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Landesexkursion: Exkursion „Schweiz“– Leica und Wägital

Termin:  09.09.2022 - 10.09.2022
Ort: Heerbrugg und Umgebung

Den leicht sinkenden Mitgliederzahlen zum Trotz, startete am 9.9.2022 die zweitägige Exkursion des Landesverbands Bayern mit überraschend hoher Nachwuchsquote. Unter der 25 Teilnehmer waren über 75% Studenten.

Die Exkursion startete mit einem Besuch bei Leica bzw. Hexagon in Heerbrugg. Nach der Begrüßung fand zunächst ein Vortrag über die Geschichte von Leica und der Vermessungstechnik sowie die damit verbundene Entwicklung statt. Es schloss sich anschließend ein Rundgang durch den Showroom an, in dem die gesamte Produktpalette von Leica ausgestellt war. Neben dem klassischen GNSS-Empfänger oder Tachymeter waren auch Systeme für die Baumaschinensteuerung oder Messsysteme für die Industrievermessung im Bereich einiger hundertstel Millimeter ausgestellt. Zum Leid (oder Freude) der ehemaligen Mitarbeiter, welche unsere Führung übernommen hatten, konnte dieser Teil recht kurzgehalten werden, nachdem wir mit den Systemen im Gegensatz zu den üblichen Besuchern (z.B. Schulen oder Neukunden) bestens vertraut waren.

Der spannende Teil der Führung war aber die Werksführung. Zunächst ging es ins Polymeca, wo beispielsweise die Fertigung der Gehäuse stattfindet. Während die Scanner beispielsweise Teil aus Vollmaterial (Aluminium) gefräst werden, handelt es sich bei den hochpräzisen Instrumenten (z.B. Lasertracker) um gegossene Stahlgehäuse. Auch wenn Wellen für die Instrumentenachsen zum Teil mit einer Rundlaufgenauigkeit von ½ Mikrometer gefertigt werden, ist die Fertigungsgenauigkeit fast zweitrangig, solange die Abweichungen rechnerisch erfasst und beseitigt werden können. Nach einem Besuch beim Technischen Service und der zugehörigen Schulungswerkstatt ging es weiter in die Geomatics Montage. Dort konnte ein Blick auf das Innenleben der Tachymeter geworfen werden und beim Zusammenbau den Mitarbeitern über die Schulter geschaut werden. Dort erfolgt unter anderem z. B. auch die Justierung der Koaxialkameras. Ein etwas verwundernder Anblick bot sich auch hinsichtlich der regelrecht „tanzenden“ Tachymeter. Über mehrere Stunden drehen sich dieser nach dem Zusammenbau zeitgleich um mehrere Achsen, damit sich die Lager einlaufen. Danach geht es für diese nochmal zu Prüfung in die Klimakammer, bevor sie das Werk verlassen. Aber auch wir näherten uns mit der Besichtigung der Trackerprüfung unserer letzten Station der Werksführung. Vor dem Mittagessen in der Werkskantine (an dieser Stelle nochmal herzlichen Dank) stand noch eine kurze Tour durch die Jubliäumsaustellung „100 Jahre Innovation“ an.

Mit etwas Zeitdruck ging es dann direkt weiter zur zweiten Station des Tages. Nach einer einstündigen Fahrt, die unter anderem direkt entlang des Walensees führte, erreichten wir den Wägitalstausee, der etwas südlich vom Ostende des Zürichsees liegt. Dort wurden wir schon von zwei Mitarbeitern des Kraftwerks für eine Führung durch die Staumauer erwartet. Die Staumauer wurde 1926 nach nur vier Jahren Bauzeit fertiggestellt. Sie ist als Schwergewichtsmauer ausgeführt, und war zur damalige Zeit mit 110 m Höhe eine der größten ihrer Art. Mit dem Bau der Mauer verbunden war auch eine größere Umsiedelung der zuvor im Tal lebenden Bevölkerung. Trotz zuvor gezahlter Entschädigungen wollten einige der Bewohner nicht an die Realisierung des Projekts glauben und verließen ihre Häuser erst als sie bereits knietief im Wasser standen. Im Gegensatz zum Reschensee wurde hier der Kirchturm vor der Flutung gesprengt. Der See fasst insgesamt 150 mio. m³ Wasser und wird über den Sommer aufgestaut. Ab Herbst folgt dann die Stromgewinnung, wobei die Absenkung des Seespiegels nur um maximal 20 m zulässig ist, um Hangrutschungen zu vermeiden.

Während der Führung durch die Staumauer wurden uns unter anderem die vertikal verlaufenden Lotungsdrähte erläutert. Hier erfolgt automatisch in regelmäßigen Abstände eine Ablesung, anhand derer Bewegungen der Mauer detektiert werden können. Diese können jedoch nicht nur lokale Bewegungen registrieren. Auch größere Erbeben, wie das in Fukushima machen sich anhand eines deutlichen Ausschlags bemerkbar. Neben den vertikalen Lotungsdrähten verlaufen auch horizonal durch die Mauer mehrere Drähte. Da die Mauer nicht am Stück gefertigt wurde, sondern aus einzelnen Blöcken, sind außerdem an den Stößen Blockfugenmesseinrichtungen angebracht, mit der die Verschiebungen der Blöcke untereinander ermittelt werden können.

Nach einer Übernachtung im Wägital fand am nächsten Tag noch ein Vortrag zu den, jährlichen Monitoring-Messung der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt und der TU Dresden statt, die bis vor einigen Jahren durchgeführt wurden und zur Stützung der offiziellen Messungen seitens des Kraftwerksbetreibers dienten. Zielobjekt ist in erster Linie die Staumauer selbst. Mithilfe eines unterhalb angebrachten Festpunktfeldes werden sowohl Punkte auf der Mauerkrone wie auch an der Mauer selbst beobachtet. Die Auswertung der Messungen erfolgt im Rahmen einer Deformationsanalyse. Besonders in den ersten Jahren nach dem Bau traten größeren Bewegungen (zum Teil 5 – 7 mm pro Jahr) auf. In den letzten Jahren ist die Mauer jedoch stabil. Die Verschiebung über mehrere Jahre hinweg liegt nun nur noch bei ca. 1 mm.

Neben der Messung an der Mauer wurden aber auch die Rutschhänge und die vertikale Verformung der Seeuferstraße beobachtet. Für das Monitoring der Rutschhänge wurden sowohl GNSS, wie auch tachymetrische Messungen durchgeführt. Während ein Großteil der im Hang beobachteten Punkte Bewegungen von kleiner 0,5 m pro Jahr aufweist, sind zum Teil auch Punkte mit bis zu 10 m zu verzeichnen. Entlang der Seeuferstraße wurde jährlich ein Präzisionsnivellement durchgeführt, wobei dieses aus wirtschaftlichen nur auf die vordere Hälfte des Sees beschränkt wurde. Zum Schließen der Nivellementschleife wurde verschiedenen Techniken der Höhenübertragung über den See durchgeführt. Neben der GNSS-basierten oder der trigonometrischen Höhenübertragung sowie dem Seeübergangsnivellement zeigte sich insbesondere die Seespiegelfixierung als gut geeignet.

Der offizielle Teil der Exkursion endete am Nachmittag des zweiten Tages. Wer es trotz des regnerischen Wetters noch einige Tage im Wägital ausgehalten hat, wurde die darauffolgenden Tage mit ausgezeichnetem Wanderwetter in bester Umgebung belohnt. Der Ausblick nach dem Aufstieg zu einem der umliegenden Berge spricht für sich.

 

 

 

Der Landesverband Bayern lädt ein zur Fachexkursion 2022 in die Schweiz.

Termin:               Freitag, 09.09.2022 – Samstag, 10.09.2022

Treffpunkt:          Freitag, 9:30 Uhr Heerbrugg in der Schweiz
                         Leica Geosystems AG, Heinrich-Wild-Strasse 201, 9435 Heerbrugg

Anreise:             Eigenanreise, mit der Bitte um Bildung von Fahrgemeinschaften

 

Programmpunkte Freitag, der 09.09.2022: 

09:30 Uhr             Besuch der Leica Geosystems AG in Heerbrugg (Schweiz)

12:00 Uhr             Mittagessen im Personalrestaurant

13:30 Uhr             Anfahrt zum Wägitalstausee

15:00 Uhr             Führung durch die Staumauer, Geschichte des Wägitals und des
                         Stausees (2 Gruppen)

16:30 Uhr             Ende der Führung

19:00 Uhr             Gemeinsames Abendessen im Gasthaus Stausee

 

Programmpunkte Samstag, der 10.09.2022: 

10:30 Uhr             Vorstellung der Monitoring-Messungen der FHWS/TU Dresden und der Ergebnisse

12:00 Uhr             Gemeinsames Mittagessen

14:00 Uhr             Ende der Veranstaltung und Zeit zur eigenen Verfügung

                (Absprache der Fahrgemeinschaften)

 

Voraussichtliche Kosten:

  • 1x Übernachtung in der FischersLodge oder dem Gasthaus Stausee für ca. 50,00 CHF p. P.
  • 1x Halbpension für ca. 35 CHF p. P.
  • 2x Mittagessen
  • Fahrtkosten


Eingeladen sind alle Mitglieder des VDV-Landesverband Bayern, die Teilnehmerzahl ist auf 34 Personen begrenzt.

Bei der Bildung von Fahrgemeinschaften wird pro Person ein Zuschuss von 10 € gewährt. Zusätzlich erhalten studentische VDV-Mitglieder einen Zuschuss in der Höhe von 24 €.

Die Anmeldung ist verbindlich und spätestens bis zum 30. Juni 2022 möglich. Für die Anmeldung ist ein Betrag von 50 € zu entrichten. Sollte die Teilnahme aus unbestimmten Gründen nicht möglich sein, hat der Teilnehmer die verbindlichen Kosten zu tragen, außer es findet sich eine Ersatzperson.

Für die Bildung von Fahrgemeinschaften, beinhaltet die Anmeldung auch die Zustimmung der Weitergabe von Namen, Wohnort und Telefonnummer.