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17. Landesverbandstag mit Mitgliederversammlung

Termin:  15.06.2024 09:30 Uhr
Ort: Döbeln

Der 17. Landesverbandstag wurde vom Bezirk Westsachsen organisiert. Hauptorganisator war Dipl.-Ing. (FH) Jens Franke, unterstützt vom Landesvorsitzenden Dipl.-Ing. (FH) Matthias Kaden und dessen Stellvertreter Hendrik Görne M. Eng..

Die Große Kreisstadt Döbeln befindet sich im Landkreis Mittelsachsen, hat zirka 24.000 Einwohner und ist zentral zwischen Dresden, Leipzig und Chemnitz gelegen. Als Tagungsort wurde das Areal des Restaurants Bürgergarten ausgewählt. Das Gelände ist idyllisch von einem Park umgeben und an einem kleinen Gondelteich gelegen, der leider aufgrund von Bauarbeiten trockengelegt war. Anders als bei sonstigen Tagungen üblich stand uns ein großes Zelt, die „Bürgergarten Arena“ zur Verfügung, das fest installiert ist und zu jeder Jahreszeit für Veranstaltungen genutzt werden kann. Ausgestattet mit Technik, die eine Tagung benötigt und mit Blumenschmuck dekoriert, war es ein schöner Ort für eine Tagung mitten im Sommer. Der Wettergott bot von starkem Regen und Sturm am Vormittag bis zu schönstem Sonnenschein beim gemeinsamen Mittagessen alles auf. Der Landesvorsitzende Matthias Kaden erwähnte in seinen einleitenden Worten, dass der Veranstaltungsort bis 4 Uhr morgens noch Schauplatz einer Abiturfeier war und entsprechend in kurzer Zeit umgebaut werden musste, was sehr gut gelungen war. Wir haben uns jedenfalls sehr wohl gefühlt.

Bezugnehmend auf das Motto der Landesmitgliederversammlung 2022 auf dem höchsten Berg in Sachsen, dem Fichtelberg im Erzgebirge, „Höher geht’s nicht im Freistaat Sachsen“ lautete das Motto der aktuellen Veranstaltung „Größer geht’s nicht im Freistaat Sachsen – Riesen-Stiefel von Döbeln“. Der Oberbürgermeister von Döbeln Sven Liebhauser erklärte später in seinem Grußwort die Bedeutung des Riesenstiefels.

Anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Döbelner Schuhmacherinnung 1925 wurde er auch im Jahr 1925 angefertigt und ist heute mit seiner imposanten Höhe von 3.70 m im Großen Sitzungssaal des Rathauses ausgestellt.

Matthias Kaden eröffnete die Veranstaltung und begrüßte die anwesenden Mitglieder und Gäste. Eine besondere Ehre und Wertschätzung der Arbeit im Landesverband Sachsen war die Anwesenheit des VDV-Bundesvorstandes in Person des Präsidenten Dipl.-Ing. Wilfried Grunau und des Geschäftsführers Dipl.-Ing. Burkhard Kreuter. Beide waren bereits am Freitag vor der Tagung angereist und von Matthias Kaden in Döbeln begrüßt worden. Der Landesvorsitzende sprach einige Worte zum Schwerpunkt der Fachtagung „Digitale Welt und Künstliche Intelligenz Einerseits – Bewahrung und Behütung traditioneller Werte Andererseits – Ausschluss oder Symbiose?“

Wir können und sollten uns dem Einzug neuer Techniken in unsere Arbeitswelt nicht entziehen, sondern sie zu unserem Vorteil nutzen, wie wir das schon immer gemacht haben. Er wies auch auf die beiden Aussteller hin, LEICA Geosystems vertreten durch Dipl.-Ing. Andy Rothe und AllTerra Deutschland, vertreten durch Dipl.-Ing. Thomas Seipt, die uns während der gesamten Tagung mit der Präsentation ihrer Technik und für Gespräche zur Verfügung stehen sollten.

Matthias Kaden begrüßte danach den Oberbürgermeister von Döbeln, welcher es dankenswerterweise kurzfristig ermöglichen konnte, der Eröffnung unserer Veranstaltung in seiner Stadt beizuwohnen.

Sven Liebhauser stellt viele Facetten von Döbeln vor. Bemerkenswert ist, dass die Innenstadt als „größte Insel Sachsens“ bezeichnet werden kann, da sie vollständig von der Mulde umschlossen ist. Nach den verheerenden Hochwassern von 2002 und 2013 wurden deshalb viele Maßnahmen realisiert, um die Innenstadt zu schützen. Der Bau des Schloßberg-Wehres, der Flutmulde und von zwei Regenrückhaltebecken sind teilweise schon realisiert. Sven Liebhauser betonte, dass die Bevölkerung all diese Maßnahmen unterstützt, was leider nicht immer selbstverständlich ist. Der Neubau des Schulcampus Döbeln Ost ist geplant. 160 Arbeitsplätze entstanden für den Sächsischen Rechnungshof, wofür ein altes Kasernengelände nachhaltig genutzt wurde. Der Neubau des Polizeireviers wird gute Bedingungen für 80 Angestellte schaffen. Wir erfuhren auch, dass die erwähnten Baumaßnahmen in der Nähe unseres Tagungsortes erfolgen, um mit drei Millionen Euro Fördermitteln für die Stadtumgestaltung den Park und Teich des Bürgergartens zu sanieren. Neben dem erwähnten Riesenstiefel gibt es noch Sehenswürdigkeiten wie die Döbelner Pferdebahn, die von 1892 bis 1926 betrieben wurde. Als Ober- und Niedermarkt saniert wurden, verlegte man Gleise, sodass es dank eines Traditionsvereines seit 2007 zeitweise wieder möglich ist, mit der Pferdebahn zu fahren. Das Deutsche Pferdebahnmuseum war auch das Ziel der Exkursion, die sich an die Landesmitgliederversammlung am Nachmittag anschloss.

Das Geburtshaus von Erich Heckel, Expressionist und Mitbegründer der Künstlervereinigung Brücke steht in Döbeln. Döbeln hat ein Stadttheater, das CiD-Cinema, Erholungsflächen wie die Parkanlage Klosterwiesen und seit kurzem, dank des Engagements der Stadt Döbeln und des Oberbürgermeisters, mit Karls Erlebnisdorf auch einen überregional bekannten Anziehungspunkt.

Sven Liebhauser lud alle herzlich ein, Döbeln zu besuchen und wünschte abschließend der weiteren Tagung einen erfolgreichen Verlauf.

Dr. Lothar Beier, 1. Stellvertreter des Landrates Mittelsachsens, hatte sich entschuldigt, sodass im Folgenden Dr. Gunnar Katerbaum, stellvertretender Präsident des GeoSN und Abteilungsleiter Geobasisdaten / Service im Landesamt für Geobasisinformation Sachsen, ein Grußwort sprach. Er dankte für die Einladung und übermittelte Grüße von Ronny Zienert, seit 2023 Präsident des GeoSN. Die Absicht zur Umwandlung vom Staatsbetrieb in ein Landesamt war zur letzten Tagung in Oberwiesenthal 2022 bereits von Dr. Gunnar Katerbaum kommuniziert worden und ist jetzt vollzogen. Entsprechend des Mottos der Veranstaltung informierte Dr. Katerbaum über die Strategie Geobasisinformationen 2030, die sich in automatisierte Bilderkennung einerseits und der Erstellung eines Digitalen Zwillings Sachsen, gemeinsam mit dem Bundesamt für Kartographie, als digitales Abbild des Freistaates Sachsen, gliedert. Die öffentliche Vorstellung dieses Projektes fand am 05. Juni 2024 im Hygienemuseum in Dresden statt. Auf der Website des GeoSN sind weitere Informationen verfügbar. Dr. Katerbaum erläuterte, dass Geobasisdaten in Sachsen mittlerweile umfassend als Open Data für Stadt und Land zur Verfügung gestellt werden. Eine Fachgruppe wurde gebildet, die sich mit der Verbindung von BIM und GIS beschäftigt. Weiterhin möchte das GeoSN die Ausbildung des Berufsnachwuchses unterstützen.

Das folgende Grußwort sprach Dipl.-Ing. Wilfried Grunau, Präsident des VDV.

Er dankte allen Mitgliedern, die sich in den Landesverbänden engagieren und den VDV so zu einer „Familie“ werden lassen.

Wichtig ist die Zusammenarbeit mit anderen Ingenieuren z. B. im Zentralverband der Ingenieurvereine ZBI. Dieser bündelt als Dachverband seiner Mitgliedsverbände die Interessen von 50.000 Ingenieurinnen und Ingenieuren in den einzelnen Mitgliedsverbänden. Wilfried Grunau berichtete aus seiner eigenen Erfahrung, dass Politiker eher bereit sind, einer Vertretung von 50.000 Ingenieuren Gehör zu schenken als einzelnen Fachgruppen, z. B. 700 Ingenieuren der Wasser- und Schifffahrt. Der Zentralverband nimmt an Anhörungen vor der Erstellung neuer Gesetze teil, koordiniert verschiedene Standpunkte und ist beispielsweise in die Überarbeitung alter und die Erstellung neuer DIN-Normen eingebunden. Die erfolgreiche Kampagne „Weltvermesserer“ verschiedener Vermessungsverbände, ausgezeichnet in den sozialen Medien, dient der Gewinnung von Berufsnachwuchs.

Das VDVmagazin wird seit 2022 vom VDE Verlag produziert. Zu dieser Verlagsgruppe gehört auch der in der Medienwelt sehr anerkannte Wichmann Verlag. Das VDVmagazin gilt als eines der besten Magazine der Branche, auch wegen seiner Praxisorientierung, die für die Wissenschaft wichtig ist.

Die jährliche Verleihung des „Goldenen Lotes“ gilt als wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit. Die renommierten Preisträger aus Politik, Kultur, Wissenschaft sind nicht unbedingt Vermesser, aber sie können unsere Anliegen in die breite Öffentlichkeit tragen. Das ist uns wichtig in Bezug auf eine wachsende öffentliche Wahrnehmung und signifikante Wertschätzung unseres Berufsstandes.

Umfragen, die der VDV unter anderem zu Bildung, Arbeitsplatzsituation (Online oder Präsenz) und Gehalt durchführt, liefern wichtige Informationen für die Mitglieder.

Anschließend sprach Dipl.-Ing. Burkhard Kreuter, Bundesgeschäftsführer des VDV. Er übermittelte der Veranstaltung die herzlichsten Grüße des Vorsitzenden des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen Dipl.-Ing. Ulf Meyer-Dietrich.

Matthias Kaden begrüßte Dipl.-Ing. (FH) Andreas Zeller als Stellvertretenden Landesvorsitzenden unseres nordwestlichen Nachbar-Landesverbandes Sachsen-Anhalt. Der Landesvorsitzende Dipl.-Ing. Achim Dombert M. Eng., wie auch die Landesvorsitzenden unserer anderen Nachbarn aus den beiden Freistaaten Thüringen und Bayern sowie aus Berlin/Brandenburg konnte leider nicht selbst an der Veranstaltung teilnehmen.

Weiterhin begrüßte unser Landesvorsitzender Matthias Kaden als Gäste Prof. Dr.-Ing. Wolffried Wehmann und Prof. Dr.-Ing. Jörg Zimmermann, beide ehemals Dekane und Professoren an der HTW Dresden.

Matthias Kaden entschuldigte Dipl.-Ing. Felix Raderecht, Vorsitzender des DVW Landesvereines Sachsen, der sich leider kurzfristig entschuldigte.

Prof. Dr.-Ing. Wehmann brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass er es „endlich mal geschafft habe zum Landesverbandstag“, weil er seit dem Eintritt in den Ruhestand auch dafür endlich Zeit findet.

Er betonte, dass die Verbindung von VDV, BDVI, DVW und Markscheidern untereinander enorm wichtig ist. Auch die Zusammenarbeit mit Architekten und Bauingenieuren muss funktionieren, man sollte „eher miteinander sprechen“. Die Wintervortragsreihe der HTW Dresden läuft seit vielen Jahren in Präsenz, aber nun auch online (Hybrid) weiterhin sehr erfolgreich. Die Organisation hat Prof. Wehmann an seine Nachfolgerin Frau Prof. Dr.-Ing. Anja Heßelbarth übergeben. Auch das Format des digitalen Geostammtisches erfreut sich wachsender Beliebtheit und sollte weiter zunehmend genutzt werden.

Zum letzten Grußwort des Tages trat Dipl.-Ing. Peter Boxberger, Vorsitzender der BDVI-Landesgruppe Sachsen, ans Rednerpult.

Er bedankte sich persönlich bei Matthias Kaden für die gute Zusammenarbeit von BDVI und VDV bei den Anhörungen im Sächsischen Landtag zur Novellierung des Sächsischen Vermessungs- und Katastergesetzes. Die Zusammenarbeit war auch deshalb wichtig, weil es nicht einfach war, die Abgeordneten der vertretenen Parteien von der Zustimmung zur Gesetzesänderung, damit von der Liberalisierung und Modernisierung im Amtlichen Vermessungswesen, zu überzeugen.

In Anbetracht des ersten Fachvortrages schilderte Peter Boxberger seine Erfahrungen mit dem Versuch, die Strecke zwischen Kamenz und dem Tagungsort Döbeln mit dem ÖPNV zurückzulegen. Viereinhalb Stunden Reisezeit wären notwendig gewesen – ein deutlicher Hinweis, dass der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur und die Vernetzung verschiedener Angebote in Sachsen unbedingt notwendig sind. Zum Digitalen Zwilling Sachsen regte Peter Boxberger an, auch über die Einbindung weiterer Daten nachzudenken. Für den Oberbürgermeister Sven Liebhauer gab es noch den Hinweis, dass Kamenz über ein Geoportal verfügt, welches zum Beispiel für geplante Industrieansiedlungen äußerst wichtig ist.

Er bedankte sich nochmals bei Matthias Kaden für die ausgezeichnete Zusammenarbeit von BDVI und VDV hier, im Freistaat Sachsen.

Nun wurde es höchste Zeit für den ersten Fachvortrag. Referent Dipl.-Ing. Robert Franke, Projektleiter bei der LiSt GmbH, sprach über Konzepte zur Entwicklung des Schienengüterverkehrs im Rahmen des Strukturwandels“. Die LiSt GmbH betreut dazu das Projekt VerMoL. Die Abkürzung bedeutet Begleitende Vernetzung und Beratung sowie Mitwirkung an einer koordinierten und verkehrsträgerübergreifenden Entwicklung überregional wirksamer Mobilitäts- und Logistikangebote. Die LiST GmbH, Gesellschaft für Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen, präsentiert sich als Dienstleistungsunternehmen und Kompetenzzentrum im sächsischen Straßenbau mit 25-jähriger Geschäftstätigkeit. Landesbehörden und Ministerien in Sachsen sollen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen beim Thema Mobilität in Sachsen kompetent unterstützt und beraten werden. Die Herausforderungen sind die Umsetzung großer Infrastrukturprojekte und das Vorantreiben der Digitalisierung. 

Jeder kennt sie aus eigener Erfahrung – die Kolonnen an Lkw, die auf sächsischen Autobahnen bestenfalls auf der rechten Fahrspur unterwegs sind oder einen Stau bilden. Sie transportieren oft Güter, die eigentlich auf die Schiene gehören.

Dieses Lkw-Aufkommen soll gelenkt und umgeleitet werden. Dafür werden Machbarkeitsstudien für den Neu- oder Umbau von Straßen- und Eisenbahntrassen erstellt.  Relevante Themen sind dabei u.a. Verkehrsverlagerungskonzepte von der Straße auf die Schiene, Intelligente Verkehrssysteme (IVS) zur Nutzung der Straßeninfrastruktur und Gewerbegebietsentwicklung inklusive Gleisanschluss.

Diese Themen sind bei unterschiedlichen Ministerien in Sachsen angesiedelt. VerMoL soll auch dabei Verbindungen schaffen und die Vernetzung von Ministerien und Ämtern mit der Wirtschaft, Zweckverbänden und Netzwerken sowie der Forschung fördern. Projekte dieser Bedeutung müssen außerdem über sächsische und bundesdeutsche Grenzen hinweg international gedacht werden.

Robert Franke erläuterte die Vorgehensweise am Beispiel der Autobahn A4, die Sachsen stark frequentiert in Ost-West-Richtung im Transitverkehr durchquert. Der Schwerlastverkehr ist vor Allem im östlichen Teil stark ausgeprägt. Zuerst stellt sich die Frage, wer wohin unterwegs ist. Diese Daten sind selbst für eine Gesellschaft, die im Auftrag des Freistaates Sachsen recherchiert, gar nicht so einfach zu bekommen. Das vom Bund vorgegebene Ziel ist, bis 2030 den Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene von momentan 18 Prozent auf 25 Prozent zu erhöhen. VerMoL untersucht deshalb, welche Infrastruktur dafür notwendig ist. Was ist schon vorhanden und was muss in bestehende Anlagen investiert werden, um sie für die neuen Herausforderungen aufzurüsten? Es werden Häfen analysiert, ebenso das Güterverkehrszentrum Dresden oder der Railport Chemnitz. Es gibt grenzüberschreitende Marktanalysen. Zusammengearbeitet wird mit Zweckverbänden, den künftigen Nutzern und es gibt eine wissenschaftliche Begleitung. Zurzeit wird ein Logistikkonzept erarbeitet, wobei man in kurz-, mittel- und langfristigen Zeiträumen denkt.

Es wurden einzelne Standorte näher vorgestellt, z. B. Kodersdorf, Löbau und Bautzen.

In Bautzen sollten Gleise zum Bahnhof neu verlegt werden. Hendrik Görne, ebenfalls Mitarbeiter der LiST GmbH, berichtete zu den Vermessungsarbeiten. Anfang 2022 erfolgte eine Drohnenbefliegung des recht unwegsamen Geländes. Die Geländeaufnahme mit einer Genauigkeit im Dezimeterbereich war gut und ausreichend für die in der Öffentlichkeitsarbeit notwendigen Visualisierungen. Auch eine Kombination mit dem DGM1 des GeoSN war hilfreich. Ein Teil des Geländes wurde dennoch klassisch vermessen, um die Anforderungen an die benötigten Daten zu erfüllen.

Robert Franke zog abschließend das Fazit, dass der Strukturwandel in vollem Gang ist, Sachsen als Wirtschaftsstandort attraktiv bleiben muss, der Klimawandel berücksichtigt werden muss und nicht zuletzt, die Menschen, die in Sachsen leben und arbeiten, eingebunden werden müssen. Dazu dienen auch Projekte wie VerMoL. Aus dem Publikum wurde die Frage gestellt, ob sich nicht der Bund um die Entlastung des Straßennetzes vom Schwerlastverkehr und Verlagerung auf die Schiene kümmern müsste. Der Referent antwortete, dass die Bundesländer selbst Vorschläge zu diesem Thema an den Bund herantragen sollten. Ohne diese Aktivitäten entwickelt sich wohl eher wenig.

Wer bezahlt die Kosten des Umstiegs, war eine nächste Frage. Robert Franke antwortete, dass von Bund und Land zuerst Infrastruktur zur Verfügung gestellt und vorfinanziert werden muss. Wird diese genutzt, kann man beispielsweise mit Erhebung einer Maut Einnahmen tätigen.

Durch den Vortrag von Robert Franke konnten wir einen spannenden Einblick „hinter die Kulissen“ der Verkehrswende und des Strukturwandels erhalten. Erstaunlich war, dass selbst im Auftrag von Behörden tätige Unternehmen Schwierigkeiten haben, die für ihre Arbeit notwendigen Daten zu erheben. Es scheint sinnvoll, durch Unternehmen wie die LiST GmbH einen Koordinator verschiedener Interessen aus Wirtschaft, Forschung, Verwaltung, Politik und Interessenverbänden einzusetzen.

Bevor der zweite Fachvortrag des Tages begann, hatten Vertreter beider Aussteller Gelegenheit, ihre Firmen und Produkte in kurzen Vorträgen vorzustellen.

Thomas Seipt vertrat die AllTerra Deutschland GmbH. In den siebziger Jahren gegründet, ist AllTerra heute ein weltweit agierender Konzern. Vermessungstechnik ist nur ein Teil des Produktangebotes. Weltweit produziert werden klassische Vermessungssysteme und Laserscanner und es wird Software entwickelt.

Andy Rothe repräsentierte Leica Geosystems. Seit 200 Jahren entwickelt die Firma Lösungen für Vermessungsaufgaben und gehört heute zu Hexagon, einem weltweit führenden Anbieter von Informationstechnologien. Andy Rothe machte darauf aufmerksam, dass die Bedeutung von Maschinensteuerungen in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Laserscanner können mittlerweile auch automatisiert für Routinearbeiten eingesetzt werden.

Der zweite Fachvortrag wurde von Dipl.-Ing. Cindy Carl, Projektingenieurin im Bereich Fahrwege bei der InfraGO AG, gehalten. Das Thema lautete: „BIM auf freier Strecke – am Projekt DB Neubaustrecke Dresden – Prag“. Die InfraGO AG, eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bahn AG, ist seit ihrer Gründung Ende 2023 für das rund 33.400 km lange Streckennetz inklusive aller betriebsnotwendigen Anlagen verantwortlich. Die Anwendung von BIM-Methoden dürfte dabei sehr hilfreich sein. Die Pilotphase der BIM-Einführung ist laut Frau Carl abgeschlossen, aber „in der Realität ist noch viel Pilot“. 2025 soll zumindest der Planungsprozess mit BIM funktionieren. In den Bauphasen wird noch oft im Pilotmodus gearbeitet. Der Betrieb der Anlagen nach Beendigung der Baumaßnahmen ist im Moment so gut wie nicht in den BIM-Prozess eingebunden. Im Jahr 2023 gab es 495 laufende BIM-Projekte.

Seit 2024 gibt es eine Objektbibliothek für Fahrwege, die noch Verbesserungspotential besitzt. Die Objektbibliothek der DB-Station und Service AG, die für die Stationsnutzung von Personenbahnhöfen verantwortlich ist, ist in der Entwicklung deutlich weiter vorangeschritten. Frau Carl stellte verschiedene Standardisierungsgrade für BIM-Anwendungsfälle in Planung und Bau vor.

Vor allem aus Dresden und Umgebung stammende VDV-Mitglieder waren natürlich neugierig, etwas über die geplante Neubaustrecke Dresden-Prag zu erfahren.

Auch alle anderen Zuhörer waren gespannt darauf, mehr über das Vorhaben zu erfahren, das nach der Realisierung den längsten Eisenbahntunnel Deutschlands mit 18 km Länge auf deutscher Seite und 12 km Länge auf der tschechischen Seite hervorbringen wird. Notwendig ist das Projekt, um Transportzeiten zu verkürzen, mehr Güter und Personen transportieren zu können und eine hochwassersichere Alternative zum bis jetzt extrem intensiv genutzten Weg durch das ansonsten beschauliche Elbtal zu schaffen.

Die Gesamtlänge der Strecke wird nach der Fertigstellung zirka 150 km betragen. Sie ist in mehrere Abschnitte unterteilt, wobei drei Abschnitte auf deutscher Seite gebaut werden. Der erste Bereich liegt zwischen Dresden und Heidenau. Auf 18 km wird die vorhandene Strecke ausgebaut, um mehr Kapazität zu schaffen. Der Ausbau des Güterbahnhofs Dresden-Friedrichstadt findet ebenfalls im Rahmen dieses Projektes statt.

Der dritte Abschnitt stellt die größte Herausforderung dar. Zwischen Heidenau auf deutscher Seite und Usti nad Labem auf tschechischer Seite muss das Erzgebirge mit einem Tunnel unterquert werden.

Begonnen wurde mit einem Vergleich verschiedener Streckenverläufe als Volltunnel- und Teiltunnelvarianten. Im Ergebnis entschied man sich Ende 2023 für einen Volltunnel mit zwei Röhren, der direkt nach Heidenau beginnen und fast bis Usti nad Labem führen wird. Es wird mit zirka fünf Millionen Tonnen Abraum gerechnet. Die maximale Überdeckung durch das Erzgebirge beträgt 600 m. Die vorgeschlagene Variante geht im Rahmen der Parlamentarischen Befassung an den Deutschen Bundestag.

Zu diesem Projekt informieren können sich Interessierte an einem Informationspunkt in der Nähe des Bahnhofes Heidenau-Großsedlitz, der historischen „Pech-Hütte“, sowie im Internet, u. a. auf einer interaktiven Karte. Geplant ist, die Strecke 2039/40 in Betrieb zu nehmen. Da das ein recht langer Zeitraum ist, sollten schon jetzt alle verfügbaren neuen Techniken, auch die BIM-Methodik, konsequent in allen Projektabschnitten angewandt werden.

Es wird ein Bestandsmodell angefertigt, das in räumliche und fachliche Teilmodelle gegliedert werden kann. Dieses Bestandsmodell muss sehr sorgfältig und korrekt erstellt werden, da es jahrelang als Grundlage verwendet werden wird. Zu Beginn müssen sich beteiligte Vermessungsingenieure und Planer sehr genau zu Begriffen und Definitionen abstimmen.

Man kann sich gut vorstellen, dass das ein zeitaufwändiger Prozess ist. Deshalb wird das Bestandsmodell in unterschiedlichen Stufen erstellt, damit mittels des einfachsten Modells schon mit der Vorplanung begonnen werden kann.

Die erste Stufe umfasst Daten aus dem DGM, dem Kataster und Luftbildern. In einer zweiten Stufe werden einzelne Bauwerke, Kabelkanäle und Details aus der Vermessung hinzugefügt. Auch Umweltdaten werden integriert, entweder in 2D auf das DGM gemappt oder bei sensiblen Daten wie Trinkwasserschutzgebieten in 3D eingefügt.

Cindy Carl zeigte ein Anwendungsbeispiel, in dem am Planungsmodell eine Kollisionsanalyse zwischen der geplanten Oberleitung und bestehenden Freileitungen durchgeführt wurde. Konfliktpunkte können so rechtzeitig erkannt und umgeplant werden. Das Planungsmodell kann ebenfalls zur Visualisierung des Projektes für die Öffentlichkeit verwendet werden.

Im Projektgebiet gibt es zwei signifikant unterschiedliche Koordinatenreferenzsysteme.

In Sachsen wird das ETRS89/DREF91(R2016) verwendet, auf tschechischer Seite das ETRS89-CZ. Bei der Baumaßnahme handelt es sich um ein sehr langes Ingenieurbauwerk (Tunnel) mit sehr hohen Anforderungen an die Genauigkeit. Aus diesem Grund wird zurzeit an der HTW Dresden in einer Studie von Prof. Dr.-Ing. Christian Clemen untersucht, ob ein projekteigenes Koordinatenreferenzsystem benötigt wird. Der Bau der Neubaustrecke Dresden-Prag und speziell der Bau des Tunnels unter dem Erzgebirge wird in Zukunft sicher oft Thema beim VDV-Landesverband Sachsen sein.

Wir hörten zwei sehr spannende Vorträge, die von Cindy Carl und Robert Franke gemeinsam mit Hendrik Görne sehr souverän und mit Begeisterung für die Themen präsentiert wurden. Dafür wurden die Referenten mit Geschenken und Blumen honoriert.

Gestärkt an einem leckeren Mittagsbuffet und nach intensiven Fach-Gesprächen über die Inhalte der Vorträge, konnte die 17. Landesmitgliederversammlung beginnen, die entsprechend der bekannten Tagesordnung die Rechenschaftsberichte, weiterhin auch die zyklische Wahl einiger Vorstandsmitglieder umfasste. Krönenden Abschluss bildeten hier die Ehrungen mit der Silbernen Verbandsnadel des VDV an Herrn Dipl.-Ing. Jan Neidhardt und Herrn Dipl.-Ing. Thomas Seipt. Blumen-Präsente an alle entlasteten und gewählten Vorstände sowie an die geehrten Mitglieder verliehen unserer 17. Mitgliederversammlung einen festlichen Charakter.

Danach trafen sich die Teilnehmer vor der Tagungsstätte, um bei einem Spaziergang durch Döbeln den Ort des abschließenden Programmpunktes zu erreichen - das Deutsche Pferdebahnmuseum Döbeln.

Im Museum wird mittels Schautafeln, Modellen und einigen Originalexponaten die Geschichte der Pferdebahnen erzählt. Der Bogen spannt sich dabei von den ersten pferdegezogenen Kohlebahnen über die ersten Pferde-Eisenbahnen mit Personenbeförderung und die erste Pferde-Straßenbahn der Welt 1832 in New York zu den etwa 100 Pferdestraßenbahnen in Deutschland.

In einem zweiten Ausstellungsraum wird auf Besonderheiten und Kuriositäten eingegangen, die es weltweit gab. Vor allem wird aber auf die Geschichte der Döbelner Pferdestraßenbahn eingegangen, die von 1892 bis 1926 fuhr und dann durch den Kraftomnibus abgelöst wurde. Die beiden Endpunkte werden in Modellen gezeigt, die der Hobbybastler Seifert anfertigte. Von ihm stammt auch das Modell des Postamtes und des Post-Straßenbahnwagens, der früher die Postsendungen zwischen dem Postamt im Stadtzentrum und dem Hauptbahnhof transportierte.

Anziehungspunkt nicht nur für die Kinder ist eine Modell-Pferdebahnanlage, auf der ein Wagen seine Runden zieht. Geschaffen wurde sie 2009 vom Feinmechanikermeister und Modelleisenbahner Volkmar Schumann aus Lutherstadt Wittenberg. Deshalb zeigt die eine Seite der Anlage den Obermarkt in Döbeln nach alten Fotografien, die andere Seite aber die Collegienstraße in Wittenberg, wo früher auch eine Pferdebahn fuhr. Volkmar Schumann schuf auch drei Wagenmodelle mit Pferden und Figuren: Eines zeigt einen Wagen der alten Döbelner Pferdebahn, eines den heutigen Museumswagen und das dritte einen Wagen der Wittenberger Pferdebahn. Alle sind funktionsfähig, können aber nicht gleichzeitig eingesetzt werden, da sie unterschiedlich schnell sind.

Mit Vorfreude sehen die Mitglieder dem 18. Landesverbandstag entgegen, der im Jahr 2026 vom Bezirksverband Ostsachsen (Dresden) organisiert werden wird.

Chris Sylvia Petz

 

 

 

Der Landesverband Sachsen lädt zum 17. Landesverbandstag (Mitgliederversammlung und Fachtagung 2024) des Verbandes Deutscher Vermessungsingenieure e.V. 

Termin:          

Samstag, am 15.06.2024, Beginn 09:30 Uhr

Tagungsort:   

Friedrichstraße 20 a, 04720 Döbeln/Freiberger Mulde,

im:                  

„Restaurant „Bürgergarten“, Bürgergarten Arena

zum Thema:   Größer geht’s nicht im Freistaat Sachsen – Riesen-Stiefel von Döbeln

                        Schwerpunkt: Digitale Welt und Künstliche Intelligenz Einerseits – Bewahrung und Behütung
                        traditioneller Werte Andererseits – Ausschluss oder Symbiose?   

herzlichst ein.

Folgenden Programmentwurf planen und organisieren wir aktuell für Sie (Änderungen vorbehalten):

08:30 Uhr                           Öffnung des Tagungsbüros

                                            Begrüßung mit der Gelegenheit für ein kleines Frühstück und Besichtigung der
                                            Präsentation von Vermessungstechnik (Instrumente und Zubehör) div. Aussteller

 

09:30 Uhr                            Landesfachtagung - Eröffnung und Grußworte

10:15 Uhr bis 10:50 Uhr       Fachvortrag 1      

                                            VerMoL (Vernetzung von Mobilität und Logistik) – Vorstellung von Konzepten zur
                                            Entwicklung des Schienengüterverkehrs im Rahmen des Strukturwandels,
                                             
LISt Gesellschaft für Verkehrswesen und ingenieurtechnische Dienstleistungen mbH

10:50 Uhr                             Kurzvorstellung der Aussteller (Vermessungstechnik: Instrumente und Zubehör)

11:00 Uhr bis 11:30 Uhr       Kaffeepause und Besichtigung der Präsentation von Vermessungstechnik

11:30 Uhr bis 12:10 Uhr       Fachvortrag 2

                                            BIM auf freier Strecke – am Projekt DB Neubaustrecke Dresden - Prag,
                                             DB InfraGO, Geschäftsbereich Fahrweg

10:00 Uhr bis 12:00 Uhr    Rahmenprogramm (für alle Mitreisende Partner und Freunde)

                                             Stadtführung inkl. Besteigung Rathausturm sowie Besichtigung Riesenstiefel  

12:15 Uhr bis 13:30 Uhr       Mittagspause für alle Teilnehmer (Restaurant Bürgergarten)
                                             und Besichtigung der Präsentation von Vermessungstechnik

13:30 Uhr bis 15:00 Uhr     Landesmitgliederversammlung

Es wird folgende Tagesordnung vorgeschlagen:

Tagesordnung:                   

  1. Eröffnung und Begrüßung
  2. Wahl des Tagungsleiters
  3. Genehmigung der Tagesordnung
  4. Feststellung der anwesenden Stimmenzahl
  5. Bericht des Landesvorsitzenden
  6. Bericht des Schatzmeisters
  7. Bericht der Kassenprüfer
  8. Aussprache und Diskussion
  9. Entlastung des Vorstandes
  10. Wahlen zum Landesvorstand (je für 4 Jahre):
  •     Landesvorsitzende/r
  •     Schatzmeister/in
  •     Referent/in für ÖbVI
  •     Referent/in für Öffentlichen Dienst
  •     Referent/in für Öffentlichkeitsarbeit
  •     Referent/in für Hochschulangelegenheiten (HTW Dresden)
  •     Referent/in für Hochschulangelegenheiten (TU BA Freiberg)
  •     Referent/in für Hochschulangelegenheiten (TU Dresden) - (für 2 Jahre)

      11.  Wahl eines/er Kassenprüfers/in
      12.  Ehrungen und Auszeichnungen
      13.  Anträge zur Mitgliederversammlung
      14.  Verschiedenes

Alternative für Familie, Partner und Freunde: Besuch des Döbelner Stadtfestes 2024

Ab 15:00 Uhr                      Rahmenprogramm – für alle Teilnehmer
                                            Besuch und Führung durch das Deutsche Pferdebahnmuseum Döbeln

Anschließend                    Ausklang auf dem Döbelner Stadtfest, ggf. Abendessen in örtlicher Lokalität

 

Anträge zur Landesmitgliederversammlung sind bis zum 14.06.2024 an den Landesvorsitzenden zu richten.
Vollmachten nicht anwesender Mitglieder zur Mitgliederversammlung sind vor Beginn der Veranstaltung dem Vorsitzenden zu übergeben.

Der VDV-Landesvorstand Sachsen mit seinem Vorsitzenden hofft auf ein großes Interesse sowie breite Resonanz und wünscht sich wieder eine zahlreiche Teilnahme unserer Verbandsmitglieder sowie von befreundeten Fachkollegen/-verbänden/-vereinen und interessierten Gästen. Bitte merken Sie  sich diesen Termin sehr gern schon vor, die ausführliche Einladung folgt.

Verwenden Sie für Ihre Anmeldung bitte das nachstehende Anmeldeformular.

Auf Ihre Anwesenheit freuen wir uns und verbleiben in der Hoffnung auf eine erfolgreiche Veranstaltung mit einem „Herzlichen Willkommen“.


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