Am 30.06.2018 fand die Landes-Mitgliederversammlung und -Fachtagung 2018 des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure e.V. (VDV) in Torgau statt. Im öffentlichen Teil der Fachtagung erfolgten zwei interessante Fachvorträge mit geschichtlichen aber auch fachbezogenem Hintergrund. Zur Mittagsstunde übergab der VDV der Stadt Torgau als Dankeschön für den Tagungsort einen GPS-Referenzpunkt zur Kalibrierung von Smartphone. Das Rahmenprogramm der Tagung führte durch die Tagungsstätten des Schloss Hartenfels inkl. Besuch der aktuellen Ausstellungen im Schloss. Im geschlossenen Teil der Tagung erfolgte die 14. Mitgliederversammlung 2018 des Landesverbandes Sachsen im VDV.
Es ist schon Tradition des Landesverbandes Sachsen im VDV, dass der Verband seine alle zwei Jahre stattfindenden Mitgliederversammlungen jeweils mit einer Fachtagung und einem Rahmenprogramm verbindet. Der Landesverband bereist dabei das Land Sachsen und setzt regionale Schwerpunkte. In diesem Jahr sollte im Landkreis Nordsachsen und die große Kreisstadt Torgau an der Elbe in den Fokus des VDV Sachsen und der Teilnehmer der Tagung rücken.
„Torgau – Stadt der Reformationen, Stadt der Renaissance“, so begrüßt die Stadt die Besucher auf Ihrer Internetseite. Weiter heißt es: „Gelegen im Nordwesten des Freistaates Sachsen, an der Elbe zwischen Wittenberg und Meißen, ist Torgau eine Stadt mit einer über eintausendjährigen Geschichte. Landschaftlich geprägt durch umgebende Heidegebiete und die Elbauenlandschaft ist Torgau der ideale Ausgangspunkt für eine Vielzahl an Ausflugszielen. Für geschichts- und architekturinteressierte Besucher wird der Aufenthalt in der Stadt zum Erlebnis.“ In der Tat, das können alle Tagungsteilnehmer sofort unterschreiben. Zudem zeigte sich die Stadt an diesem Tag besonders herausgeputzt und auch das Wetter spielte zur vollsten Zufriedenheit für den Landesvorsitzenden Dipl.-Ing. Matthias Kaden mit. 25° Celsius, immer von oben trocken und stets ein leises Lüftchen waren ideal, um einen wunderschönen Tag im Schloss Hartenfels in Torgau zu genießen.
Wer an Torgau denkt, kommt an der Reformation und an Martin Luther bzw. an seiner Gemahlin, „Frl. Katharina von Bora“, später „Herr Käthe“, wie Martin Luther sie nannte, nicht vorbei. Schließlich siedelte sie nach dem Tode von Martin Luther von Wittenberg nach Torgau über und verbrachte lange Lebensjahre bis zu ihrem eigenen Tode in der Stadt. Zudem ist die Lutherstadt Wittenberg nicht weit von Torgau entfernt. Aus diesem Grund und auch weil das Lutherjahr 2017 gerade ausgeklungen war, hat der VDV Sachsen sich diesem Thema in einem eigenen Fachvortrag als „geodätische Nachbetrachtung des Lutherjahres“ aus Sicht der Lutherstadt Wittenberg befasst. Interessante Aspekte konnte der Referent, Herr Dipl-Ing. (FH) M. Zaplatilek von der Lutherstadt Wittenberg, auch in Bezug auf die kommunalen Anforderungen während des Lutherjahres 2017 in Verbindung mit der Nutzung von Geodaten in einer Kommune den Teilnehmern aufzeigen.
Im Vorfeld hatte Dipl.-Ing. (FH) Rainer Kießling das „Preußische Kataster in Sachsen“ in seinem Vortrag vorgestellt. Mit einigen Anekdoten wurden den sächsischen Kollegen das preußische Kataster und seine „Hinterlassenschaften“ erläutert und vorgestellt. Gerade die an Torgau angrenzenden Gebiete in Nordsachsen gehörten bis zur DDR-Bezirksreform im Jahr 1953 nach Sachsen-Anhalt und haben demzufolge preußischen Ursprung. Dieser preußische Einfluss findet sich noch heute im Liegenschaftskataster wieder. So mussten nicht nur Kollegen in Brandenburg und Sachsen-Anhalt sondern auch Mitarbeiter der Kreisverwaltung Nordsachsen sogenannte ungetrennte Hofräume (uH) über Bodensonderungsverfahren auflösen. Nach der preußischen Separation, einer Feldbereinigung Anfang des 19. Jahrhunderts, erfolgte unter enormen Zeitdruck mit Bildung des preußischen Steuerkatasters im Jahr 1865 die Überführung sämtlichen Kartennachweise der Liegenschaften in die preußischen Gemarkungs-Urkarten. Die in der Separation nicht berücksichtigten Hofräume in den Ortslagen blieben somit als unvermessenes Eigentum bis weit nach dem Jahr 2000 in der Liegenschaftskarte „weiß“ bzw. unvermessen. Nur die Gebäudesteuerrolle übernahm den Eigentumsnachweis - allerdings mit dem großen Nachteil, dass man nicht wusste, wo sich die Liegenschaft örtlich befand. Während man in den westlichen preußischen Gebieten in Nordrhein-Westfalen und vornehmlich in Niedersachen diese Liegenschaften bereits in den 70er und 80er Jahre des letzten Jahrhunderts örtlich vermessen hatte, wurde die uH in den neuen Bundesländern weiterhin nur bei Bedarf aufgelöst und örtlich erfasst bzw. vermessen.
Zwischen beiden Vorträgen, in der Kaffee- und auch in der Mittagspause konnten die Teilnehmer die Ausstellungsstände der aktuellen Vermessungstechnik von den Geräteherstellern LEICA (Leica Geosystems) und TRIMBLE (Fa. Allterra Deutschland GmbH) besichtigen. Die Mittagspause mit den Klängen eines Dudelsackes von einer schottischen Hochzeit im Schloss inkl. Verkostung erlesener schottischer Whisky und die Proben / Aufnahmen zu einem Fernsehclip mit Rock`n Roll Einlagen einer lokalen Tanzgruppe bleiben unvergessen.
Als Höhepunkt der 14. Landesmitgliederversammlung übergab der VDV Sachsen nach der Mittagspause ein Präsent für die Stadt Torgau stellvertretend an „Herr Käthe“. Mittels einer vom VDV gefertigten Tafel kann man zukünftig am alten südlichen Brückenkopf der alten Elbbrücke, der direkt unterhalb von Schloss Hartenfels liegt, mit einem geodätischen Referenz- und Kalibrierungspunkt den GPS-Empfänger seines Smartphones überprüfen.
Das Rahmenprogramm der Tagung führte die Teilnehmer zunächst in einem Rundgang um das Schloss in den alten Rosengarten, der liebevoll wieder hergerichtet wurde. Vorbei an uraltem Pflaster aus dem Mittelalter und an den tierischen Bewohnern des Schlossgrabens, Jette (23), Bea (3) und Benno (3) - drei Braunbären, die das historische Gemäuer "bewachen" - betrat man wieder den Schlossbereich. Der Besuch der Ausstellung "Standfest - Bibelfest - Trinkfest. Johann Friedrich der Großmütige, der letzte Ernestiner Kurfürst" in den Kurfürstlichen Gemächern im Schloss und der Ausstellung "Torgau - Residenz der Renaissance und Reformation" waren äußerst informativ. Die anschließende Führung durch das Schloss zeigte u. a. die Schlosskapelle, den langen Gang und den Großen Wendelstein, einer einzigartigen selbsttragenden Sandsteinwendeltreppe. Die Teilnehmer konnten viel über die Stadt Torgau und das Schloss Hartenfels erfahren. Wer hätte gedacht, dass z. B. Torgau heute vielleicht Landeshauptstadt wäre, wenn sich nicht August der Starke und damit Dresden in den schon immer vorhandenen politischen Machtkämpfen durchgesetzt hatte.
In der Mitgliederversammlung des Landesverbandes Sachsen erfolgten die turnusmäßigen Wahlen des Landesvorstandes für folgende Funktionen:
- stellvertretende/r Vorsitzende/r – Dipl.-Ing. Roland Irmscher;
- Schriftführer/in – Dipl.-Ing. Conny Eppert;
- Referent/in für Hochschulangelegenheiten, TU Dresden – Dr.-Ing. Marita Scheller;
- Referent/in für Freie Berufe – Dipl.-Ing. Uwe Tomisch;
- Referent/in für Öffentlichkeitsarbeit – Dipl.-Ing. Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Fred Mitzkatis;
- Referent/in für Berufsnachwuchs (Neu) – Marcus Schröder.
Der Vorsitzende Dipl.-Ing. Matthias Kaden dankte den ausgeschiedenen Mitgliedern für die bisherige ehrenamtliche Tätigkeit, beglückwünschte alle neuen Funktionsträger und wünschte viel Glück für die kommenden Aufgaben.
Ort: Schloss Hartenfels, Schlossstraße 27, Torgau
Folgendes Programm wurde vom Landesvorstand vorbereitet:
08:00 | Öffnung des Tagungsbüros (Begrüßung mit der Gelegenheit für ein kleines Frühstück) |
09:00 bis 10:00 | Landes-Fachtagung - Eröffnung und Grußworte |
10:00 bis 10:50 | Fachvortrag 1 – „Das Preußische Kataster im Freistaat Sachsen“ |
10:50 bis 11:20 | Kaffeepause und Besichtigung der Ausstellungsstände Vermessungstechnik |
11:20 bis 12:00 | Fachvortrag 2 – „Geodät.Nachbetrachtung des Reformations-Jubiläums 2017“ |
12:00 bis 13:00 | Mittagspause (Schloss Hartenfels, Café im Schloss, Buffet) und Besichtigung der Ausstellungsstände Vermessungstechnik |
13.00 bis 14.30 | Rahmenprogramm Rundgang mit Führung durch das Schloss Hartenfels |
14:30 bis 15.00 | Kaffeepause und Besichtigung der Ausstellungsstände Vermessungstechnik |
15:00 bis 16:30 | Landes-Mitgliederversammlung |
Tagesordnung:
1. Eröffnung und Begrüßung
2. Wahl des Tagungsleiters
3. Genehmigung der Tagesordnung
4. Feststellung der anwesenden Stimmenzahl
5. Bericht des Landesvorsitzenden
6. Bericht der Schatzmeisterin
7. Bericht der Kassenprüfer
8. Aussprache und Diskussion
9. Entlastung des Vorstandes
10. Wahlen zum Landes-Vorstand (Je für 4 Jahre):
- stellvertretende/r Vorsitzende/r
- Schriftführer/in
- Referent/in für Hochschulangelegenheiten, TU Dresden
- Referent/in für Freie Berufe
- Referent/in für Öffentlichkeitsarbeit
- Referent/in für Berufsnachwuchs (Neu)
11. Wahl eines/er Kassenprüfers/in
12. Ehrungen und Auszeichnungen
13. Anträge zur Mitgliederversammlung
14. Verschiedenes
17:00 Uhr Fakultativ Abschlussprogramm
Gemütlicher Ausklang des Tages (Angebote und Programm werden noch mitgeteilt)
Anträge zur Landes-Mitgliederversammlung sind bis zum 28.06.2018 an die o.g. Adresse zu richten. Vollmachten nicht anwesender Mitglieder zur Mitgliederversammlung sind vor Beginn der Veranstaltung dem Vorsitzenden zu übergeben.
Der VDV Landesvorstand Sachsen mit seinem Vorsitzenden hofft auf ein großes Interesse sowie breite Resonanz und würde sich wieder sehr über eine zahlreiche Teilnahme unserer VDV Verbandsmitglieder sowie von befreundeten Fachkollegen/-verbänden/-vereinen und interessierten Gästen freuen.
Für die weitere Vorbereitung unserer Landes-Mitgliederversammlung und -Fachtagung bitte ich Sie um Mitteilung (siehe Anlage: Anmeldung) bis zum 16.06.2018, ob Sie am 14. Landes-Verbandstag des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure e.V., Landesverband Sachsen teilnehmen möchten.