Bauwerk nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Das Verkehrsaufkommen hat sich auf etwa 120.000 Fahrzeuge nahezu verdreifacht sowie die zulässigen Gewichte bei Lkw sind stark angestiegen. Auch wurde der Kölner Ring ausgebaut, um dem wachsenden Verkehr gewappnet zu sein. Deshalb wurde die bis dahin vierspurige Autobahn durch Hinzunahme des Standstreifens auf sechs Fahrbahnen ausgebaut. Nun fuhren die Lkw über die auskragenden Seiten der Brücke. Dies bedeutete, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis erste Schäden am Bauwerk durch Hebelwirkungen auftraten. Zusätzlich zur Belastung der Brücke führten Baumaßnahmen zur Sicherheit der Fußgänger und Radfahrer. Es wurden Schutzplanken und Betonschutzwände sowie eine durchsichtige Schutzwand angebracht, die das Eigengewicht der Brücke am Rand zusätzlich erhöhte.
Auf Grund all dieser Gegebenheiten wurde vom Land NRW beschlossen an gleicher Stelle eine 10-streifige Brückenlösung bis zum Jahr 2025 zu realisieren. Bis dahin wurden Maßnahmen zur Sicherung des Bauwerkes getroffen, welche sich auch auf das Umland mit auswirken und des Öfteren zu Pressemeldungen und Radiodurchsagen führen. Zum einen wurde die Höchstgeschwindigkeit auf 60 km/h begrenzt, zum anderen das zulässige Gesamtgewicht auf 3,5 t begrenzt. Tragende Strukturen der Brücke wurden verstärkt, welches zu einem Anstieg des Eigengewichtes der Brücke führte und somit den Abbau der Betonschutzwände, welche nicht mehr benötigt wurden, ermöglichte, um Gewicht einzusparen. Teilsanierungen an den Rissen in der Stahlkonstruktion ergaben leider keinen bleibenden Erfolg, so dass die Sperrung für Lkw aufrechterhalten werden muss. Da aber immer wieder Fahrzeuge auf die Brücke fuhren, die schwerer als 3,5 t sind, wurde eine Sperranlage vor die Zufahrt der Brücke installiert, welche verhindert, dass Fahrzeuge breiter als 2,3 m und schwerer als 3,5 t das Bauwerk überfahren können und abgeleitet werden. Was bei einem Versuch trotzdem durchzufahren zu einer kurzzeitigen Sperrung der Autobahn führt, bis das Fahrzeug abgefahren ist.
Am 21.06.2017 besuchte nun ein Teil der Mitglieder des Bezirkes Bergisch-Land die Autobahnbrücke in Leverkusen. Nachdem alle Teilnehmenden sich am Widerlager auf der Leverkusener Rheinseite eingefunden hatten, wurde eine Einführung über das bestehende Bauwerk erläutert. Der Ist-Zustand und das Warum ein Neubau der Brücke von Nöten ist. Ebenso wurde die Planung für das neue Bauwerk vorgestellt. Im Anschluss daran ging es in die Brücke hinein, genauer gesagt in den Hohlkasten unter der Fahrbahn. Hier wurden die aktuellen Erhaltungsmaßnahmen sehr deutlich. An mehreren Stellen mussten kleine Risse geschweißt werden, die messtechnisch vorher erfasst wurden. Anhand der Ausdehnung und Vibration der stählernen Bauteile, kann man sozusagen das Gewicht eines darüberfahrenden Fahrzeuges ableiten.
Die Bezirksregierung Köln hat auf Grund des baulichen Zustandes, der beim Besuch der Brücke einem vor Augen geführt wurde, im November 2016 einen Planfeststellungsbeschluss erlassen. Dieser besagt, dass an gleicher Stelle nun zwei Brückenbauwerke mit je 5 Streifen und außenseitigen Fuß- und Radwegen gebaut werden sollen. Dass die gesamte anstehende Baumaßnahme nicht einfach zu realisieren ist, kann man aus den umfangreichen Untersuchungen und Planungsvarianten erkennen. Zum einen ist die angrenzende Bebauung ein einengendes Kriterium, ebenso der Anschluss an die Bundesautobahn A59. Aber ein größeres Problem stellt die nördlich an die Brücke auf Leverkusener Seite grenzende ungeordnete Mülldeponie Dhünnaue der Bayer AG dar. Diese muss zur Gründung der neuen Brücke an einigen Stellen geöffnet werden. Diese Maßnahme erzeugt in der Bevölkerung bisweilen erheblichen Widerstand und Bedenken. Eine Bürgerinitiative plädiert deswegen für eine Tunnellösung. Diese wurde durchaus vorab in Erwägung gezogen. Aufgrund längerer Bauzeiten und erheblichen Mehrkosten aber nicht weiter verfolgt.
Somit werden nun zweihüftige Schrägseilbrücken mit einer Gesamtlänge von 1068 Metern gebaut. Der Bau gliedert sich in zwei Bauphasen. Zuerst wird parallel zum bestehenden Bauwerk die neue nördliche Brücke errichtet. Nach deren Fertigstellung wird dann der gesamte Verkehr für die zweite Phase ohne LKW-Einschränkung über diese geführt. Die alte Brücke wird abgerissen und an deren Stelle das zweite Brückenbauwerk errichtet. Wenn alles im Zeitplan bleibt, würde 2023 die neue Brücke in voller Stärke in beide Richtungen befahrbar und somit hoffentlich ein derzeitiges Nadelöhr beseitigt sein.