Der VDV-Bezirk Hessen-Süd war wieder unterwegs. Diese Tour ist zwar schon eine Weile her und eine Kurzfassung wurde bereits auf VDV-online veröffentlicht; im Rahmen des Berichts „30 Jahre Bezirksarbeit“. Der Schwerpunkt dieser 4-Tages-Tour war der Römer-Kanal, die römische Eifelwasserleitung nach Köln.
Am frühen Nachmittag des ersten Tages trafen wir uns in Maria-Laach zur Besichtigung der Klosterkirche und des Klostergartens. Nach Besuch des Cafés ging es dann gemeinsam ins Hotel Nord, Rheinbach.
Am zweiten Tag gab es eine umfängliche Einführung in die technisch-baulichen Leistungen rund um den Römerkanal. Dazu trafen wir uns im Römerkanal-Infozentrum in Rheinbach zu einem spannenden Vortrag von Prof. Dr. Klaus Grewe zur Historie und den archäologischen Vermessungsarbeiten des Römerkanals, der Römischen Eifelwasserleitung von Nettersheim nach Köln. Bereits um 30 n. Chr. wurde die Ubierstadt Oppidum Ubiorum durch eine Fernwasserleitung von Quellen im Hang des Vorgebirges versorgt. Nach einer neuen Provinzordnung um 50 n. Chr. bekam diese Stadt die Rechte einer Colonia und wurde als Colonia Claudia Ara Agrippinensium Hauptstadt der neuen Provinz Niedergermanien. Diese hatte nun einen erheblich größeren Wasserbedarf. In der Sötenicher Kalkmulde in der nördlichen Eifel rund 50 km Luftlinie von Köln entfernt fand man bei fünf Quellen die gewünschte Qualität und Menge. Also begann man, einen 95,4 km langen Aquädukt zu bauen. Die Bauzeit betrug 4-5 Jahre und war ca. 190 Jahre im Betrieb, bis die Franken sie dann zerstörten. Der Römer-Kanal ist als reine Gefälleleitung gebaut, Haupthindernis stellte das Vorgebirge (die Ville) dar, welches in einem großen Bogen in der Nähe von Rheinbach bewältigt wurde. Durch diese Leitung flossen täglich 20 Millionen Liter Wasser nach Köln, damit standen jedem Bewohner etwa 1200 Liter pro Tag zur Verfügung. Das ist die achtfache Menge, die heute verbraucht werden kann.
Auf erste Funde/Relikte des Römer-Kanals stieß man mehrfach beim Pflügen. Seit der Mitte des 19. Jahrhunderts haben sich Heimatforscher und die amtliche Bodendenkmalpflege dieses Technikbaus angenommen, um die im Bauwerk steckenden Planungsgedanken und deren Umsetzung zu entschlüsseln. Nach diesem Vortrag gab es dann noch eine Führung durch das Museum.
Am dritten Tag stand die Erkundung vor Ort an. Die Gruppe verteilte sich auf wenige Autos und gemeinsam fuhren wir einige Stationspunkte des Römerkanal-Wanderweges an. Fachkundig begleitet wurden wir von Frau Dr. Ulrike Müssemeier vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Außenstelle Nideggen-Wollersheim. Erster Halt war die Brunnenstube Mechernich-Kallmuth „Klausbrunnen“. Hier befinden wir uns am Kopfende der drei Wasserleitungszweige, die in der ersten Bauphase der Eifelwasserleitung gebaut worden sind. Die Brunnenstube ist ein besonders schön rekonstruiertes Beispiel für eine römische Quellfassung. Der rechteckige Bau war in das Erdreich hineingebaut worden, um die wasserführenden Schichten zu erreichen.
Dann ging es weiter zu einer kleinen Aquäduktbrücke bei Mechernich-Vollem. Mit diesem Bauwerk hatten die römischen Ingenieure den Kallmuther Bach überbrückt. Die Ausrichtung der Brücke weicht von der wasserführenden Rinne etwas ab. Durch einen archäologischen Befund wurde hier erstmals die Vermutung bestätigt, dass Brücken und Gerinne eines Aquäduktes von verschiedenen Bautrupps zeitlich nacheinander errichtet worden sind.
Nächster Halt war das Sammelbecken bei Mechernich-Eiserfey. Es diente der Zusammenführung des Wassers aus den zwei Leitungsästen von den Hauser Benden und aus Urfey/Kallmuth. Hier wird dem Römerkanal letztmalig Wasser zugeführt und ab hier erhält er seinen Regelquerschnitt von 0,7 m x 1,35 m.
Ein weiterer Besichtigungspunkt war die Aquäduktbrücke bei Mechernich-Vussem. Hier hat man über dem Ausgrabungsbefund zwei Pfeiler rekonstruiert. Ein Teil des Leitung ist ebenfalls im Waldhang gut erkennbar. Die archäologischen Ausgrabungen von 1959 ließen das Bild einer 80 m langen, aus zehn bis zwölf Pfeilern bestehenden Aquäduktbrücke nachzeichnen, auf welcher das Wasser in 10 m Höhe über den Talgrund geführt wurde. Der Originalbefund ist in den wiederaufgebauten Pfeilern teilweise noch gut zu erkennen.
In Mechernich-Breitenbenden besichtigten wir einen Aufschluss des Römerkanals, der mehrere Elemente des Leitungsbaus erkennbar macht. Sehr gut sind die Abdrücke der Bretter des Lehrgerüstes im Gewölbe zu sehen. An den Wangen der Leitung wurden die Fugen zwischen den aufgemauerten Quadersteinen mit einem Fugenstrich versehen. Im wasserdurchströmten Teil der Rinne ist gut die Kalksinterablagerung auf der Sohle und an den Wangen erkennbar. Im Mittelalter hat man diesen Kalksinter abgebaut und zu „Aquäduktmarmor“ verarbeitet. Daraus hat man dann Säulen, Altarplatten u. a. hergestellt und zahlreiche Kirchen der Romanik im ganzen Rheinland, in Westfalen und sogar im Ausland verschönert.
Am Parkplatz „Katzensteine“ bei Katzvey verabschiedeten wir uns von Frau Dr. Müssemeier, nachdem sie uns noch etwas zu dieser Felsenformation erzählte. Die Katzensteine sind Buntsandsteinfelsen, die hier bis zu 15 m hoch aufragen und durch Erosion im Laufe der Jahrtausende freigespült wurden. Archäologische Untersuchungen brachten Artefakte aus der Steinzeit zutage und ergaben, dass hier bereits die Römer einen kleinen Steinbruch betrieben.
Nachdem eines der Fahrzeuge zu einem weiteren Parkplatz gefahren wurde, sind wir dann ein Stück auf der 3. Etappe des Römerkanal-Wanderweges gegangen. Der Römerkanal-Wanderweg wurde erstmals 1988 eröffnet und erhielt 2012 eine Erneuerung. Es ist ein 120 km langer Themenwanderweg mit 56 Informationstafeln, der in 7 Etappen von Nettersheim nach Köln führt.
Die 3. Etappe ist wohl vermessungstechnisch die interessanteste. Hier wurde erstmals eine Baulosgrenze ausgegraben und erkannt. Dadurch ließ sich dann auch der seltsame Befund zweier Leitungstrassen nebeneinander erschließen, die angelegt worden waren, um in der einen mittels einer provisorischen Holzleitung die Gesamtleitung in Betrieb nehmen zu können, während in der parallel geführten Trasse der endgültige Steinkanal ausgeführt werden konnte. Diese „Doppel-Leitung“ war von denjenigen, die sich trotz der an diesem Tag herrschenden Hitze vom Weg in den Wald trauten, sehr gut zu sehen. Auch waren an einer Stelle Reste einer kleinen Aquäduktbrücke zu finden. Hier kamen die provisorische Holzleitung und der Steinkanal bei Bachüberquerungen zusammen – ein Hinweis darauf, dass die Brücken vorab gebaut wurden.
Am Parkplatz südwestlich von Lessenich beendeten wir unsere Wanderung mit einer „römischen“ Brotzeit. Es gab selbstgebackene Brotfladen mit am Tag zuvor auf dem Rheinbacher Wochenmarkt gekauften Käse, dazu Met von einem ortsansässigen Imker aus einer „echten“ Hemina (römisches Trinkgefäß = 0,273 l). Da es die letzte von der Bezirksvorsitzenden organisierte Tour sein sollte, gab es für alle Beteiligten einen extra angefertigten Becher aus einer Adendorfer Töpferei als Geschenk.
Am letzten Tag unserer Exkursion besichtigten wir das Radioteleskop in Effelsberg bei Bad Münstereifel. Hier gibt es eine Besucherplattform mit einer guten Aussicht auf das ganze Gelände, Schautafeln und eine Videoinstallation über den Bau des Teleskops und die Forschungsarbeiten.
Quellennachweis: Grewe, K./Knauff, M., Der Römerkanal-Wanderweg
Maria-Elisabeth Schäfer
Wir möchten Sie hiermit einladen, an unserer diesjährigen Exkursion in die Eifel teilzunehmen.
Programmablauf:
16.06.22 Maria Laach, 56653 Glees: Benediktinerabtei, Klostergärtnerei (Feiertag 10-18 h geöffnet)
14:00 Uhr Treffpunkt Klosterparkplatz Maria Laach: Sightseeing/Shopping/Kaffeetrinken;
gemeinsame Weiterfahrt nach Rheinbach zum Hotel Nord
17.06.22 Vormittag: Spaziergang durch Rheinbach – individuell oder gemeinsam
14:00 Uhr Römerkanal Infozentrum: Führung und Vortrag durch Prof. Dr. Klaus Grewe
18.06.22 Exkursion zu einzelnen Aufschlüssen und Relikten der römischen Wasserleitung aus der
Eifel nach Köln; teilweise mit Führung von Prof. Grewe
19.06.22 Radioteleskop Effelsberg:
Es gibt eine Stele auf dem Vorplatz des Besucherpavillons, auf der Filme über die
Forschung am MPIfR (Max-Planck-Institut für Radioastronomie) und über eine virtuelle
Begehung des 100-m-Teleskops abgerufen werden können. Sonntags gibt es keine
Vorträge.
Anschließend individuelle Rückreise.
Unterkunft:
Hotel Nord, Boschstr. 6 – 53359 Rheinbach – www.hotelnord.net
DZ 83,00 €, EZ 69,00 € inkl. Frühstücksbuffet/pro Tag
Es wurde ein Zimmer-Kontingent vorreserviert. Die Zimmer sind ab sofort buchbar unter dem Stichwort „VDV Hessen Süd“, ResNr.: 176579.
CORONAVERORDNUNG: (Stand: Mailmitteilung vom 24.03.22)
3 G Regel für Beherbergungsbetriebe
- für alle Gäste (Geschäftsreisende und Touristen)
- immunisiert oder getestet
(weitere Informationen unter: www.hotelnord.net)
Stornierungen bis 09.06.2022 sind kostenlos.
Stornierungen ab 10.06.2022 werden mit 90% pro Zimmer berechnet.
Die Übernachtungskosten werden vor Ort, beim Check-in, vom Gast bezahlt.
Es werden folgende Zahlungsmittel akzeptiert: Barzahlung, electronic cash, Visa- und Mastercard.
Anmeldeformalitäten:
Bitte buchen Sie Ihr Zimmer selbst im Hotel, zeitgleich mit der Tour-Anmeldung bei der Bezirksvorsitzenden.
Anmeldeschluss: 30.05.2022. Teilnehmerzahl: max. 20 Personen.
Mit Ihrer Anmeldung zu unserer Veranstaltung akzeptieren Sie die VDV-Datenschutzerklärung. Weitere Informationen unter https://Datenschutz.VDV-online.de.
Ausreichender Versicherungsschutz/Reiserücktrittsversicherung ist Sache der Teilnehmer.
Infos im Internet:
www.maria-laach.de/klostergaertnerei/
www.roemerkanal.de
www.mpifr-bonn.mpg.de/effelsberg/besucher