Am Mittwoch, dem 10. August, trafen wir uns in Bremerhaven Weddewarden vor dem Gebäude Nevadestraße 6. Im Konferenzraum begrüßte uns Dr. Volker Gudehus. Er stellte uns kurz sein „Baby“, wie er das Hafentunnelbauprojekt bezeichnete, vor und erwähnte, dass er 1996 mit den ertsten Planungen begann. Herr Gudehus war bis zum Eintritt in den Ruhestand (erst kürzlich) zuständig für die Verkehrswegeplanung im Planungsamt der Stadt Bremerhaven. Fast 20 Jahre vergingen bis im November 2013 in einem feierlichen Akt das Baustellenschild enthüllt wurde. Ein wenig stolz berichtete er, dass für die erforderlichen Gebäuderückbauten keine gerichtlichen Entscheidungen notwendig waren.
Nach Kenntnisnahme der Sicherheitvorschriften und Erhalt der Sicherheitsausrüstung fuhren wir zum Info-Container ganz in der Nähe der Baustelle.
Fünf Modelle samt Luftbildplan sind hier ausgestellt, die die Dimension des Hafentunnels besonders verdeutlichen. Dargestellt sind die Längsschnitte des östlichen und westlichen Einfahrtsportals, ein Querschnitt des Tunnels, das Betriebsgebäude sowie das Landschaftsbauwerk, ein 25m hoher Aussichtsberg an der Hans-Böckler-Straße.
Wir erfuhren von Herrn Gudehus, dass derTunnel als so genannter „Offener Trog“ mit einer Nordröhre (1848 Meter Länge) und einer Südröhre (1659 Meter Länge) gebaut wird. Bei der Trogbauweise wird für die Tunnelführung eine Art langgestreckte Baugrube in einzelnen Bauabschnitten errichtet. Die Tröge werden mit Hilfe von Schlitzwänden erstellt. Sie werden mit dem Schlitzwandbagger ausgehoben und beim Aushub mit einer Betonsuspension, ein Ton- Wassergemisch, gestützt und anschließend mit Stahlbeton verfüllt. Insgesamt sind rund 85 000qm erforderlich. Die Schlitzwände gehen bis in die wasserundurchlässige Mergelschicht in ca. 23m bis 27m Tiefe, dieses hat den Vorteil, dass kein Wasser beim Bodenaushub nachläuft. Die Besonderheit: die Schlitzwände werden unterirdisch erstellt und erst während des Baugrubenaushubs freigelegt. 25 Meter lange Spannanker, ins Erdreich eingebracht, verhindern das „Durchbiegen“ der einseitig freigelegten Schlitzwände, die die Längsseiten des Troges bilden. Die gesamte Strecke ist in 23 sogenannte „Baudocks“ aufgeteilt. Sie sind in der Regel 16m breit und zwischen 52m und 153m lang. Jedes Baudock ist ein in sich abgeschlossenes System. Im Baudock wird nun die eigentliche Tunnelröhre in 10m langen Teilstücken gegossen, wobei Sohle und Seitenwände in einem Stück hergestellt werden. Die ca. 120cm dicke Decke wird anschließend „aufgesetzt“. Sind die einzelnen Elemente miteinander verbunden, werden die Trogseitenwände auf bis zu 1,5m unter dem zukünftigen Geländeniveau abgebrochen. Nach Einbau der erforderlichen Infrastruktur wird der Trog wieder verfüllt.
Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf 171 Millionen Euro. Hiervon trägt der Bund 120 Millionen, weitere 29 Millionen kommen vom Land und sieben Millionen von der Stadt Bremerhaven als Bauherrin. Die Hafenwirtschaft steuert 15 Millionen Euro bei. Das Land Bremen finanziert die Planungskosten des Projektes in Höhe von rund 29,2 Millionen.
Eine achteinhalb-minütige Präsentation, die anschaulich die technische Ausgestaltung des Bauwerks erläuterte, illustrierte Herrn Gudehus`s Ausführungen und bereiteten uns mental auf die Baustelle vor.
Ein kurzer Spaziergang über die neue Fußgängerbrücke führte uns mitten in diese doch sehr außergewöhnliche Baustelle. Hier konnten wir miterleben, wie die 25 Tonnen schwere Baggerschaufel des Schlitzwandbaggers an Seilen hängend ihre Arbeit verrichtete oder wie die Spannanker gesetz wurden. Zum Schluß der örtlichen Besichtigung hatten wir die Möglichkeit, den ersten fertigen Teil der Röhe zu besichtigen.
Auf dem Rückweg zum Info-Container wurde noch viel diskutiert und manche Frage an Herrn Gudehus gestellt, der uns dank seiner hervorragenden fachlichen Kompetenz und seiner humorvollen und lockeren Art einen sehr schönen und aufschlussreichen Nachmittag geboten hat. Dafür bedankte sich unser Landesvorsitzender Uwe Lindemann bei Herrn Dr. Volker Gudehus mit einem kleinen Präsent. Er versprach ihm, dass wir ihn zum Zwecke einer weiteren Besichtigung kurz vor der Indienststellung des Tunnels ansprechen werden.