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Landesausschusssitzung NRW

Termin:  10.03.2017 - 11.03.2017
Ort: Altenberge

Austausch auf Landesebene in Altenberge:

Informationen und Fachvorträge bei der Landesausschusssitzung

Nach Jahrzehnten des Vergessens wurde in Altenberge ein Baudenkmal zum Leben erweckt: der Eiskeller. Diese über mehrere Stockwerke ziehende Kelleranlage diente von 1860 bis 1931 der Lagerung von Eis zur Kühlung von Fassbier einer ehemaligen Brauerei. Zwar war der Eiskeller nicht der Treffpunkt der Bezirksvorstände mit dem VDV-Landesvorstand NRW, aber das nahegelegene Hotel Stüer war die Anlaufstation für die Veranstaltung.

In dem Hügeldorf Altenberge - in der Nähe von Münster - hatten die Teilnehmer eine weite Sicht in das Münsterland hinein, als sie sich am 10./11.03.2017 bei ihrem alle zwei Jahre stattfindenden gemeinsamen Informationsaustausch zusammen fanden. Mit drei Fachvorträgen, eingebettet in die Wochenendveranstaltung, wurde den Bezirksvorsitzenden und dem Landesvorstand eine Fülle an interessanten und abwechslungsreichen Informationen zusätzlich geboten.

 

Begrüßung

Zu Beginn der Zusammenkunft begrüßte der Landesvorsitzende Ulf Meyer-Dietrich die angereisten Kolleginnen und Kollegen aus den NRW-Bezirken. Das praktizierte Treffen untereinander zwischen Vorstand und Bezirksvorständen findet schon seit vielen Jahren auf dieser Ebene statt und dient der Informationsunterrichtung mit aktuellen vermessungstechnischen Themenbezug.

Einen großen Dank an die Aktiven, den Leistungsträgern auf der Bezirksebene sprach VDV-Präsident Wilfried Grunau auf der Versammlung aus. Ohne ehrenamtliche Tätigkeit könnte der VDV nicht so eine Außenwirkung in der Fläche erzielen. Auf bundespolitischer Ebene ist der VDV über die parlamentarischen Treffen in Berlin präsent. Dort wird der VDV als anerkannter Gesprächspartner vertreten und ist auch über den Dachverband ZBI und europaweit über die EGoS organisiert. Vor allem die Digitalisierung und Weitergabe von Geodaten als Rohstoff für viele innovative Geschäftsfelder in Wirtschaft, Politik und Verwaltung machen den Berufsverband mit seinen Funktionsträgern zu einem qualifizierten Wissensträger. Die Wahrnehmung der Geodäsie in der Öffentlichkeit ist ein Schwerpunkt des Berufsverbandes. So lobte W. Grunau auch die Durchführung des ersten gemeinsamen Geodäsiekongresses 2016 in Dortmund der Verbände DVW, BDVI und VDV auf Landesebene.

Mit der Feststellung „Wir sind Familie“ verwies er auf die große Anzahl der älteren Mitglieder, die seit vielen Jahrzehnten aktiv dabei sind. Aber auch die jungen Ingenieure und Mitglieder sind Bestandteil des VDV. Ein Jeder ist immer wieder aufzufordern Mitzumachen oder auch Veranstaltungen zu besuchen und ist dort in der Lebensphase mitzunehmen, wo sie / er sich gerade befindet. Zum Abschluss lud er alle Anwesenden zur nächsten Bundesmitgliederversammlung am 18. – 20. Mai nach Erfurt ein.

 

Ehrungen  

Den zwei langjährig verdienten Mitgliedern -  Nicole Lehmkuhl und Hans Günter Becker -  des VDV in Nordrhein-Westfalen wurde für ihre 25jährige Zugehörigkeit durch Wilfried Grunau einen großen Dank ausgesprochen. Beide wurden mit Urkunde und Ehrennadel für ihre aktive Mitarbeit im Landes- und Bezirksvorstand geehrt (siehe Foto).

 

Hieran anknüpfend berichteten dann die einzelnen Bezirksvorsitzenden aus ihren Landesteilen. Einvernehmlich wurde in den Bezirken festgestellt, dass die Teilnehmerzahlen je nach Art und Ort der Veranstaltung schwankten. Bei den Bezirksveranstaltungen wurde immer auf Abwechslung Wert gelegt. Zum einen gab es ein fachliches zum anderen ein familiäres, offenes Treffen für Mitglieder. Vorträge auch aus berufsfremden Fachgebieten waren vielfach mit im Angebot. Durch die Weitergabe der Termine und der kurzfristigen Erinnerung per Mail an die Mitglieder des eigenen wie auch der Nachbarbezirke konnte eine leichte Zunahme der Teilnehmeranzahl erzielt werden. Eine Kooperation in Bezug zum Austausch der Referenten für besondere Fachthemen sollte immer möglich sein. Im Gremium wurde über die vielfältigen Möglichkeiten der Informationsweitergabe und Ansprache von Mitgliedern diskutiert. Einig war man sich, dass jedes Mitglied immer zu den Veranstaltungen des Jahresprogramms und der Mitgliederversammlung einzuladen ist.

 

Aus dem Landesvorstand berichtete der Bundesschatzmeister Michael Kilian über die Mitgliederzentrale in gewohnter Weise. In statistisch aufgearbeiteten und übersichtlichen Tabellen präsentierte er die seit einigen Jahren rückläufigen Mitgliederzahlen. Diese liegen aber zurzeit stabil bei ca. 4000. Der Mitgliedernachwuchs und die -gewinnung ist ein gesellschaftliches Problem. Die jungen Leute sind heute durch das Internet bzw. Smartphone so weit vernetzt, dass diese Generation X sich ihre Kontakte selbst aussucht. So ist dieses schon bei den Studenten zu beobachten. Es kommunizieren junge Leute oft nur mit Gleichaltrigen, die genauso vernetzt sind wie sie. Diese bilden die Gemeinschaft der Internetgeneration. Nichts desto trotz ist der VDV ein sehr aktiver Verband, der es auch schafft, mit Wenigen eine ganze Versammlung bzw. Tagung auf die Beine zu stellen, so die aufmunternden Worte von M. Kilian in seinen Ausführungen zum aktuellen Mitgliederstand (www.mz.vdv-online.de).

 

Im Anschluss referierte der Landesschatzmeister Karsten Muth über die Möglichkeiten der Kassenführung in den Bezirken. In den einzelnen Bezirken wird die Führung unterschiedlich gehandhabt. Für die digitale Kassenführung gibt es vorgefertigte Beispiele für die Bezirkskassenwarte, die K. Muth auch bei Anfrage zur Verfügung stellt. Sehr wichtig ist die Sicherstellung der Verwaltung des Kontos bei Verhinderung, längerem Ausfall oder im schlimmsten Fall bei Tod. Hier ist vor allem die Zugriffsmöglichkeit auf die Finanzmittel in den einzelnen Bezirken nochmals zu prüfen und ggf. anzupassen, so seine eindringliche Bitte an die Teilnehmer. Einblicke in die Beantragung der Beitragsanteile für die Bezirke sowie die Möglichkeit der Übertragung von Finanzanteile des Bezirkes bei Mehrkosten für größere Veranstaltungen auch in das nächste Jahr, wie z. B. eine Jubiläumsfeier, beendeten seine Ausführungen.

 

Fachvorträge

Von der ortsansässigen Firma Agrartechnik präsentierte Bernd Bäumer die vielfältigen Möglichkeiten von automatischen Lenkungssystemen in der Landwirtschaft. Sein Vortrag über die Präzisionslandwirtschaft (PLM = Precision LandManagement) brachte die Zuhörer zum Staunen, wie vielfältig mittlerweile die GPS-Technologie in der Landwirtschaft eingesetzt wird. Selbst die eigene Firma setzt eigene RTK-Stationen im größeren Umkreis des Unternehmens ein, damit den Kunden eine zuverlässige Lenkungstechnologie gewährleisten werden kann. (Einen ausführlicheren Bericht ist hierzu unter dem VDV-Bezirk Münsterland nachzulesen.)

Mit dem Vortrag Open Data von Dipl.-Ing. Anke Thielisch von Hansa Luftbild wurde nochmals ein Thema aufgegriffen, dass bereits beim letzten Treffen auf der Agenda stand. Bewusst wurde diese Materie nochmals in den Fokus gestellt, da es mittlerweile einen hohen Stellenwert in der Wahrnehmung von Politik und Gesellschaft eingenommen hat.

Mit einem Rückblick auf die kurze historische Entwicklung seit Beschluss des europäischen G 8 – Gipfels in 2013 in Nordirland stellt Anke Thielisch die seither bereits umgesetzten nationalen Beschlüsse zu Open Data – Charta vor. Aufgeteilt auf die drei Nutzergruppen „interessierte Bürger“, „professionelle Nutzer“ und „Entwickler“ wurden Zugangswege geschaffen, um adressenspezifisch an die Informationen zu gelangen. So können interessierte Bürger die verschiedenen Daten sich z. B. direkt über das Geoportal.NRW anzeigen lassen und so eine gewählte Umgebung erkunden.

Ebenso wurde auf das Urheberrecht eingegangen, um dann den Bogen zu den Lizenzbedingungen zu schlagen.

Bei der Nutzung von Daten ist sicher zu stellen, das entsprechende Angaben als Quellvermerk enthalten sind:

Bezeichnung des Bereitstellers nach dessen Maßgabe, der Vermerk Datenlizenz Deutschland – Namensnennung – Version 2.0 mit Verweis auf den Lizenztext unter www.govdata.de/dl-deby-2-0 sowie einen Verweis auf den Datensatz (URI).

Bei Veränderungen, Bearbeitungen, Neugestaltungen oder sonstigen Abwandlungen sind diese im Quellvermerk mit dem Hinweis zu versehen, dass diese Daten geändert wurden.

Anschließend wurde eine Vielzahl von zurzeit angebotenen Webseiten der einzelnen Bundesländer aufgezeigt. Das Angebot sowie der Abruf von Daten wird sehr unterschiedlich gehandhabt und trägt nicht zur Einheitlichkeit der Datennutzung bei. Jedoch sind sich die Teilnehmer sicher, dass es bis zur nächsten Landesausschusssitzung in zwei Jahren eine Vielzahl an Neuerungen zum Thema Open Data gibt.

 

Von Straßen.NRW – Regionalniederlassung Münsterland – berichtete Dipl.-Ing. Hubert Bröker vom Ersatzneubau der A 1-Brücke über die Düte und einer zweigleisigen ICE-Strecke bei Osnabrück. Die Brücke wurde vor 49 Jahren als einteiliges Brückenbauwerk erstellt. Diese Bauweise macht nun den Ersatzneubau zu einer besonderen Herausforderung für alle Beteiligten. Das gesamte Projekt wird aus Bundeshaushaltsmittel in Höhe von ca. 50 Millionen Euro finanziert.

Nach der Beschreibung der Düte-Brücke wurde der bauliche Zustand nach der letzten Brückenhauptprüfung beschrieben. Die daraus resultierende Schadensanalyse kam zum Ergebnis, dass diese Brücke durch einen Neubau ersetzt werden muss. Nach Abschluss des planrechtlichen Verfahrens wurde auf der Grundlage einer Machbarkeitsstudie eine Bauvariante entwickelt. Diese besondere Variante sieht nun vor, dass das einteilige Bauwerk mittig durchtrennt, der östliche Teil abgebrochen und neu errichtet wird. Im Anschluss daran wird die andere Brückenhälfte erneuert. Somit werden auch die Querspannglieder mittig durchtrennt und folgedessen ist die Standsicherheit der restliche Teil der Brücke für den Abbruch nicht mehr gegeben. Die tragende Funktion während der Bauphase mit vier Fahrspuren auf der westlichen Hälfte wird durch den temporären Einsatz eines vollflächigen Traggerüstes gewährleistet. Mit an der Unterseite des Überbaues kraftschlüssig angebrachten Presskolben wird der Brückenteil immer wieder belastungsbezogen angepresst. Für die Ableitung dieser Lasten wurde der nicht tragfähige Boden durch sogenannte Stabilisierungssäulen verfestigt bzw. verbessert. Dieses geschah durch die Vorballastierung mit ca. 3500 Betonblöcken. Allein für den An- und Abtransport dieser Betonblöcke waren über 600 LKW-Fahrten nötig. Die beobachteten Setzungen des Untergrundes wurden anschaulich in einer Grafik dargestellt. Sie beliefen sich auf max. 10cm.

Die vom Referenten beschriebene Bauwerkssituation macht es erforderlich, detaillierte Informationen zum Verhalten des Überbaues bzw. dem Lastabtrag im Tragsystem des Traggerüstes über einen längeren Zeitraum zu erhalten. Ziel ist es durch eine Überwachung des Bestandes und beim weiteren Betrieb des Restbauwerkes mögliche Unsicherheiten zu minimieren. Die Kontrolle der Verformungen soll über eine geodätische Deformationsmessung (Geomonitoring) des Überbaues und der Traggerüstfundamente bzw. den Stützen und deren Schiefstellung erfolgen. Die näheren Einzelheiten zum Konzept des Messsystems, den Einsatz von Messinstrumenten und der Systemkonfiguration wurden den Teilnehmern nähergebracht. Da eine erhebliche Beeinträchtigung der Sichtverhältnisse durch das Traggerüst gegeben ist, kann nur ein automatisch arbeitendes Messsystem mit Rückkopplung installiert werden. Die technische Auswertung ist mit einem automatischen Warn- und Alarmierungssystem auszustatten, so dass bei einer Überschreitung einer vorgegebenen Toleranz unverzüglich Notmaßnahmen am Bauwerk eingeleitet werden können.

Für die ausführenden Vermessungsfachleute wird dieses Projekt eine große Herausforderung werden. Noch ist nicht bekannt, wer dieses Geomonitoring durchführt. Bei allen Zuhörern war großes Interesse vorhanden, dieses Bauwerk und die Vermessungsarbeiten einmal vor Ort erleben zu dürfen. Da Straßen.NRW mit einer großen Nachfrage beim Bau der Brücke rechnet, hat man von deren Seite her schon Besuchercontainer errichtet und Führungen eingeplant. Vom Bezirk Münsterland ist eine Bauwerksbesichtigung im September schon im Programm vorgesehen. Mit der Präsentation von aktuellen Bildern von der Baustelle Düte-Brücke wurde der Vortrag beendet.

 

Informationsaustausch zwischen den Bezirken und Vorstand

Aktuelle Themen aus dem fachlichen Umfeld waren der zweite Schwerpunkt der Landesausschusssitzung. Durch die Mitglieder des Landesvorstands wurden neueste Informationen zur erwartenden Einführung des Erhebungserlasses, zur Änderung der Vermessungs- und Wertermittlungsgebührenordnung NRW (VermWertGebO NRW), zu den unterschiedlichen Standpunkten der Berufsverbände BDVI und VDV zum Thema „amtlicher Lageplan“ nach der BauPrüfVO, zum aktuellen Stand des Klageverfahrens der EU in Sachen HOAI, zur gegenwärtigen Stellung des Unterlagenportals in NRW und der Anpassung der Ausbildungs- und Prüfungsordnung zum höheren verm.-technischen Dienst vermittelt.

In diesen Themenfeldern wird vom Landesvorstand berufspolitische Grundsatzarbeit auf verschiedenen Ebenen geleistet. Den VDV-Mitgliedern ist nicht immer offensichtlich, dass die Ergebnisse erst nach monate- oder sogar jahrelanger Beratungsarbeit durch die dann gesetzliche erfolgte Umsetzung bekannt gemacht bzw. eingeführt werden. Hier wurden von den anwesenden Mitgliedern mehr öffentlich wirksame Informationen eingefordert. Der Landesvorstand verwies auf die immer im Fluss stehenden und somit noch vielfach geänderten Vorschläge aus den Beratungsgesprächen, die dann nur momentanen Sachstand wiedergeben könnten. Eine Weitergabe von Zwischenständen an die Bezirksvorsitzenden in NRW soll zunächst einmal im Landesvorstand besprochen und beraten werden.

Der Meinungsaustausch in Form von regen Diskussionen und Beiträgen zwischen den Bezirksvorsitzenden und dem Landesvorstand machte allen Teilnehmern bewusst, dass dieser Landesauschuss wieder einmal die gute Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten gefördert hat. Die vielen neuen Erkenntnisse und Informationen - auch die eingebundenen Fachvorträgen -  können nun in die tägliche Bezirksarbeit mitgenommen werden.

Mit der persönlichen Einladung der anwesenden Vorsitzenden zum 50-jährigen Bestehen des VDV Landesverbandes NRW am 25. November in Soest und dem Dank an die Teilnehmer für die Basisarbeit beendete der Landesvorsitzende Ulf Meyer-Dietrich die Veranstaltung mit den Worten „Der VDV wird gelebt“.