50 Jahre VDV-Landesverband NRW: „Vernünftiger und praxisnaher Partner“
Der VDV-Landesverband Nordrhein-Westfalen beging mit einem Festakt in der Soester Stadthalle am 25. November 2017 sein 50-jähriges Bestehen. Der Ministerpräsident von NRW – Armin Laschet – übernahm die Schirmherrschaft über die Festveranstaltung.
Durch den damaligen Zusammenschluss der beiden Landesgruppen Nordrhein und Westfalen-Lippe wurde der Landesverband am 21. November 1967 in Dortmund gegründet. Seitdem ist er der mitgliederstärkste Landesverband des VDV. Der Landesvorsitzende Ulf Meyer-Dietrich konnte - nach einer musikalischen Einstimmung der Gäste von dem Musikerehepaar Aniko und Roland Danyi mit dem Stück „Take five“ von Dave Brubeck - neben dem VDV-Präsidenten, Wilfried Grunau, weitere hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung begrüßen.
Grußworte: In seinem Grußwort ging Staatssekretär Jürgen Mathies (Innenministerium NRW) auf die Zeitreise der technischen Büroausstattung der letzten 50 Jahre ein. Als ehemaliger Leiter der Abteilung Zentralen Dienste der Polizei, war ihm die Bandbreite der zum Einsatz gekommenen Gerätschaften über Rechenschieber, Kurbelmaschinen bis zum ersten elektronischen Entfernungsmesser durchaus bekannt. Der Siegeszug des Computers veränderte die tägliche Arbeit. Der Quantensprung war schließlich die GPS-Vermessung, die heute neben der Laservermessung Standard ist. Die weitere Entwicklung der Bildflugmessungen mit Drohnen und deren Verarbeitung von Massendaten zeigt den Anwendern, dass ein lebenslanges Lernen der Ingenieurinnen und Ingenieure erforderlich ist. Diese zukunftsorientierte Ausrichtung der Geodäsie benötigt heute mehr denn je Nachwuchskräfte. Das IM wird dafür Sorge tragen, dass die Ausbildungsinhalte zukünftig breiter ausgelegt werden.
Zudem ist der Verbleib der Vermessungsreferate im IM in Zusammenhang mit den Sicherheits- und Krisenlagen in Deutschland zu sehen. Mit den Vermessungsdaten werden viele Entscheidungen im Innenministerium getroffen und die Geodaten liefern vielfach die Grundlage für maßgebliche Entscheidungen der Politik und Verwaltung.
Zum Abschluss sprach er seinen Dank an den VDV aus, dessen Anregungen aus der Praxis Eingang in vielen vermessungstechnischen Vorschriften gefunden haben. Tatkraft und Sachkunde, Neugier auf technische Entwicklungen und Tatendrang sind von Natur her bei Ingenieuren die besten Zutaten für eine erfolgreiche Zukunft in der Geodäsie.
Weitere Grußworte wurden überbracht von der stellvertretenden Bürgermeisterin Christiane Mackensen aus Soest sowie vom Präsidenten der Ingenieurkammer-Bau NRW, Dr.-Ing. Heinrich Bökamp, der den Ingenieur als authentische Marke zu schützen aufforderte. Dies gelänge auch durch eine gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem VDV-Vertreter im Vorstand der IK-Bau NRW. Es ist unser gemeinsames Bestreben an den Problemen der Zukunft mitzuarbeiten.
Der VDV-Präsident Wilfried Grunau blickte in seinem Grußwort in die Zukunft. Niemand könne die Zukunft vorhersagen. Aber diese mitzugestalten im Zusammenspiel von Ideen, Leistungen und Innovationen sowie der Gestaltung neuer Herausforderungen der Gesellschaft, des Marktes und der Politik stellt gerade an den VDV wieder hohe Anforderungen. Die rasante technische Entwicklung setzt neue Akzente in allen Bereichen. „Was gestern noch Vision war, ist heute Hightech und morgen schon die Technik von gestern“. Die Möglichkeiten, die uns die Digitalisierung bringt, werde einen Transformationsprozess ungeahnten Ausmaßes in der Gesellschaft wie auch der Arbeitswelt von heute annehmen. Sein Blick richtete sich auf das Berufsfeld der Geodäsie. In den Themenfelder wie BIM, Smart Home, Smart City oder auch Smart Country geht es um Vernetzung der Infrastruktur. Datentechnisch soll alles verbunden werden, damit in der Wertschöpfungskette die Kosten gesenkt und die Produktionsgewinne realisiert werden können. Der digitale Wandel erfasse alle Lebensbereiche. Die faire Gestaltung der Digitalisierung für die Menschen, der Wirtschaft und der Arbeit bringe viele Herausforderungen mit sich. Denn es stehe fest, dass digitale Kompetenz heutzutage unverzichtbar ist für mehr Teilhabe an der Gesellschaft. Der VDV kann an diesen Visionen aktiv mitgestalten.
Festvortrag: Oliver Wittke, Mitglied des Bundestags hielt im Anschluss an die Grußworte unter der Überschrift „Von der industriellen Revolution zur digitalen Transformation – Gesellschaft und Wirtschaft im Wandel“ den Festvortrag der Jubiläumsveranstaltung. Auch Oliver Wittke brachte den zeitlichen Spannungsbogen den Teilnehmern näher. Angefangen von der Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt Anfang des 18. Jahrhunderts, die die Massenerzeugung von Gütern erst ermöglichte, bezeichnete er dies als Revolution der Fertigung. Über die Erfindung des Autos durch Carl Benz 1885 als Revolution der Fortbewegung bis zur Gegenwart, wo durch die Digitalisierung einen Veränderungsprozess zum Wohlstand der Gesellschaft einsetze. Diese digitale Revolution kann heute als Transformation bezeichnet werden. Sie verändert die Arbeitswelt, das technische Umfeld, die Kommunikation und die Vernetzung der Menschen mit Wirtschaft und Verwaltung. Und das nicht nur national sondern global gesehen. Beste Beispiele sind hierfür die großen Internetfirmen wie Google, Facebook & Co. Der Erfolg dabei ist die globale Ausrichtung um die Daten in Echtzeit zu speichern und zu bearbeiten. Positives Beispiel ist der Arabische Frühling als Umbruch in der politischen Welt. Nachteiliges Beispiel ist der letzte Wahlkampf in den USA. Somit wird der Umgang mit den digitalen Daten eine Herausforderung auch an die Politik. Hier stehen die ethischen Bedenken und Urheberrechte auf der Agenda der Politik. Oft sind die technischen Entwicklungen schneller, als die Politik hierzu Entscheidungen treffen kann. Deshalb ist die Forderung nach einem Digitalkoordinator auf nationaler Ebene sinnvoll. Zudem muss ein Rahmen auf europäischer Ebene geschaffen werden, indem die Chancen, das Risiko und die Bildung für die Menschen bei der Digitalisierung gewährt werden. Denn die neue Armut der Zukunft ist Bildung und der Zugang zur Bildung.
Mit der guten Botschaft, dass der Bund in den kommenden Jahren 270 Mrd. € in die Infrastruktur des Bundes investiert und davon 20 % der Gesamtinvestitionen auf NRW entfällt, wünschte Oliver Wittke dem VDV mit einem Glück auf eine erfolgreiche Zukunft für die weiteren Jahre.
Im gebührenden Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten wurde der VDV-Preis 2017 für eine herausragende Abschlussarbeit verliehen. In seiner Laudatio zum VDV-Preis ehrte der Vizepräsident des VDV, Frank Pöhlmann, die Bachelorarbeit der Absolventin Lisa Knopp, Bachelor of Science von der technischen Universität München. Die Preisträgerin hatte in ihrer Bachelorarbeit eine photogrammetrischen 3D-Rekonstruktion von Biberdämmen erstellt, um den Wasserrückhalt des betroffenen Fließgewässers zu simulieren. Aus den Händen von Oliver Wittke nahm Lisa Knopp die Auszeichnung entgegen. Der Preis ist mit einer Prämie von 500 € dotiert.
Nach einem musikalischen Ausklang lud der Landesvorsitzende Ulf Meyer-Dietrich alle geladenen Gäste und Teilnehmer zum Abschluss zu einem kleinen Imbiss ins Foyer der Stadthalle ein.