Am 13.10.2015 veranstaltete die Ingenieurkammer Sachsen-Anhalt gemeinsam mit Ingenieurverbänden, -vereinigungen und -vereinen Sachsen-Anhalts das Ingenieurforum „Sicherung des Fachkräftebedarfs“. Die Bundesagentur für Arbeit, die Fachhochschule Magdeburg-Stendal und die Förderservice GmbH der Investitionsbank Sachsen-Anhalt vermittelten hier ihre Erfahrungen und gaben einen Einblick in die derzeitigen Entwicklungen zu diesem Thema. Welche Möglichkeiten gibt es Fachkräfte zu gewinnen, welche gesetzlichen Regelungen müssen beachtet werden?
Einleitende Worte sprach Marco Tullner, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft und Wirtschaft des Landes Sachsen-Anhalt.
Lutz Mania, Geschäftsführer der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit, erläuterte zu Beginn die derzeit auf dem Arbeitsmarkt herrschen Bedingungen. Der demographische Wandel hat auch Auswirkungen auf die Fachkräftesituation. Aufgrund des Bevölkerungsrückganges und damit der Verringerung der verfügbaren Arbeitskräfte in Deutschland besteht die Notwendigkeit neue Wege bei der Gewinnung von Fachkräften zu gehen.
Zum einen besteht die Möglichkeit ausländische Fachkräfte zu gewinnen. Zum anderen können auch Fachkräfte aus der Gruppe der stetig steigenden Zahl der Flüchtlinge und Asylanten zu einer Entspannung beim Fachkräftebedarf führen. Mit dem Förderprogramm MobiPro, einem Sonderprogramm der EU zur „Förderung der beruflichen Mobilität von ausbildungsinteressierten Jugendlichen und arbeitslosen jungen Fachkräften aus Europa“ können ausländische Auszubildende gewonnen werden. Die Herausforderung besteht darin die Fachkräfte zu finden und auf der Grundlage der gesetzlichen Gegebenheiten in Deutschland auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Es wurden die derzeitigen gesetzlichen Vorgaben aufgezeigt, aber auch auf die sozialen Rahmenbedingungen, die bei der Verpflichtung ausländischer Fachkräfte beachtet werden müssen, nicht außer Acht gelassen.
Die Vermittlung ausländischer Fachkräfte und Auszubildende wird in der Bundesagentur für Arbeit vom internationalen Personalservice (IPS), eine Fachabteilung der zentralen Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) durchgeführt.
Die Rektorin der Hochschule Magdeburg-Stendal, Frau Prof. Dr. Anne Lequy referierte engagiert und eindrücklich über die Anstrengungen der Hochschule junge Menschen für die Hochschulausbildung zu begeistern, diese auszubilden, aber auch die so gewonnenen Fachkräfte in der Region zu halten. Sie erläuterte ausführlich die Anstrengungen der Gewinnung von ausländischen Studierenden, die derzeit hier laufenden Projekte. Sie stellte das Pilotprojekt „Studium für Flüchtlinge“ und deren Umsetzung an der Hochschule Magdeburg-Stendal vor. Aktuell gibt es Anstrengungen Flüchtlingen mit akademischen Ambitionen den Zugang zur Hochschulausbildung zu ermöglichen. Dazu muss vorab die Hochschulreife festgestellt werden. Sei es durch Vorlage entsprechender Zeugnisse, bzw. Ausbildungsbescheinigungen oder, sofern diese nicht vorliegen, durch Tests zur Beurteilung des Bildungsstandes des Bewerbers die an der Hochschule durchgeführt werden.
Durch Kooperationen mit ausländischen Hochschulen (Internationale Studienprogramme) kommt es zu Studentenaustauschen. Studenten absolvieren während des Studiums Auslandssemester an den Partnerhochschulen und auch die Studenten dieser Hochschulen studieren teilweise in Magdeburg.
Es wurden günstige Rahmenbedingungen für ausländische Studierende geschaffen. Um die Sprachbarrieren abzubauen wird den Studenten ein intensiver Deutschkurs angeboten. Aber auch Studiengänge in englischer Sprache kommen sowohl den ausländischen Studierenden als auch den Flüchtlingen zugute.
Frau Dr. Uta Blümel, Geschäftsführerin der Förderservice GmbH der Investitionsbank Sachsen-Anhalt und Sebastian Knabe, Mitarbeiter der IB Sachsen-Anhalt, stellten Förderkonzepte für Arbeitgeber und Arbeitnehmer vor. Welche finanziellen Unterstützungen für Arbeitgeber und auch Arbeitnehmer können gewährt werden? Es wurden Zuschussprogramme zur Qualifizierung vorgestellt. Hier bietet die Investitionsbank Fördermöglichkeiten zu Weiterbildung an. Damit können sowohl Betriebe (Unternehmern, Existenzgründer und Freiberufler) als auch Privatpersonen gefördert werden.
Die abschließende angeregte Diskussion verdeutlichte noch einmal die Aktualität dieses Themas. Das Forum zeigte Möglichkeiten der Sicherung des Fachkräftebedarfs auf, wies gleichzeitig auf die damit einhergehenden gesetzlichen Vorgaben hin, verdeutlichte aber auch eindrücklich die sozialen Anforderungen die diese neuen Wege der Fachkräftegewinnung mit sich bringen. Dieses hochaktuelle Thema wird uns auch weiter begleiten.