In diesem Jahr waren die Mitglieder und Gäste zu einer Führung im Botanischen Garten der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz eingeladen. Der Botanische Garten ist eine Einrichtung für Forschung, Lehre und Weiterbildung und wurde 1948, mit kleinen Beeten an der Ostseite des damaligen Universitätsgelände gegründet. Einige der Einrichtungen der ersten Stunde sind auch heute noch zu sehen. Interessierte können den Botanischen Garten ganzjährig besuchen. Mit etwa 8.500 Pflanzenarten aus nahezu allen Regionen der Erde ist der Garten ein lebendes Museum für die Vielfalt der Pflanzen.
An den Botanischen Garten angeschlossen ist die „Grüne Schule“, deren Leiterin Frau Dr. Becker uns an diesem schönen Sommerabend empfing. Die ersten Schritte machten wir in die Erinnerungsecke bzw. zu den Bauwerken der ersten Stunde, wobei wir schon mit einer Frage konfrontiert wurden, deren Antwort wir natürlich schuldig blieben. „Welche Blütenfarbe gehört nicht in unsere Region?“ Die Antwort „rot“, und schon kam der Protest, die Mohnblumen seihen doch auf den Feldern beheimatet, aber Nein der rote Mohn stammt aus Asien. So war der Einstieg in das Thema der heutigen Führung geschafft, „Handelt es sich bei der Pflanze in unserem Garten um ein regionales Exemplar oder ist es etwa ein Exot?“
Das Rhein-Main-Gebiet ist klimatisch fast schon mit dem Mittelmeerraum vergleichbar, erklärte uns Frau Dr. Becker, sodass auch viele Pflanzen im Botanischen Garten im freien überwintern. Sollte es mal mehrtägigen Schneefall oder strengen Frost geben, dann werden die Pflanzen halt mit Stroh abgedeckt. Die Gewächshäuser waren leider schon geschlossen, auch die vielen Gärtnerinnen und Gärtner im Institut benötigen ihren Feierabend, aber das Freigelände bietet Einiges, seien es die verschiedensten Arten von Salbei, der Feldsalbei ist kein Exot, und dann war doch noch ein besonders prachtvolles Exemplar eines Orangenbaums.
Er ist bereits ca. 200 Jahre alt und war ein Geschenk aus einer Orangerie. Der Kübel kann auch nur noch mit dem Stapler bewegt werden.
Nachdem es sich hier eindeutig um einen Exoten handelt, durchstreiften wir bei sommerlichen Temperaturen den Garten, sodass das Gefühl der Steppe einfach zu vermitteln war. Ein besonderer Höhepunkt mit regionalem Character bildet der seit 2006 vorhandene Nachbau des Naturschutzgebietes „Mainzer Sand“, im Kernbereich des Botanischen Gartens .Der Mainzer Sand, dessen Pflanzenwelt als Relikt der nacheiszeitlichen Steppenlandschaften gilt, ist das einzige Gebiet in Mitteleuropa, das es zu bewahren gibt. Zwischen der Lage in Rheinhessen und den eigentlichen Steppengebieten Eurasiens gibt es nur die Puszta in der ungarischen Tiefebene, in der man die besonderen Steppenpflanzen, wie den Sand-Lotwurz, der natürlich auf der Roten Liste von Rheinland-Pfalz bzw. Deutschland steht (siehe Bildmitte unten), betrachten kann.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Mainzer Sand findet sich der ebenfalls im Jahre 2006 angelegte Gesteinsgarten, in dem wärmeliebende Pflanzen von Trockenstandorten Rheinhessens, des Nahe- und des Mittelrheintals gezeigt werden.
Abgerundet wurde die Führung durch den Bereich „Kulturlandschaften“, der eine Streuobstwiese, eine Ackerfläche mit wechselnden Kulturen, einen Wingert und den Bauerngarten umfasst. Hier verfolgt man das Ziel, wichtige landwirtschaftliche Nutzpflanzen zusammen mit ihren typischen Begleitunkräutern vorzustellen und die ökologische Bedeutung dieser Lebensräume zu verdeutlichen. Einige der Pflanzen dort sind auch vom Aussterben bedroht.
Frau Becker merkte an, das der Botanische Garten viel bietet, nicht nur das heutige Thema, ein Besuch lohnt sich immer, die Öffnungszeiten und Ausstellungen und Jahresthemen können dem Internet unter www.botgarten.uni-mainz.de/botanischer-garten/ entnommen werden. Der Vorstand bedankte sich auch mit einem Weinpräsent aus Rheinhessen.
Die Veranstaltung endete mit einem gemütlichen Beisammensein in einer nahegelegenen Gaststätte.