Am 18.06.2018 trafen sich die Mitglieder des VDV-Bezirks München zu einer Exkursion ins Isartal. Ziel waren die Rutschhänge bei Grünwald und Pullach sowie die „Grünwalder Brücke“, die die beiden Gemeinden miteinander verbindet. Referent Thomas Gallemann, Mitarbeiter am Landesamt für Umwelt (LfU), führte die Gruppe und erläuterte neben den geologischen Gegebenheiten vor Ort vor allem die unterschiedlichen geodätischen und geotechnischen Messverfahren, die bei der Beobachtung der Rutschungen zum Einsatz kommen.
Der vierstündige Spaziergang begann an der Ostseite der Brücke mit einer Einführung zur Geologie des Isartals. Referent Thomas Gallemann erklärte zunächst anschaulich Eiszeiten, Gletscher, sowie die Entstehung des Isartals – geologisches Wissen, das er sich in den letzten 30 Jahren als Vermesser im Geologischen Dienst des Freistaats Bayern angeeignet hat.
Ausgestattet mit einem detaillierten Exkursionsführer, den Gallemann extra im Vorfeld für die Teilnehmer verfasst hatte, ging es vorerst der Isar folgend Richtung Norden. Dabei wurde immer wieder Halt gemacht, um auf verschiedene Themen einzugehen, wie beispielsweise Rutschmechanismen und Neuanbrüche an den Isarhängen. Der letzte Neuanbruch erfolgte im Januar 1975. Dabei brach eine Scholle am Hochufer ein, die nun senkrecht in die Tiefe sinkt und die davor liegenden Massen nahezu horizontal Richtung Isar schiebt. Die deutlich zu erkennenden Sporne sowie große Nagelfluhblöcke verdeutlichten den Teilnehmern die anhaltende Hangaktivität, die sich aktuell auf ca. 3 cm/Jahr beläuft.
Die Bewegungen werden seitens des LfU mit unterschiedlichen Messmethoden beobachtet. Dabei kommen nicht nur geodätische Messungen zum Einsatz, sondern vor allem geotechnische Messungen. Diese durften die Teilnehmer auf dem Rückweg zum Ausgangspunkt nun selbst durchführen. Unter Anleitung des Referenten wurden zwei Bohrungen aufgedeckt und aktuelle Messwerte an Draht- und Stangenextensometern abgelesen.
Neben den Rutschungen an den Isarhängen unterhalb von Grünwald stand auch die neue Grünwalder Brücke im Fokus der Exkursion. Dafür wechselten die Teilnehmer auf das Westufer des Isartals. Dort steht die Brücke auf einem alten Rutschkörper, der noch immer Bewegungen aufweist. Die 2002 fertig gestellte Brücke wurde so konzipiert, dass sie durch Gleitlager und Dehnungsfugen die Verschiebungen des Isarhangs aufnimmt. Die regelmäßigen Beobachtungen mit geodätischen Messnetzen, Präzisionsneigungssensoren, Stangen-und Drahtextensometern sowie Inklinometersonde haben jedoch ergeben, dass sich die Brücke aktuell nicht gemäß der ursprünglichen Planung verschiebt (siehe Fachartikel im VDV-Magazin 3/2018). Momentan werden daher verschiedene Optionen für eine Sanierung überprüft.
Nach diesem sowohl aus geologischer als auch aus ingenieurgeodätischer Sicht spannenden Spaziergang durchs Isartal war die Einkehr im nahegelegenen Brückenwirt wohlverdient. Bei einer ordentlichen Brotzeit und einem kühlen Getränk blieb schließlich auch ausreichend Zeit, um offene Fragen zu klären und sich beim Referenten Thomas Gallemann für die hervorragend vorbereitete Exkursion zu bedanken. Und beim Anblick der vorbeiziehenden Flöße entstanden auch schon Ideen, wie vielleicht der nächste Bezirksausflug aussehen könnte.