Die zweitägige Radtour der LV Sachsen und Thüringen vom 11. bis 12. September 2021 führte vom Höhenweg des Thüringer Waldes über den Ilmtal-Radweg bis zur Mündung in die Saale.
Die Anreise zum Start der Tour auf dem Rennsteig bei Allzunah war mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht möglich. Die Eisenbahnverbindung von Ilmenau auf den Kamm des Thüringer Waldes mit dem Bahnhof Rennsteig besteht nur saisonal oder an ausgewählten Wochenenden. So war es unvermeidbar, mit dem privaten Kleinbus anzureisen.
Der Luftkurort Stützerbach wird nach nur 4 km Talfahrt erreicht. Unterhalb der Ortslage entsteht die Ilm am Zusammenfluss dreier Quellbäche. Auf meist parallelem Weg zur Bundesstraße B 4 über Manebach erreichten wir mühelos die Goethe- und Universitätsstadt Ilmenau. Die geplante Einkehr bei Dirk und Ute John, Software-Service John GmbH, war eine willkommene Abwechslung. Die Wiedersehensfreude war groß und bei angeregten Gesprächen lief die Zeit schnell davon. Die Firmenphilosophie von Dirk John lautet: „Interaktive 3D-Visualisierungen spielen im demokratischen Entscheidungsprozess eine immer größer werdende Rolle. Die Einbeziehung der Bürger bereits in einer frühen Planungsphase bietet Spielraum für Offenheit und Transparenz.“ Bei einem Rundgang durch die Büroräume erfuhren wir auch von den künstlerischen Ambitionen des Berufskollegen und Entwicklers von Anwendersoftware. Dirk John hielt auf dem VDV-Bundeskongress 2017 in Erfurt einen vielbeachteten Fachvortrag.
In Langewiesen kreuzt der Radweg die ICE-Neubaustrecke Erfurt – Nürnberg, Teil der Schnellverbindung Berlin – München. Mehrere Flurbereinigungsverfahren sicherten für dieses „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit“ die Landbereitstellung und milderten durch ländlichen Wegebau und Bodenordnung die entstandenen Nachteile für die Agrar- und Eigentumsstruktur. In der Ilm-Aue bei Cottendorf passierten wir einen historischen Solebohrturm. In Cottendorf wurde eine Flurbereinigung für einen Teil der Feldlage und für die Ortslage durchgeführt. Von den Eigentümern gewollt, wurde in der Feldflur ein verrohrter Bachlauf revitalisiert.
Der sanierte Marktplatz von Stadtilm, größter in ganz Thüringen, lohnte für einen Zwischenstopp. Ehe wir Bad Berka erreichten, passierten wir die Kunst- und Senfmühle Kleinhettstedt, Veranstaltungsort des VDV-Landesverbandstages 2010.
Die beschauliche Kurstadt Bad Berka, auch „Das Goethe-Bad im Grünen“ genannt, lud zum Verweilen ein. Einen heftigen Regenguss überstanden wir hier im Trockenen unter dem Terrassenvordach des Restaurants „Altes Brauhaus“ sitzend bei Kaffee und Kuchen. Auf der Weiterfahrt war die ebenfalls überdachte Holzbrücke von Buchfart eine sehenswerte Attraktion. Die einspurige Überfahrt über die Ilm lässt heute noch den öffentlichen Verkehr durch. Nach Unterquerung der Autobahn A 4 bei Mellingen erreichten wir bei sonnigem Wetter und flachem Gelände schnell die Klassikerstadt Weimar. Die Jugendherberge „Maxim Gorki“ war für die Übernachtung reserviert. Es war nicht leicht, eine Schlafgelegenheit für unsere Tour zu bekommen: Wohl pandemiebedingt waren einerseits viele Herbergen ausgebucht, aber andererseits einige geschlossen. Den Abend in Weimar ließen wir im gutbesuchten Stadtzentrum mit einer kräftigen Stärkung für Körper und Geist im Außenbereich einer Lokalität ausklingen.
Der zweite Tag führte nach einer kurzen Stadtbesichtigung über die Schlossparkanlage Tiefurt Richtung Apolda. In Kromsdorf wurden wir Zeuge der Einweihung einer restaurierten steinernen Brücke über die Ilm. Nach Genuss einer Bratwurst und einem Weimarer Bier aus der traditionsreichen Ehringsdorfer Brauerei setzen wir die Tour parallel zur Bahnstrecke Erfurt – Naumburg fort. Nördlich der Bahnlinie im Hangbereich wird derzeit ein weiteres Flurbereinigungsverfahren bearbeitet mit dem Ziel, die ländliche Infrastruktur zu verbessern und Naturschutzmaßnahmen zu unterstützen.
Die Glockengießerstadt Apolda liegt etwas abseits des Ilmtal-Radweges und war deshalb nicht auf unserer Route vorgesehen. Nächstes Ziel war daher die Kurstadt Bad Sulza am Unterlauf der Ilm. Bis zur Mündung in die Saale waren es nur noch wenige Kilometer. Der Ilmtal-Radweg bindet bei Kaatschen, etwa 2 km saaleaufwärts an den Saale-Radweg an. Im „Weingut Zahn“ war das Ziel der Zweitagestour nach insgesamt ca. 130 km erreicht. Kaatschen profitierte ebenfalls von einer Flurbereinigung, mit deren Hilfe ein brachliegender Weinberg im neuen Glanz wiederentstanden ist. Die Rückfahrt mit der Bahn gelang ab Bad Kösen, unweit der Rudelsburg und der Ruine Saaleck („An der Saale hellem Strande stehen Burgen stolz und kühn. …).
In der kommenden Saison soll die VDV-Tradition mit einer dreitägigen Tour über den (Weiße-) Elster-Radweg mit Beginn am Dreiländereck Sachsen-Böhmen-Bayern über die Freistaaten Sachsen und Thüringen sowie das Land Sachsen-Anhalt fortgesetzt werden. Mitfahrer, auch etappenweise, sind herzlich willkommen.