Premiere und Wandel in Sachsen: Digitale Welten - Kongress für Geoinformatik und Geodäsie am 28. Januar 2020 in Dresden mit großem Erfolg gestartet
Den gewohnten Jahresauftakt für die Geoinformationsbranche mit dem Sächsisches GIS-Forum des GDI-Sachsen e. V. gibt es nicht mehr. Der GDI-Sachsen e. V. als Initiator und Träger dieses etablierten Netzwerktreffens sah die Zeit gekommen, die Plattform auf eine breitere Basis zu stellen, Partner einzubinden und den Verband zukunftssicher auszurichten. Die Nutzung von Geoinformationen soll intensiviert werden. Ein wissenschaftliches, öffentlichkeitspolitisches Engagement des Verbands bei der Erarbeitung gesetzlicher Rahmenbedingungen für eine effizientere Bereitstellung von Geobasisdaten soll etabliert werden.
Die Idee einer Geodäsie-Konferenz mit den drei Vermessungsverbänden hatte Matthias Kaden als Ehrengast vom 1. Geodäsie- Kongress NRW am 14.04.2016 in den Westfalenhallen Dortmund mit in den Freistaat Sachsen gebracht. Bei mehreren gemeinsamen BDVI-DVW-VDV-Landesvorstandssitzungen fand die Idee erstes Gehör und schließlich auch Zuspruch sowie schlussendlich volle Zustimmung.
Diese Idee kombiniert mit der gleichzeitig vom GDI Sachsen e.V. angestrebten Neuausrichtung führte dann letztendlich zur 1. Geodäsie-Konferenz im Freistaat Sachsen wird unter dem Namen: "Digitale Welten" - Kongress für Geoinformatik und Geodäsie 2020“ als gemeinsame Veranstaltung vom GDI-Sachsen e. V., dem DVW e. V. - Gesellschaft für Geodäsie, Geoinformation und Landmanagement, dem Bund der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure e.V. (BDVI), Landesgruppe Sachsen und dem VDV - Verband Deutscher Vermessungsingenieure e. V., Landesverband Sachsen.
Im Themenkonzept der „Digitalen Welten“ hat neben der Geoinformatik auch die Geodäsie einen festen Platz. Die Veranstaltung wird über das BILDUNGSWERK VDV von der Ingenieurkammer-Bau NRW mit 10,00 Fortbildungspunkten (Seminar-Nummer IK-Bau: 51151) zur beruflichen Weiterbildung anerkannt.
Auch im neuen Konzept werden Workshops am Vortag des Kongresses angeboten. Der Besuch eines Workshops steht den Gästen des Kongresses exklusiv und ohne Mehrkosten zur Verfügung. Die Workshops in den Räumen der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden (HTW) wurden von der TU Dresden und der HTW Dresden gestaltet. Professor Dr. Frank Schwarzbach und Professor Dr. Rüdiger Lehmann von der HTW Dresden vermittelten wichtige Grundlagen für das Verständnis von Koordinatenreferenzsystemen und den möglichen Varianten von Koordinatentransformationen bei der täglichen Anwendung. Die Teilnehmer wurden im zweiten Teil des Workshops bei praktischen Übungen am PC durch die HTW unterstützt und konnten so ihre Kenntnisse über Transformationen auszuprobieren und vertiefen. Über die Homepage www.in-dubio-pro-geo.de sind zahlreiche Anwendungen der Koordinatentransformation und Vorlesungsskripte zur eigenen Fortbildung verfügbar.
Der zweite Workshop wurde von Dr. Pierre Karrasch und dem Team von der Professur für Geoinformatik an der TU Dresden ausgerichtet. Unter dem Leitgedanken „Fernerkundung in Sachsen - neue Brücken schlagen zwischen Fernerkundung und Praxis“ wurden die Anwender von Fernerkundungsdaten mit Impulsvorträgen aus Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung über den aktuellen Stand von Angebot und Nachfrage in das Thema eingeführt. Anschließend diskutierten die Teilnehmer in Kleingruppen über ihren täglichen Herausforderungen bei Fernerkundungsdaten und erarbeiteten potenzielle Lösungsansätze an Hand der 635-Methode. Abschließender Wunsch der Teilnehmer war es, die gewonnene Vernetzung in Zukunft fortzusetzen.
Beim Thema „Bildung und Ausbildung aus der Wissenschaft in die Praxis“ kamen die Teilnehmer zum Ergebnis, dass ein intensiver Austausch zwischen den Bildungseinrichtungen und den Arbeitgebern erforderlich ist, um die Studenten optimal auf den Arbeitsmarkt vorzubereiten. So können bereits bei der Ausbildung die Anforderungen der zukünftigen, praktischen Arbeit berücksichtigt werden. Beide Workshops waren ausgebucht. Die große Resonanz bei den Teilnehmern zeige die erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit der beteiligten Hochschulen.
Der Plenarsaal im Dresdener Rathaus bot für den Kongress am 28. Januar mit seinen mehr als 250 Teilnehmern einen angenehmen Rahmen für ein Netzwerktreffen. Jeder Teilnehmer konnte seine eigenen Erfahrungen aus dem Geoinformationswesen und der Geodäsie mit anderen Netzwerkern - auch über die fachlichen, politischen und administrativen Grenzen hinweg - auszutauschen.
Inhaltliche Schwerpunkte der „Digitalen Welten“ in diesem Jahr waren sowohl KI - Künstliche Intelligenz und BIM - Building Information Modeling als auch Beispiele für Geodateninfrastrukturen und ihre Datenquellen.
Professor Dr. Frank Schönefeld resümierte in seiner Keynote „Mensch gegen Maschine - Aktueller Stand der Künstlichen Intelligenz in Forschung und Anwendungen“, dass die KI seit 2012 enorme Fortschritte gemacht hat und bei Spielen dem Menschen in der Regel überlegen ist. Die Bild-, Video- Spracherkennung einer KI kann trotz verbesserter Anwendungen aber noch überlistet werden. Von einer fortgeschrittenen, allgemeinen künstlichen Intelligenz sind die Forschungsansätze jedoch noch weit entfernt.
Dr. Josef Kauer präsentierte mit dem „Digitalen Bauassistent der Zukunft“ eine Lösung, um die Produktivität in der Baubranche durch Digitalisierung zu steigern und die Schnittstellenproblematik in der diversifizierten Technologie-Landschaft des Bauwesens durch eine automatisierte BIM Baustelle zu überwinden.
Dr. Ulrich Huber von Landkreis Cham zeigte, dass nicht nur die Verwaltung, sondern auch Bürger und Wirtschaft in hohem Maße von einer kommunalen Geodateninfrastruktur profitieren. Die Anwendungen reichen vom Siedlungsmanagement über den Breitbandausbau und das Solarpotenzial bis hin zum komplexen Vermarktungs-Exposé. Durch moderne IT-Standards lassen sich erfolgreiche GDI Infrastrukturen leicht auf andere Kommunen übertragen.
In Kurzvorträgen von Vertretern sächsischer und bayrischer Landkreise wurden aktuelle Geodatendienste der öffentlichen Verwaltung mit ihren umfassenden Angeboten und den Herausforderungen des Plattformbetriebs vorgestellt. Die Angebote reichten von der Pflegeplatzsuche über offene Geodaten bis hin zu einem populären Kommunikationswerkzeug außerhalb der Verwaltungsgrenzen
Im Themenblock Geodäsie und Geoinformatik erhielten die Zuhörer eine Übersicht der praktischen Erfahrungen im Umgang mit BIM und einen Einblick in die täglichen Herausforderungen eines OBVI verursacht durch die heterogen Datenlandschaft mit ihrer diversifizierten Infrastruktur. Das neue Geodatenzentrum des BKG - Bundesamt für Kartographie und Geodäsie ist seit dem 11.9.2019 online und bietet nun ein Portal mit einem Webshop für alle Kunden und Produkte.
Im Themenblock „Geotechnologie-Anwendungen in Geschäftsprozessen“ wurde am Beispiel des Positionierungsdienstes SAPOS gezeigt, dass ein amtlicher Raumbezug der deutschen Landesvermessung flächendeckend und rund um die Uhr für zahlreihe Anwendungen zur Verfügung steht. Am Beispiel des Geoportals der LMBV - Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbau-Verwaltungsgesellschaft mbH wurde erläutert, dass ohne die zahlreichen Geodaten die tägliche Arbeit bei der LMBV nicht zu bewerkstelligen wäre. Dieser Datenschatz entspringt aus vielfältigen Fachdatenbanken und ist mit diversen Fachanwendungen verbunden. Über das Geoportal können Interessierte und GIS-Fachleute wöchentlich aktualisierte Informationen nutzen und in ihre Systeme einbinden. Der Vortrag „Terrestrisches Laserscanning – aktueller Stand und Probleme“ gab einen detaillierten Einblick in den Stand der Technik und seine Rolle gegenüber der Photogrammmetrie. Eine optimale Anwendung entsteht durch eine Kombination beider Technologien, auch wenn Laserscanning bei größeren Entfernungen genauer sein kann. Unabhängig von der Technologie ist jedoch stets gut qualifiziertes Personal erforderlich, um belastbare Ergebnisse zu erhalten.
Auftakt für den Kongress „Digitale Welten“ bildete bereits das OPEN DATA CAMP „Digitale Welten mit Geodaten vom 9. bis 10.11.2019 in Dresden wo 13 Entwicklerteams miteinander wetteiferten: Ein Hackathon mit den offenen Geodaten der Stadtverwaltung Dresden. Die beiden Gewinner des Wettbewerbs hatten Gelegenheit ihre Apps vorzustellen. Team Obstsalat präsentierte „Explorative Stadttouren mit offenen Geodaten“ und Kilian Költzsch die App „Wie komm‘ ich nach Hause VV…Wo? Eine Werkzeug um in einer fremden Stadt jederzeit zurück nach Hause zu finden.
Die Referenten, Teilnehmer und Moderatoren kamen aus Wissenschaft, Verwaltung und Wirtschaft. Die angeregte Diskussion auf dem Netzwerktreffen nutzten die Besucher, um ihr Wissen in neuen und etablierten Anwendungsbereichen für Geodaten aufzubauen und zu erweitern.
Gespräche und Präsentationen bei den ausstellenden Unternehmen im Festsaal des Rathauses rundeten das Informationsangebot für die Besucher ab.
Beim abschließenden „come together“ hatten alle Teilnehmer Gelegenheit in intensiven Diskussionen ihr Wissen zu vertiefen und sich eine qualifizierte Meinung zu bilden.
Die Vereine GDI-Sachsen, BDVI, DVW und VDV danken als Veranstalter den Teilnehmern, den Referenten, den Moderatoren, dem Fachbeirat aus Hochschule und Verwaltung, den Ausstellern und der Fachgruppe 6 vom BILDUNGSWERK VDV sowie allen, die zum Erfolg des Forums beigetragen haben. In 2021 kommen die „Digitalen Welten“ wieder nach Dresden. Die Planung für den Kongress ist schon gestartet. Der Verband nimmt Ihre Anregungen und Themenwünsche gerne entgegen. Nutzen Sie auch die Gelegenheit interessante Vorträge und Referentenvorschläge beim nächsten „call for papers“ einzureichen. Details dazu werden Sie demnächst auf der Homepage des GDI-Sachsen e. V. bzw. über den Harzer Newsletter erfahren.
Für alle Besucher und auch diejenigen, die leider nicht teilnehmen konnten, bietet der GDI-Sachsen e. V. auch in diesem Jahr den Service, sich die Vorträge über die Homepage des Verbandes herunterzuladen.