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VDV Süd-West-Sachsen: Exkursion "Wetterprojekt Schneeberg" inkl. Schacht 76 und Mitgliederversammlung 2023

Termin:  03.02.2023 15:00 Uhr
Ort: Schneeberg

Der VDV-Bezirksverband Süd-West-Sachsen (Chemnitz) lud am Freitag, dem 03.02.2023 zu einer Exkursion ein, die auf eine im Anschluss stattfindende Mitgliederversammlung mit Wahl neuer Bezirksvorstände einstimmen sollte.

Der stellvertretende Vorsitzende des Bezirkes Süd-West-Sachsen, Volkmar Görner, hatte das Thema für unsere Veranstaltung vorgeschlagen und die Durchführung der Veranstaltung perfekt geplant und vorbereitet. Es gab zwei Programmteile. Im ersten Teil besichtigten wir vor Ort die Schachtanlage 76 auf dem Schneeberger Mühlberg und erhielten fachkundige Erläuterungen von Herrn Peter Windisch, Abteilungsleiter Bergbau der Bergsicherung Schneeberg GmbH & Co.KG.

Im gemütlichen Ambiente des Firmensitzes der Bietergemeinschaft Wetterprojekt GbR, teilweise noch weihnachtlich-erzgebirgisch illuminiert, lauschten wir nach der Besichtigung auf dem stürmischen Mühlberg bei warmen Getränken und Snacks fasziniert den Ausführungen von Volkmar Görner. Er ist als Planungsingenieur bei der TABERG - OST GmbH beschäftigt, die Ingenieurleistungen im Bereich Bergbau anbietet und im Freistaat Sachsen bei Sanierungsprojekten im Altbergbau Leistungen zur Planung und Bauüberwachung ausführt.

Volkmar Görner sprach über die historische Entwicklung des Bergbaues im Schneeberger Revier und erläuterte das „Wetterprojekt Schneeberg“.

Der Bergbau in Schneeberg ist in historischen Dokumenten erstmalig im Jahr 1453 erwähnt. 1470 wurde erstmals Silber gefördert. Insgesamt wurden im Laufe der Zeit neben Nickel und Kobalt ca. 250 Tonnen Feinsilber und 77500 Tonnen Wismut bis in Tiefen von 400 Metern abgebaut.

Der überwiegende Teil der Dokumente aus der Periode des Silberabbaus wurde beim Stadtbrand von 1719 vernichtet. Es gibt aber ein umfangreiches Rißwerk über das Schneeberger und das Neustädteler Abbaugebiet, aus der Zeit danach.

Im Mittelalter wurden die Schächte räumlich sehr nahe beieinander geteuft. Auch in Schneeberg war das so – überliefert ist, dass auf dem Schneeberger Stadtberg einmal über einhundert Göpel (Förderhaspel) gestanden haben sollen. Man kann das heute noch gut anhand der Darstellungen von Hans Hesse am Annaberger Bergaltar nachvollziehen.

Als Folge der umfangreichen bergbaulichen Aktivitäten im Schneeberger Stadtgebiet wird aus Halden und offen stehenden Grubenbauen das Edelgas Radon freigesetzt. Radon 222 ist ein Zerfallsprodukt von Uran. Das Chemische Element Uran kommt in einigen Gesteinsformationen der Erdkruste natürlicherweise in relativ niedriger Konzentration vor. In bestimmten Gebieten jedoch ist der Anteil so hoch, dass zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung erforderlich werden. Radon kann Gesundheitsschäden bei Menschen verursachen. 2018 wurden in der Strahlenschutzverordnung neue Grenzwerte festgelegt, die Menschen vor den gesundheitlichen Folgen der Radonbelastung (z.B. Lungenkrebserkrankungen) schützen sollen.

Das Ziel des Wetterprojektes besteht in der spürbaren und dauerhaften Reduzierung der grubenbedingten Radonkonzentration in den Schneeberger Häusern.

1991 wurden erstmalig und nahezu flächendeckend Messungen der Radonkonzentration in Kellern Schneeberger Häuser vorgenommen. Die Auswertung hat ergeben, dass hohe Belastungen räumlich im Zusammenhang mit Grubenbauen stehen.

Im Jahr 2019 startete das Wetterprojekt Schneeberg. Im Projekt werden aktuell in etwa 100 Häusern permanent Strahlenmessungen vorgenommen.

Durch Unterdruckbewetterung der tagesnahen Grubenbaue soll das Radon in Richtung des Abwetterstandortes (Schacht 76), der sich weit außerhalb der Wohnbebauung befindet, abgeleitet werden, um es dort in die Atmosphäre auszuwerfen. Das grubenwärts gerichtete Druckgefälle verhindert das Austreten von Radon an der Tagesoberfläche. Voraussetzung dafür ist die Abdichtung der Tagesöffnungen und ein gut vernetztes System von Wetterwegen im Stadtgebiet.

Bis 2031 wird mit bergmännischen Arbeiten der Zugang zu den Grubenbauen über vorhandene Schächte hergestellt und die Rekonstruktion der Hauptwetterwege durchgeführt. Für die Ausführung dieser Maßnahmen stehen ca. 26 Millionen Euro zur Verfügung. Das Projekt wird durch eine ARGE aus Bergsicherung Schneeberg GmbH & Co. KG und der Bergsicherung Sachsen GmbH realisiert. Am 15.10.2021 erfolgte der Baustart an den Schächten 25 und 76.

Nach Beendigung der Baumaßnahme werden im Schacht 76 Lüfter im Dauerbetrieb zur Erzeugung der Unterdruckbewetterung laufen. Für die langfristigen Kosten des aktiven Betriebes der Bewetterung werden jährlich rund 100.000 Euro kalkuliert.

Volkmar Görner wies darauf hin, dass es sich hier um einen standortbezogenen Lösungsansatz der Radonableitung speziell für Schneeberg handelt. In anderen Bergbaugebieten mit anderen Voraussetzungen müssten entsprechend andere Lösungen entwickelt werden.

Im Rahmen der Planung wurden zunächst sieben mögliche Abwetterstandorte untersucht. Auf Grund der Lage außerhalb der Wohnbebauung und wegen der technischen Parameter wurde der Schacht 76 auf dem Mühlberg für den dauerhaften Betrieb ausgewählt. Bis zur Fertigstellung erfolgt die Unterdruckbewetterung über temporär eingerichtete Abwetterbauwerke.

Der Schacht 76 wurde durch die SDAG Wismut zur Erkundung der Lagerstätte um 1950 geteuft. Nach Ende der Erkundungsarbeiten ist er zur Sicherung mit Haldenmassen verfüllt und in Tagesnähe mit einer Betonplombe verschlossen worden.

Versatzmassen wurden nach dem Sprengen der Betonplombe nicht angetroffen. Die Bergsicherung Schneeberg GmbH & Co. KG sichert den Schacht Meter für Meter im Zweischichtbetrieb mit Stahlrahmen und Spritzbeton bis in eine Tiefe von 100 m. Momentan ist eine Tiefe von 50 Metern erreicht, in die wir vom Rand der Öffnung mit großem Respekt hinunterblicken durften. Das s.g. „Fürstenstolln“- Niveau  soll im April 2023 erreicht werden.

Gern werden wir als VDV Bezirk Süd-West-Sachsen in den nächsten Jahren die Entwicklung des Wetterprojektes Schneeberg verfolgen.

 

 

 

 

 

Leider haben wir aus terminlichen Gründen die turnusmäßige Mitgliederversammlung nicht in 2022 durchführen können.

Diese wollen wir Anfang 2023 nachholen. Zur Wahl stehen der/die Vorsitzende sowie Schriftführer(in).

Termin: Freitag, den 03.02.2022 um 15:00 Uhr

Treffpunkt: Am Gerichtsberg 3, 08289 Schneeberg

Vor der Mitgliederversammlung ist die Vorstellung des in Schneeberg aktuell realisierten „Wetterprojektes“ mit Besichtigung der Schachtanlage „Schacht 76“ (ca. 1,5 Stunden) geplant.

Der intensive Abbau der Lagerstätte Schneeberg/Neustädtel führt vor allem im Stadtkern von Schneeberg zu einer hohen Radonbelastung. Durch gezielte Bewetterung tagesnaher Grubenbaue soll diese Belastung nachhaltig reduziert werden

Parkplätze stehen im Gewerbegebiet ausreichend zur Verfügung (siehe auch die nachstehende Datei).

Wir bitten Sie, sich bis zum 27.01.2023 per E-Mail (formlos) anzumelden.

Tagesordnung

  1. Begrüßung
  2. Genehmigung der Tagesordnung
  3. Feststellung der anwesenden Stimmenzahl
  4. Bericht des Bezirksvorsitzenden
  5. Bericht des Kassenverwalters
  6. Bericht der Kassenprüfer
  7. Aussprache und Entlastung des Vorstandes
  8. Wahl des Wahlleiters
  9. Wahl des Vorstandes
                       - Bezirksvorsitzende/r
                       - Schriftführer/in
  10. Wahl eines/einer Kassenprüfer/in
  11. Anträge zur Mitgliederversammlung
  12. Verschiedenes
  13. zukünftige Veranstaltungen

Anträge zur Mitgliederversammlung sind ebenfalls bis zum 27.01.2023 per E-Mail anzumelden.