Bereits insgesamt zum fünften Mal trafen sich radbegeisterte VDV-ler aus den Freistaaten Sachsen und Thüringen, davon zum dritten Mal im Freistaat Sachsen. Die dreitägige Tour vom 1.214 m hohen Fichtelberg führte uns Drei über den Zschopau-Radweg zur Mündung in die Freiberger Mulde bei Döbeln, weiter über Lommatzsch nach Meißen an die Elbe, von da weiter bis in die sächsische Landeshauptstadt Dresden.
Vom Hauptbahnhof in Dresden gelangten wir am 13.08.2020 mit dem Regionalexpress der Sachsen-Franken-Magistrale über Freiberg/Sachsen nach Flöha. Nach Umstieg in Flöha ging es weiter mit der Erzgebirgsbahn im Zschopautal zunächst zum Bahnhof Cranzahl. Von dort aus wurde der Frei-Panoramawagen der Sächsischen Dampfeisenbahn Gesellschaft gebucht und die Fahrräder traditionell im Gepäck- und Postwagen verstaut. Die Fahrt mit der historischen Fichtelbergbahn, gezogen von einer alten Dampflokomotive auf Schmalspurstrecke weiter bis zum Endbahnhof Kurort Oberwiesenthal, der höchstgelegenen Stadt Deutschlands war bei strahlendem Sonnenschein ein wunderschönes, nostalgisches aber auch rußiges Erlebnis.
Bei der Ankunft im Bahnhof verriet ein Schild die Höhenbolzen-Höhe von 893,962 m über NN am Bahnhofsgebäude. Die Überwindung des restlichen Höhenunterschiedes von über 300 Metern zum Fichtelberg blieb unseren Muskelkräften überlassen. Der Blick hinüber zum Keilberg (Klínovec) auf tschechischer Seite, mit 1244 m die höchste Erhebung des Erzgebirges, und der Anblick gut sichtbarer, teils perfekt erhaltener historischer Grenzmarkierungen an der Jahrhunderte alten, unveränderten Landesgrenze zwischen Sachsen und Böhmen, entschädigten für die mühevolle Auffahrt. Als erstes haben wir 3 Geodäten selbstverständlich der Königlich-Sächsische Triangulierung (hier mit dem historischen Eigennamen) Ehre erwiesen und die Station Nr. 15, Fichtelberg besichtigt. Deren Säule wurde wegen des Neubaus des Fichtelberghauses 1965 rund 80 m nach Süden verlegt. Der als Granitquader ausgelegte Vermessungspunkt ist nicht mehr vorhanden (51°05′39″ N, 12°28′51″ O).
Nach der Übernachtung im Berghotel führte die erste Etappe des Zschopautal-Radweg, auch als „Königsweg des Erzgebirges“ bezeichnet, vom Fichtelbergplateau in das romantische Zschopautal. Das Quellgebiet der Zschopau liegt am Nordhang des 1.214 m hohen Berges. Über Crottendorf, bekannt für seine Produktion von Räucherkerzen und Kräuterlikören fuhren wir der Berg- und Adam-Ries-Stadt Annaberg-Buchholz entgegen. 1499 wurde der Grundstein für die berühmte Kirche St. Annen gelegt. Sie ist bis heute die größte spätgotische Hallenkirche Sachsens und bekannt durch ihren Bergaltar. Sie erhebt sich hoch über der Stadt und prägt damit ihre Silhouette. Nicht minder bedeutsam ist die Kirche St. Marien mit der Bergmännischen Krippe, die einzige Bergkirche Sachsens.
Weiter führte uns der markierte Weg zur Stadt und Burg Wolkenstein mit Eisenbahn-Hotel der Deutschen Reichsbahn. Weiter an nahegelegenen Attraktionen wie die Burg Scharfenstein (mit Verbindung zu dem erzgebirgischen Volksheld Karl Stülpner), gelangten wir zur Flussnamen prägenden Stadt Zschopau. Unser 1. Tagesziel war Augustusburg mit dem gleichnamigen Renaissanceschloss, eines der schönsten in Mitteleuropa, hoch oben über dem Tal auf einem Felsplateau in 516 m Meereshöhe. In der Jugendherberge auf dem Schlossgelände erhielten wir Unterkunft und morgendliche Verpflegung und dies trotz unseres Durchschnittsalters von 57 Jahren.
Die zweite Etappe führte uns zunächst nach Flöha, dem Zusammenfluss von Zschopau mit dem gleichnamigen Fluss Flöha und weiter nach Frankenberg, wo die Autobahn A 4 unterquert wurde. In einem wieder sehr romantischen Talabschnitt gab es weitere Attraktionen wie nach dem Passieren des Harras-Felsens das Barockschloss Lichtenwalde, die übrigens allesamt unbedingt je einen Abstecher wert sind. Auf östlicher Seite über Mittweida umfuhren wir die Talsperre Kriebstein auf einer Hochfläche. Bei der Fahrt ins Tal der Zschopau nach Waldheim grüßte die mächtige mittelalterliche Burg Kriebstein herüber. Die Mündung der Zschopau in die Freiberger Mulde war schließlich nach ca. 150 km in einer Höhe von 155 m über NN erreicht.
Dem Freiberger Mulde - Fahrradweg folgend erreichten wir Döbeln, von da ging es über den Radweg auf einem ehemaligen Schmalspur-Bahndamm der Kleinstadt Lommatzsch für die letzte Übernachtung entgegen. Das Hügelland der „Lommatzscher Pflege“ ist die Kornkammer Sachsens. Auf dem Weg dahin kann man den Triangulationspunkt Kuhberg, Station Nr. 102 auf der Schleinitzhöhe, südwestlich von Lommatzsch bei Churschütz (51°10′7″ N, 13°14′17″ O) der Königlich-Sächsische Triangulierung (hier mit dem historischen Eigennamen) besichtigen. In der schmucken Kleinstadt gibt es seit einem Jahr das „Terence Hill Museum“. Der Schauspieler lebte als Kind mit seinen Eltern zwei Jahre bis zum Ende des 2. Weltkrieges bei seinen Großeltern in Lommatzsch.
Die letzte Etappe verlief bei bestem Wetter überwiegend entlang des Elbe - Fahrradweges mit Rast in Meißen auf der Albrechtsburg. Auf linkselbischer Seite warfen wir einen senkrechten Blick in den 293 m tiefen „Hoffnungsschacht“ der ehemaligen „Grube Güte Gottes“, einst ein Silberbergwerk in Scharfenberg. Eine Personenfähre brachte uns samt Fahrräder auf das rechte Elbufer, um den malerischen Ort Altkötzschenbroda, ein Ortsteil von Radebeul, zu durchfahren. Der verdiente Abschluss der Tour war die Einkehr auf der Terrasse des historischen Ball- und Brauhauses Watzke im Dresdner Stadtteil Mickten. Bei hausgebrautem Bier und sächsischen Spezialitäten ließen wir die Tour Revue passieren und genossen den Blick über die Elbe auf die Silhouette der schon nahen barocken Altstadt von Dresden. Am Ende der Reise blieb der Fahrradkilometerzähler bei 260 km stehen.
Fazit: Die Zschopau gilt als die „Perle aller sächsischen Flüsse“. Bei überwiegender Talfahrt am Flussufer ist jedoch der Aufstieg von ca. 2.313 m sowie Abstieg von ca. 3.343 Höhenmetern auf Grund abseitiger Linienführung des Radweges keinesfalls zu unterschätzen. Die Tour ist daher eher sehr anspruchsvoll und für Familien wenig, mit Rennrad oder gar Anhänger völlig ungeeignet. Der Wettergott blieb uns während der gesamten Tour wohlgesonnen, obwohl rings um uns Stark-Regen und heftige Gewitter sichtbare Spuren hinterließen. Die Unterquerung der Autobahn A 4 an der vorgesehenen Stelle war zum Beispiel wegen Schlamm und Wasser unpassierbar. Verschont geblieben waren wir auch glücklicherweise von Reifenpannen, Unfällen oder Verletzungen.
Die Tradition der mitteldeutschen VDV-Radtouren soll im nächsten Jahr mit einer weiteren Flusstour, diesmal wieder im Freistaat Thüringen fortgesetzt werden. Mit diesem Bericht hoffen wir Drei, die Sportfreunde Torsten Zschech, Gerald Heilwagen und Matthias Kaden natürlich, vielen unserer Berufs-Kollegen und -Kolleginnen Inspirationen gegeben und Interesse geweckt zu haben. Wir möchten daran erinnern, es soll schon öfters vorgekommen sein, das selbst die Anreise zu unseren VDV Bundes-Kongressen aus allen Himmelsrichtungen und unterschiedlichsten Entfernungen, vielfach mehrtägig mit dem Fahrrad erfolgten. Weitere Teilnehmer/-innen sind somit selbstverständlich herzlichst bei uns willkommen.