Am Freitag, den 07. Dezember 2018, fanden 9 Mitglieder und ein Gast den Weg ins weihnachtlich geschmückte mittelsächsische Schönborn-Dreiwerden in der Nähe von Mittweida.
Christian Beßler vom Verein „Alte Hoffnung Erbstolln“ begrüßte uns im gemütlichen kachelofenbeheizten Hermannschachthaus und gab Kittel, Bergmannsgeleucht und Helme aus. Einen kurzen Überblick über die Geschichte des Blei- und Silberbergbaus in Schönborn-Dreiwerden bekamen wir im ersten Gebäude an der Scheidebank, an der mittels eines Hammers grob das Erz vom tauben Gestein getrennt wurde. Hier erfuhren wir, dass vom 14. Jahrhundert bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Erz abgebaut wurde.
Dabei gab es Blütezeiten und Unterbrechungen, wenn der Abbau unrentabel wurde. Das war der Fall, wenn neue technische Erfindungen nötig waren, um vor allem die Entwässerung der Stollen zu realisieren.
Nach einem kurzen Marsch durch den mittlerweile dunklen Wald und ausgestattet mit einer Wegbeschreibung unseres sachkundigen Führers erreichte die Gruppe das Stollenmundloch. Dort holte uns Herr Beßler mit einem Boot ab. Vorsichtig nahmen wir einzeln und nacheinander Platz und durften eine beeindruckende Fahrt auf dem Wasser durch den Stollen erleben.
Die Gänge, in denen Erz abgebaut wurde, befinden sich in einer Tiefe von bis zu 280 Metern unter dem Gelände. Sie sind seit dem Erliegen des Bergbaus vom Grundwasser geflutet. Besichtigt werden können sie deshalb nicht mehr. Spannend und durch nachgebaute Anlagen sehr anschaulich wird vom Verein erläutert, wie das Wasser aus den Stollen gepumpt wurde. Dazu wurde eine topographische Besonderheit genutzt.
Der Zschopaufluß umfließt das Erzabbaugebiet in einer Schleife, so dass die Bergleute die Kraft des Wassers für den Antrieb von Pumpen nutzten. Dazu wurde ein Stollen quer durch den Berg angelegt, durch den die Zschopau floss und für damalige Verhältnisse sehr moderne Pumpen antrieb. Weil der Höhenunterscheid, aus dem das Wasser seine Kraft bezieht, nur 1.76 Meter beträgt, reichte die Kraft herkömmlicher Wasserräder nicht aus. Deshalb wurden in Schönborn-Dreiwerden erstmals unter Tage Turbinen eingesetzt, die um 1820 in Frankreich entwickelt und im Freiberger Bergbau bereits über Tage eingesetzt wurden.
Respekt und Hochachtung vor der harten Arbeit der Bergleute stellte sich bei unserer Gruppe während der Erklärungen von Herrn Beßler ein. Die Bergleute mussten mit Schlegel, Eisen und Handbohrer ausgestattet in 12 Stunden Schichten bei geringer rußender Beleuchtung Gestein abbauen, wobei sie manchmal nur 3 Zentimeter am Tag vorankamen. Danach stiegen sie noch zirka eine Stunde über Leitern nach oben, bevor sie ihren langen Heimweg zu Fuß antreten konnten. Einige dieser Leitern benutzten auch wir zum Aufstieg in Richtung Ausgang. Wir verließen das Bergwerk durch den Gang, in dem Gleise verlegt waren und das abgebaute Erz zum Waschen in Richtung Zschopaufluß befördert wurde.
Respekt gebührt ebenfalls den Mitgliedern des Vereins, die schon seit vielen Jahren ihre Freizeit dafür verwenden, die teilweise verschütteten Stollen für interessierte Besucher zugänglich zu machen und somit ein spannendes Stück sächsischer Bergbaugeschichte erlebbar zu machen.
Der Heimweg führte uns über den nahegelegenen Weihnachtsmarkt in Mittweida, wo die Mitglieder bei einer Tasse heißen Punsch die spannende Veranstaltung in einer gemütlichen Runde beendeten.