Am 07.10.2017 ging es hoch hinaus, denn der Bezirk München veranstaltete eine Exkursion auf die Zugspitze. Im Fokus stand dabei der Besuch der Umweltforschungsstation „Schneefernerhaus“ mit einem Fachvortrag über die dortigen Schwerefeldmessungen und der Begehung des Kammstollens. Doch auch die Liebhaber der „klassischen“ Geodäsie kamen beim anschließenden Vortrag über die Vermessungsarbeiten beim Neubau der Zugspitzbahn und der Baustellenbesichtigung an der Bergstation auf ihre Kosten.
Mit einer bunt gemischten Gruppe verschiedensten Alters und Herkunft ging es früh morgens zunächst mit der Zahnradbahn auf das gut 1600 m höher gelegene Zugspitzplatt. Von dort aus wurden die Teilnehmer mit einer separaten Gondel zum Schneefernerhaus gebracht, wo sie nicht nur ein sagenhaftes Alpenpanorama, sondern auch mehrere Zentimeter Neuschnee und sehr guter Kaffee erwartete.
Das Schneefernerhaus wurde bereits 1930 gebaut und war ursprünglich ein Luxushotel. Die Gäste reisten damals bequem mit der Zahnradbahn an, deren Gipfelstation zu diesem Zeitpunkt das Schneefernerhaus selbst war. Wer wollte, konnte von dort aus weiter mit einer Gondel zum Gipfel fahren. Im Vergleich zur „Gipfelanreise“ von der österreichischen Seite aus war dies eine bequeme Variante. Die Bergstation der Tiroler lag nämlich 200 m unter dem Gipfel, sodass die Gäste die letzten Höhenmeter zu Fuß überwinden mussten. Um auch den Gästen aus Österreich einen angenehmeren Gipfelweg zu ermöglichen entschied man sich für den Bau eines Fußgängerstollens (Kammstollen) quer durch den Berg bis hin zum Schneefernerhaus, von wo aus dann die Gondel zum Gipfel genutzt werden konnte. Mit zunehmendem Ausbau des Zugspitzplatts und den neuen Seilbahnen verloren das Hotel und der Stollen jedoch immer mehr an Bedeutung. In den 90er Jahren wurde das Hotel schließlich geschlossen und zu einer Klimaforschungsstation umfunktioniert. Auch der Kammstollen dient nun der Forschung: Hierin werden beispielsweise Schweremessungen durchgeführt - ein Forschungsbereich, der im ersten Teil der Bezirksexkursion im Fokus stand.
Die TU München beschäftigt sich bereits seit einigen Jahren mit relativen Schweremessungen im Zugspitzbereich. Markus Heinze, aktueller Projektverantwortlicher und Referent bei der Exkursion, konnte somit einen interessanten einleitenden Fachvortrag zum Thema halten und erläuterte inwiefern die Messungen zur Beobachtung des Permafrosts an der Zugspitze beitragen. Das Messumfeld Zugspitze bringt dabei besondere Herausforderungen mit sich, wie z.B. das Horizontieren auf blankem Eis im Kammstollen. Vom Permafrost im Stollen sahen die Teilnehmer leider nichts, aber auch der kurze Einstieg in den Anfangsbereich des Stollens lieferte bereits einen guten Einblick in die Messbedingungen vor Ort.
Im zweiten Teil der Exkursion stand die Umweltforschungsstation selbst im Mittelpunkt. Bei einer Führung durch das Haus gab es vom „Hausmeister der Forschungsstation“, wie er sich selbst nannte, spannende Einblicke in die Arbeit im Schneefernerhaus. Der „Hausmeister“ stellte sich dabei rasch als promovierter Geophysiker heraus, der über jedes Messinstrument Bescheid wusste und zu fast jedem Poster eine passende Geschichte parat hatte. Und davon gab es nicht gerade wenige: Zahlreiche Universitäten und Forschungseinrichtungen nutzen den guten Service und vor allem die hohe Lage des Schneefernerhauses für unterschiedlichste Forschungen: Angefangen bei der Untersuchung von Wolken bis hin zur Schadstoffmessung im alpinen Raum. In den Laboren und auf den Terassen stehen Messinstrumente dicht an dicht und es kommen immer mehr hinzu. Denn grundsätzlich darf (bei entsprechender Miete) jeder Versuche am Schneefernerhaus durchführen, solange er dabei nicht die Experimente anderer stört.
Nach einer kurzen Mittagspause ging es schließlich weiter mit einem Fachvortrag von Johannes Etzel (Karner Ingenieure) über die Vermessungsarbeiten im Zuge des Neubaus der Zugspitz-Seilbahn. Die neue Seilbahn verläuft leicht parallel zur alten Trasse, wird aber nur noch über eine einzige 127 m hohe Stütze geführt (der weltweit Größsten ihrer Art). Karner Ingenieure wurde mit der Vermessung beauftragt und hatte zur Aufgabe, eine Festpunktfeld zu schaffen, den alten Bestand der Bergstation zu vermessen, sowie präzise Bauvermessungen in der Umbauphase durchzuführen. Der Arbeitsplatz auf der höchsten Baustelle Deutschlands bringt einen gewissen Reiz mit sich – Grund genug für die Teilnehmer, auch selbst die Arbeiten an der neuen Bergstation zu besichtigen. Und so führte die letzte Station der Exkursion schließlich auf die Gipfelplattform der Zugspitze.
Dort oben erwartete die Teilnehmer (neben einer großen Zahl weiterer Touristen) eine grandiose Aussicht in die Alpen. Während man von der deutschen Seite aus vor allem eine Sicht aufs Zugspitzplatt hat, genießt man auf der österreichischen Seite die Aussicht auf den Eibsee und bei gutem Wetter sogar bis nach München. Jedoch war es auf der Tiroler Seite deutlich zugiger, so dass sich die meisten bald wieder zurück in den Freistaat Bayern machten. Nach dem obligatorischen Gipfel-Beweisfoto ging es von dort aus schließlich mit Gondel und Zahnradbahn wieder gemütlich zurück ins Tal.
Für die Ermöglichung der Exkursion auf die Zugspitze gilt es zuletzt nochmal einen großen Dank an alle Beteiligten auszusprechen, insbesondere an die beiden Referenten, Markus Heinze von der TU München und Johannes Etzel vom Ingenieurbüro Karner, sowie an Leica Geosystems für die großzügige finanzielle Unterstützung!