Als kulturellen Höhepunkt des Jahres 2014 hatte Friedrich Koch für die Mitglieder des Bezirks Essen einen Besuch dieser Sonderausstellung im Museum Folkwang organisiert.
Derartige Präsentationen hochkarätiger Kunstwerke sind ohne Mäzenatentum bei den astronomischen Werten der Exponate heutzutage kaum noch realisierbar. Allein die Versicherungsprämien sowie Verpackungs- und Transportkosten übersteigen i.d.R. die Budgets der Museen. Deshalb gebührt der E.ON AG besonderer Dank für ihr nachhaltiges kulturelles Engagement.
Ursprung des Japonisme
Offenbar litten die Japaner zeitweise unter einer ähnlichen Phobie vor uns Christen, wie sie ansatzweise in Europa gegenüber Islamisten publiziert wird. Japan schottete sich als Konsequenz über einen Zeitraum von 200 Jahren nahezu vollständig vom Rest der Welt ab (wie Europa auf die aktuelle "Bedrohung" reagieren wird, das werden wir wohl erst in einigen Jahren erfahren).
Erst mit der Öffnung der japanischen Grenzen 1854, begann ein reger Handel und Informationsaustausch. Das französische Bürgertum war von dieser bislang weitgehend unbekannten, exotischen Welt regelrecht begeistert. Alles was irgendwie japanisch anmutete, wurde gern gekauft; der Anteil der Kunstgegenstände am japanischen Export betrug zeitweise10 Prozent. Folgerichtig interessierten sich auch die französischen Künstler für dieses Genre. Im Nachlass der Maler fand man mehr oder weniger umfangreiche Sammlungen japanischer Kunst. Der recht wohlhabende Monet brachte es z.B. auf ca. 700 Objekte, der in ärmlichen Verhältnissen lebende van Gogh besaß dagegen nur wenige Stücke.
Nahezu alle großen Meister, wie Edgar Degas, Édouard Manet , Claude Monet, Paul Gauguin, Vincent van Gogh, Pierre Bonnard, Henri Toulouse-Lautrec, Édouard Vuillard, ließen sich inspirieren und übernahmen tlw. komplette Passagen aus japanischen Vorlagen in ihre Werke. Die Fähigkeit, japanische Stilelemente, wie: vereinfachte Perspektive, Betonung der Diagonalen, radikale Beschneidung der Hauptmotive durch den Bildrand uvm., nachzuempfinden, wird von den Sachverständigen als künstlerische Rezeption der Bildästhetik legitimiert.
In der Regel verzichteten die Künstler (schon aus Kostengründen) darauf, sich in Japan persönlich inspirieren zu lassen. Als eine der wenigen Ausnahmen reiste der welterfahrene Fotograf Felice Beato in den fernen Osten. In Yokohama eröffnete er ein Studio und schuf mit den seinerzeit begrenzten Möglichkeiten (stundenlange Belichtungszeiten waren Stand der Technik), vielbeachtete, historisch wertvolle "Fotodokumentationen", indem er Szenen im Atelier nachstellte.
Auch wenn der routinierte Kunsthistoriker im Verlauf seiner Führung etwas auffällig darum bemüht war, sein Zeitfenster einzuhalten, kann abschließend festgehalten werden, dass er den Teilnehmern einen guten Eindruck dieser exotischen Kunstepisode vermittelte.
Bei manch einem der heute so astronomisch hoch gehandelten französischen Maler hätte vermutlich bereits der anschließende Besuch einer Taverne dessen Budget gesprengt. Für die Teilnehmer des Bezirks Essen bildete das gemeinsame kulinarische Zusammensein beim Griechen den gelungenen Abschluss eines interessanten Nachmittags zu erfreulich fairen Preisen.